Bye bye Berlin – Von der Stadt aufs Land ziehen

13. Juli 2020
familieberlin
Familienleben | Landleben

Nun ist sie also angebrochen, unsere letzte Woche in Berlin mit ganz normalem Alltag, denn dann werden wir von der Stadt aufs Land ziehen. Wenige Male gehen wir nun nochmal den Weg in den Kindergarten, setzen uns an unsere Schreibtische oder gehen einkaufen, wo wir die letzten Jahre eingekauft haben. Denn bald ist alles anders. Bald leben wir auf dem Land. Und während viele Wegziehende gerne argumentieren, dass sie ja noch im Umland einer größeren Stadt wohnen, können wir das nicht mehr behaupten.

Ja, wir sind trotzdem in etwas über einer Stunde in Berlin und haben auch die Möglichkeit, mit dem Regionalzug regelmäßig und einfach nach Berlin zu kommen. Aber Speckgürtel ist anders. Und überhaupt wird vieles für uns anders sein. Wir haben beschlossen, die große Stadt, Berlin, zu verlassen. Aber in meinen Augen kehren wir ihr nicht den Rücken. Wir vergrößern nur unseren Wirkungskreis.

Stadtleben: Für uns nicht mehr passend?

Wir haben schon sehr lange mit dem Gedanken gespielt, Berlin zu verlassen und von der Stadt aufs Land zu ziehen. Die Gründe waren immer wieder präsent: Es ist einfach so schön auf dem Land und in meiner alten Heimat Uckermark. Es ist umso vieles ruhiger und doch ist alles da, was wir brauchen. Wir sind dennoch schnell genug in der Stadt, wenn uns nach Trubel ist. Wir haben gemerkt, dass eine unserer Töchter in der Stadt oft so angespannt und unter Strom war, was sie auf dem Land nie war.

Ich könnte die Liste noch mehr erweitern. Am Ende waren wir uns sicher, haben uns aber für die Entscheidung über ein Jahr Zeit gelassen. In diesem Jahr haben wir viel beobachtet und geschaut: Was nutzen wir wirklich von Berlin? Wo gehen wir hin und worauf sind wir angewiesen, was es auf dem Land nicht gäbe? Das Fazit war schnell gezogen: Nicht viel. Da nun sogar unsere Kinderärztin aus Berlin in die Uckermark gezogen ist, mussten wir nicht mal auf eine für uns vertrauenswürdige medizinische Versorgung unserer Tochter verzichten. Wir haben gemerkt: Je mehr wir also in dieses Gedankenspiel Landleben eintauchen, desto wohler fühlen wir uns.

Aber ein Punkt war es wohl, der uns final dazu gebracht hat, die Stadt zu verlassen und genau an diesen Ort zu ziehen, denn wir hatten mehrere Regionen im Auge. Wir ziehen in die pure Natur. Um uns Wald, direkter Zugang zum See, Felder und Wiesen in unmittelbarer Nähe. So eine Möglichkeit in Verbindung mit der Familie in der Nähe gibt es selten.

Von der Stadt aufs Land ziehen
Eine von uns freut sich besonders auf die neue Nachbarin mit Fell

Hallo Landleben: Haben wir Zweifel?

Ich würde Lügen, wenn ich mit NEIN antworten würde. Natürlich habe ich Sorgen. Doch die hätte ich genauso, wenn wir von Prenzlauer Berg nach Steglitz ziehen würden oder gar nach München, denn wir verlassen unser gewohntes Umfeld. Finden wir Anschluss? Finden die Kinder neue Freunde? Fühlen wir uns wohl? Was, wenn uns unsere alten Freunde oder das Lieblingscafé fehlen? Diese Möglichkeiten gibt es wohl immer und sind für mich nicht an Stadt- oder Landleben geknüpft. Aber ja, manchmal habe ich auch Sorge, dass mir die Decke auf den Kopf fällt oder mir Austausch fehlt. Doch auch dafür gibt es schon einen Plan, denn mein Büro lasse ich in Berlin und möchte gern mehrmals im Monat dort arbeiten. Freunde treffen und Lieblingscafé inklusive.

Und die Kinder, werden sie es in der Jugend nicht hassen? Eine Frage, die mir oft gestellt wird. Meine Antwort: Das kann sein. Sie können es aber ebenso in Berlin hassen, weil sie lieber an der Küste leben würde. Glaubt mir, hätte ich eine Glaskugel, wäre vieles einfacher. Fakt ist, auch ich habe meine Jugend auf dem Land verbracht, zusammen mit meinen Freunden. Ich bin Bus gefahren, zu Freunden geradelt oder auch gelaufen. Ich wurde gefahren, ich durfte früh selber fahren und manche Autotouren hätte ich lieber sein lassen sollen. Ich fand meine Jugend toll, ich fand meine Jugend doof. Es war aufregend, es war langweilig. Ich hatte Freiheiten, ich hatte Regeln. Jugend eben.

Ich vermute, dass meine Kinder mit ihren jetzt vier und sechs Jahren so damit aufwachsen, dass sie aus diesem Alter nichts mehr an der Stadt vermissen werden. Und auch hier bleibe ich dabei: Wir und sie können trotzdem in die Stadt fahren, so wie ich früher auch. Warum auch nicht?

In kleinen Schritten ins neue Heim

Das einzige, was mir gerade wohl schwer fällt, ist der Übergang. Das Haus ist noch nicht fertig und so ziehen wir leider nicht von einem Heim ins nächste, sondern müssen die Zeit überbrücken und ziehen in eine Übergangslösung. Das machen wir unserer Tochter zuliebe, die im August eingeschult wird. Wir haben lange überlegt, wie wir es machen. Doch da unsere Tochter eher ruhig ist und lange braucht, um Vertrauen zu fassen, möchten wir sie nicht später umschulen. Sie soll ankommen, mit allen zusammen. Sie soll Freunde finden und lernen, ohne später „die Neue“ zu sein.

Und ein bisschen freue ich mich für sie, denn sie ist so aufgeregt und voller Vorfreude. Sie würde auch in Berlin auf eine Schule kommen, in die niemand aus ihrem Kindergarten mitkommt. Das Einzugsgebiet ist einfach zu groß bei uns. So hat sie nur einen neuen Start, wie alle anderen Kindern ihrer Klasse ebenso. Alle sind aufgeregt, alle sind ein bisschen unsicher. Und sie mittendrin. Ja, das ist der eigentliche Grund für diesen vorzeitigen Abbruch der Berliner Zelte. Aber ich habe im Gefühl, dass es gut ist. Dass es das ist, was wir alle nach dem letzten Jahr brauchen. Ein Start, der für jede neu ist. Die Große in der Schule, die Kleine in einer neuen KiTa. Sie sind nicht mehr „die Schwester von…“ sondern einfach nur sie. Und das wünsche ich ihnen gerade sehr. Und mir auch. Mehr zu den Kindern und wie wir sie auf den Umzug vorbereiten schreibe ich bald.

Verratet mir: Lebt ihr auf dem Land oder in der Stadt? Und welche Gründe gab es, von der Stadt aufs Land zu ziehen?

29 Kommentare

  1. Oh wie gut ich Dich gerade verstehe… Wir haben das Abenteuer 2018 gewagt… Zurück in mein Heimatdorf im Erzgebirge. Aus der Nähe von Nürnberg… Auch zur Einschulung vom Sohn. Auch, ohne dass das Haus schon fertig war. Sind übergangsweise zu meinen Eltern gezogen. Ich mit den 2. Kind schwanger… Und was soll ich sagen: Wir sind sooo glücklich, diesen Schritt gemacht zu haben. Alle. Landleben ist voll unser Ding. Die Ruhe. Immer draussen. Tür auf, Natur… Unbezahlbar! Ich wünsch Euch von Herzen alles Gute & einen glücklichen Neustart

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    • Oh wie toll, das freut mich sehr. Wir hoffen auf ähnliches. :)

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    • Wir ziehen zwar nicht aufs Land aber an den Rand von Berlin, meine alte Heimat. Nie hätte ich gedachtjemals dorthin zu ziehen, aber mit Kindern ändert sich die Perspektive. Jetzt erinnere ich mich hauptsächlich an den Wald und die Seen in der Nähe, die kaum befahrenen Straßen in der Nachbarschaft und natürlich an den Garten. Ich möchte meinen Kindern auch etwas von dieser Idylle bieten. Da wir immer noch innerhalb der Berliner Stadtgrenzen wohnen und mit der S-Bahn gut angeschlossen sind, ist unser Schritt nicht ganz so drastisch wie bei euch. Aber ich kann mittlerweile gut verstehen, warum man vielleicht doch wieder in die Heimat zurückkehrt

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  2. Du sprichst mir aus der Seele, auch wir sind nach langer Zeit in Berlin zurück in die Heimat gezogen, jetzt mit Kind. Mir fehlen die alten Freunde sehr, Corona hat erste Wiedersehen verschoben , aber ich bin hier sehr zufrieden und habe keine Zweifel, dass wir hier glücklicher sein werden.

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    • Ja, auf dieses Vermissen werde ich warten. Weil es sicher kommt. Aber wir bauen extra mit Gästezimmer, dass wir nicht so oft ohne Freudne sein brauchen.

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  3. Bei mir ist es genau andersrum, aber ich trotzdem kann ich dich sehr gut verstehen. Ich bin von einer Großstadt in eine Minigemeinde gezogen. Vor gut zehn Jahren. Wir haben viel und schnell Zugang zur Natur, die Kinder wachsen hier recht behütet auf. Aber ICH vermisse die Großstadt. Ich dachte immer ich gewöhne mich besser daran. Mir fehlt der leichte, unkomplizierte Zugang zur Stadt oder mehr Freizeitmöglichkeiten…. Alles das, was man dort eben schnell verfügbar hat. Theoretisch wäre ich mit dem Zug in 30 Minuten in zwei Großstädten, aber praktisch nutze ich das fast gar nicht irgendwie. Ist halt doch was anderes als wenn man einfach hinläuft. ;-) Umziehen würde ich jetzt aber erstmal nicht mehr. Der Große ist 7 und wurde letztes Jahr eingeschult, da würde ich ihn ungern rausreißen…Ich vermisse es, aber dss wäre es mir dann doch nicht wert.
    Ich wünsche euch einen reibungslosen und ruhigen Umzug und einen schönen Neustart.

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    • Hallo Michi, das ist ja eine spannende Sichtweise und vollkommen berechtigt. Ein bisschen habe ich auch die Angst davor. Eben nicht mal „schnell wohin“ zu gehen. Und auch etwas davor, dass mir die Anonymität fehlt, die es eben in einer Großstadt gibt. Ich bin gespannt.

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  4. Auf dem Weg zum nächsten P!NK-Konzert fahren wir dann zusammen. Von der Uckermark durch den Barnim inne Hauptstadt rin. ;-) Ich komme aus der Kleinstadt, habe im Land der unbegrenzten Präsidentschaften gelebt, habe die Hauptstadt bewahlheimatet und ziehe die auch bald 6-jährige Räubertochter im Grünen groß. Es ist schöner für Kinder. Ich vermisse Berlin. Aber ich vermisse auch meine Eltern, die im Harz leben. Ich glaube ihr seit nah am Ideal für alle Familienmitglieder dran.

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    • JAAAAAA….lass das mal machen. Oder jedes andere lohnenswerte Konzert. :) Alles Gute ist nie beisammen. Auch für uns nicht. Aber wie du sagst, es ist nah dran an vielem Richtigen.

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  5. Hallo, wir sind nach der Geburt unserer ersten Tochter von München Innenstadt/Gärtnerplatz raus aufs Land an den Ammersee gezogen!
    Wir haben es nie bereut! Nach München könnte man jederzeit , sind ca. 50 km, neue Menschen über Schule, kindergarten und Strandbad kennengelernt! Hier draußen gibt es alles was man braucht, inzwischen sogar ein neues Gymnasium! Und selbst die jetzt großen Kinder lieben es hier ‚draußen‘ zu wohnen!
    Liebe Grüße
    Beatrix

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    • Hallo Beatrix, wir sind auch gerade am überlegen von München nach Seefeld zu ziehen. Ich bin hin und hergerissen. Mein Mann ist begeistert, wegen der Nähe zu den Seen und weil er es gewohnt ist im Dorf zu wohnen, aber ich habe so Angst davor einsam zu sein. Ich komme ursprünglich aus einer 350.000 Einwohner Stadt, hab einige Jahre in Köln und London gelebt und bin jetzt seit fast 8 Jahren in München. Ich denke mir immer dass es mit Kindern einfach besser ist im Haus mit Garten und in der Natur etc., aber ich hab einfach total Angst dass mir das Stadtleben fehlen wird. Fandest du es denn einfach Kontakte zu knüpfen? Glg

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  6. Huhu Bella,
    bei uns ist das ähnlich, wir sind nach ein paar Metern in Brandenburg, daher zähle ich unsere Ecke auch eher als Land.
    Wir haben Wald, Felder und gute Luft.
    Kein Vergleich zum Ku’damm, wo wir vorher wohnten.
    So schön für die Kinder.
    Klar, das nächste Kino ist 25 min entfernt, aber gemeinsam können wir eh noch nicht hin.
    In 30 min sind wir in Mitte mit der S-Bahn.
    Wir haben also eine Mischung aus Stadt und Land ist das ist schön.
    Die richtige Großstadt fehlt mir nicht.
    Alles wird schön, ich glaube, die Jugend findet ihre Wege. ❤️
    Liebe Grüße
    Sarah

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  7. Ich war schon immer ein Landkind, zum Studieren ging es dann in eine kleine Großstadt, man kam mit dem Rad immer schnell ins Grüne. Nach dem Studium dann nach London, knapp 5 Jahre lebte ich dort. Jetzt seit über 10 Jahren wieder in Deutschland, in einem kleinen Dorf. Ich brauche die Stadt nicht, weder den Lörm, noch die Menschenmengen und erst recht nicht die ständige Unruhe.
    Wünsche euch einen tollen Neuanfang!

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  8. Hi Bella!
    Ich wohne schon mein ganzes Leben in einem schwäbischen Dorf und habe nur einen Umzug hinter mir vom 800 Seelendorf meiner Kindheit, 5km weiter ins 1500 Seelendorf meines Erwachsenenlebens. Ich liebe das Leben hier. Auch für meine Kinder. Wir kennen jeden und die allermeisten haben den selben Dialekt. Und jetzt haben wir hier ein Haus gekauft. Neben meinen Eltern. 100 Meter von dem Haus in dem wir momentan leben. Ich geh hier glaub nicht mehr weg! Habe natürlich aber auch überhaupt keinen Vergleich!

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  9. Wir leben mit unseren zwei Kindern (1 &3,5) noch in Hamburg, planen aber aufs Land zu ziehen. Wir lieben die Natur und haben Lust auf einen großen (Nutz-) Garten, Werkstatt und all das andere dass das ländliche Leben mit sich bringt. Bisher haben wir noch kein Haus gefunden in das wir uns zu 100% verliebt haben und dabei erschwinglich war. Sobald wir das finden sagen wir auch: Ciao!

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  10. Nach 3 gemeinsamen Jahren in Berlin (Heimat meines Mannes) sind wir in meine Heimat gezogen – eine Kleinstadt (60tausend Einwohner) im Rhein-Main-Gebiet. Hier ist Familie um die Ecke, wir haben ein Haus und inzwischen vier Kinder hier bekommen.
    Wir fühlen uns wohl und den Trubel in Berlin vermisse ich nicht. Trotzdem ist da manchmal die Sehnsucht nach richtigem Landleben, so wie ihr es dann bald haben werdet. Naja, hier ist es ein guter Kompromiss aus allem – perfekt ist wohl nirgends…

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  11. Super interessant deine Sichtweise. Wohnen auch seit 10 Jahren in Berlin, jetzt ist Kind Nr. 2 da und wir wollen auch raus. Mein Mann kommt auch aus der wunderbaren Uckermark (Prenzlau) und ich auch aus dem Berliner Umland. Wir überlegen noch bis zur Einschulung des Großen… Jobtechnisch ist es leider ziemlich schwer dort was zu bekommen, auch als Lehrerin, da immer mehr Schulen schließen.
    Wünsche Euch einen wundervollen Start ins neue Leben in Brandenburg.

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  12. Wir ziehen in 5 Wochen aus einem Dorf in den Niederlanden in eine deutsche Kleinstadt um, etwa eine Stunde Entfernung dazwischen. Die Mädels sind 4 und 6 und die Grosse wird auch eingeschult. Es geht quasi zurück in meine Heimat, die die Mädchen auch schon kennen. Ich bin davon überzeugt, dass ein Neuanfang für uns drei gut ist, gleichzeitig hängen an diesem Haus viele Erinnerungen an ihren verstorbenen Vater.
    Wir schaffen das, aber ich mache mich auf einige emotional schwierige Wochen bereit.

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    • Ich wünsche euch ganz viel Kraft dafür. Ihr geht einen schwierigen Weg, aber sicher gut für euch.

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  13. Wir hatten all diese Zweifel auch. Vor allem bezüglich der Freunde, und weggehen ohne fahren zu müssen und und und. Und was ist? Wir haben nie so viel gefeiert wie jetzt hier auf dem Land, wir hatten nie so viele Freunde, bei denen Mann UND Frau mit uns kompatibel waren. Hier haben sich einfach viele „ausgewanderte“ Städter gesucht und gefunden und nachts torkeln wir zu Fuß nach Hause. Oma u Opa im Dorf nebenan sei Dank. DAS war in der Stadt für uns schwieriger. Wir lieben es.

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  14. Wir sind Anfang des Jahres auch aufs Land gezogen. Allein mit Corona die Möglichkeit zu haben ungestört in den Garten, in die Natur zu können, war und ist ein Traum. Unsere Tochter wird ab der Grundschule alleine alle Wege bestreiten können, wenn sie möchte. Sie muss eine Mini-Straße überqueren. Allein solche Begebenheiten finde ich grandios. Mit den Herausforderungen später, beschäftige ich mich später und muss eben in Kauf nehmen öfter mal Taxi zu spielen. Meine Akkus kann ich abends im Garten, beim Spazieren zwischen den Feldern oder beim Spielen am Bach im Wald wieder aufladen. Ich für mich kann sagen, dass ich eh viel seltener in die Stadt fahre seit unsere Tochter da ist. Ich genieße diese ‚besonderen‘ Ausflüge jetzt eben bewusster. Aktuell kann ich sagen: Es ist für uns genau das richtige und was in 10, 20 Jahren ist sehe ich dann und handle dann dementsprechend.

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  15. So tolle Worte, die du gefunden hast! Sie beschreiben alles das, was auch für mich gilt. Ich bin auf dem absoluten Dorf aufgewachsen, bei erster Gelegenheit in die Großstadt, dann von einer in die nächste und weiter. Der Wunsch nach einem Eigenheim und der Nestbautrieb meines Mannes führten uns letzten Oktober in ein ländliches Gebiet (ca. 20 km von der Großstadt entfernt). Ich liebe unser Haus, die Möglichkeit, dass das Kind vom Küchentisch jederzeit in den Garten springen kann, den Platz, die Ruhe, die Luft, die Pferde, die ich vom Sofa aus beobachten kann, den Biobauernhof mit Hofladen, die kleine 2-zügige Grundschule 2 Nebenstraßen weiter. Der Winter und Corona haben uns ein Einleben in der Dorfgemeinschaft bislang unmöglich gemacht. Ich hasse es, dass jeder im Dorf den Bauverlauf des Hauses besser kannte als ich, dass ich mir immer überlege, wie ich aussehe, bevor ich das Haus verlasse, immer bereit für einen überfreundlichen Smalltalk, dass ich das Auto nehmen muss, wenn ich einen größeren Einkauf machen möchte, die Pendelzeit per Bahn zur Arbeit und dass das Kind später die nächste weiterführende Schule erst nach 30 Minuten mit dem Fahrrad erreicht. Es ist alles das, das Paradies und die Hölle gleichzeitig. Es ist wie so oft im Leben eine Frage der Prioritäten und der Sichtweise. Ich versuche die Vorteile zu sehen und meiner Sehnsucht Raum zu geben, und gönne mir auch mal ein Frühstück in dem Lieblingscafe von früher! Wichtig war für mich auch die Erkenntnis, auch wenn es das eigene Haus ist, es muss nicht für immer sein. Es gibt immer einen Weg zurück oder weiter, wenn man merkt, dass es nicht passt. Ich wünsche euch eine möglichst komplikationsfreie Bauphase, ein gutes Ankommen in der neuen alten Heimat und von Herzen alles Gute!

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  16. Vielen Dank für diesen hilfreichen Beitrag!
    Ich selber wohne mit meinem Sohn in Mitte und langsam wird es für uns zu viel.
    So ein Zweitwohnsitz in Potsdam Umgebung wäre schon mega cool.
    LG

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  17. Ich finde es toll, wenn man in Hinblick auf seine Zukunft ein gutes Bauchgefühl hat! Wirklich beneidenswert udn ganz viel Glück fürs neue Heim.
    Mir wiederum hat der Umzug von Stadt (Frankfurt/Main) auf Land (Insel Usedom) eine manifeste Depression und allerlei psychosomatische Zipperlein eingebracht. Vor allem: Als Selbständige bin ich soooooooo einsam! Keine Kollegen, keine Freunde. Nur mein Mann und eine Sechsjährige. Ich hätte niemals gedacht, dass es so schwer ist, Zutritt zu einer eingeschworenen Landgemeinschaft zu bekommen. Dabei habe ich im Ort fast jedes Ehrenamt außer der Bürgermeisterin inne! Ich bin gebürtige Rheinländerin und sehr kommunikativ! Ich komme aus dem kulturellen Bereich und dürste nach Kino, nach Theater, nach einem exotischen Restaurant! Die Ostsee ist zauberhaft, spektakulär, aber sie ersetzt mir nicht die vielen Reize der Großstadt. Kurz: Nach über sechs Jahren schaffe ich es immer noch nicht, hier anzukommen und scharre mit den Hufen, damit es endlich weitergeht. Was es auch wird, da wir uns beruflich immer mal wieder verändern. Das Landleben wird bei mir in Zukunft aber keine Rolle mehr spielen.

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    • Liebe Petra, danke für deine offenen Worte. Auch das ist eine Erkenntnis, die dazu gehört und sicher auch eine enorme für dich persönlich. Aber ich finde es gut, dass du nicht an alten Entscheidungen festhälst sondern für dich und euch weiter geht. Alles Gute dafür!

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  18. Hi… Ich bin gerade zum zweiten Mal Mama geworden und auf deinen Blog gestoßen und hatte deinen Beitrag gelesen,, DU HAST MICH ZUR MAMA GEMACHT,,.
    Ich konnte mich da echt wiederfinden und bin gespannt welche Parallelen es noch gibt und geben wird. Meine kleine Große wird nämlich bald 3 und meine Kleine ist 6 Wochen alt.

    So aber jetzt mal zum Thema ‍♀️☺️Ich hoffe ihr seid mittlerweile gut angekommen und eure Große findet sich gut zurecht in der neuen Schule.
    Wir wohnen am Rand von Berlin. Ich selbst bin in der Stadt aufgewachsen. Für unsere Kids wäre das aber heut nich mehr das gleiche, die Zeiten haben sich schon sehr verändert. Daher bin ich froh in der Freizeit das,, etwas Ausser halb,, zu haben und das wenn meine Kids draußen spielen die Nachbarn wissen wo sie hingehören.

    Weiterhin alles Gute für euren Neustart
    LG

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  19. Hallo, wir (Pärchen Anfang 50 ohne Kinder) überlegen gerade von Hamburg an die Ostsee zu ziehen und nach 6 Jahren Beziehung auch das erste Mal zusammen zu ziehen. Wir sind den Stadtlärm überdrüssig und die Hektik, die uns umgibt. Andererseits lieben wir natürlich auch die Annehmbarkeiten, die eine Großstadt mit sich bringt. Heute haben wir uns ein Objekt in Travemünde angeschaut, keine 200 Meter vom Meer entfernt. Und nun rattert das Gehirn und wir überlegen, sollen wir es machen oder nicht. Jetzt haben wir Angst vor der eigenen Courage… Gehen wir uns vielleicht auf die Nerven, kommt keiner unserer Freunde vorbei, finden wir Anschluss, ist uns dort schnell langweilig? Fragen über Fragen und wir grübeln jetzt mächtig.

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  20. Hallo Ihr Lieben,
    da habt Ihr mir aber echt aus dem Herzen geschrieben. Ich bin im September 2020 von Berlin in den anhaltinischen Teil des Flämings gezogen. Eure beschriebenen Gedanken und Gefühle haben mich fast deckungsgleich ebenso bewegt. Was ich vermisse, ist mein Berliner Freundes- und Kollegenkreis. Was es aufwiegt, ist mein neues (altes) Leben nunmehr im Naturpark, in einem sehr hübschen Dorf im eigenen Landhaus mit viel Grundstück dazu. Für mich ist es eine Befreiung, den Lärm, den Müll und die unsichere Situation auf dem Mietmarkt (trotz Altmietvertrag) eingetauscht zu haben gegen eine himmlische Ruhe, unendlich viel Natur und das Wissen, jetzt nicht mehr von Vermietern und deren durchschaubar-undurchschaubaren Plänen und diffizilen Gängeleien abhängig zu sein. Hier bin ich mein eigener Herr und tilge+zinse ich mein eigenes Grundstück ab. Fast zum selben Preis der vorherigen Miete. Allerdings genieße ich auch den Vorteil, als Voll-Sachverständiger Gutachter arbeitstechnisch nicht an einen bestimmten Wohnort gebunden zu sein. Ich brauche ein Auto, meinen Kopf und einen Laptop nebst gutem Drucker/Scanner und passabler Internet-Bandbreite. Das alles habe ich hier. Und ich bin als KInd/Jugendlicher auf dem Hof meiner Großeltern auf dem Land groß geworden. Ich wußte also, was ich suchte und was mich erwartet. Die neue Dorfgemeinschaft hier hat mich zuerst mit zurückhaltender Neugier empfangen. Dann, auf dem Dorffest im Spätsommer, hatten alle Neuankömmlinge Gelegenheit, sich allen Alt-Eingesessenen kurz vorzustellen. Danach war das Eis gebrochen. Jetzt gehöre ich dazu. Ich bin ansonsten „der Sachse mit der Harley“. Wir helfen uns gegenseitig in der Nachbarschaft. Das finde ich Klasse. Ansonsten ist hier natürlich kein nächtlicher Promenadengang. Sondern Nachts ist eben wirklich absolute Stille. Ich persönlich mag und genieße das. Aber ich sage eben auch: das muss man wollen und mögen. Wer sich bei absoluter Stille unwohl fühlt, sollte es sich also überlegen. Noch etwas: bemerkenswert ist unser Nachthimmel. Wir haben hier die Garantie, bereits bei nur halbwegs wolkenlosem Nachthimmel die Milchstraße zu sehen. In wirklich klaren Nächten wird es regelrecht spektakulär ! Nicht ohne Grund gibt es in Bräsen eine Sternwarte mit Sachsen-Anhalts größtem Spiegeltelekop darin. Ich selber habe schon mit meinem DDR-Feldstecher (Zeiss, 8x) sogar die 4 größten Jupitermonde sehen können. Meine Lebensgefährtin (eine echte Berliner Pflanze) hat sie bei mir zum ersten Mal in ihrem Leben gesehen, Freunde zu Besuch waren hin und weg. Ich bin es auch jedesmal. Die Kehrseite: knapp 15 Minuten Autofahrt bis zur nächsten Einkaufsgelegenheit. Ohne Auto und idealerweise etwas vorratsorientierte Planung geht nichts. Und nix mehr wie früher mal eben im Späti noch kurz was holen und nebenbei mit den Freund*innen die neuesten Kieznachrichten ausschwatzen. Auto Entfernungen bei mir: nächste Stadt Coswig Anhalt): 15 min. | Dessau: 25 min | Berlin und Leipzig Zentrum: 75-90 min (je nach Uhrzeit und Verkehrslage). Regionalbahn: R7: rd.1:20 min bis Berlin HbF. Und noch zum Schluss: mein Grundstück ist genau 9.007 m² groß, davon sind rd. 7.500 m² Ackerland direkt hinterm Haus. Neben dem Wohnhaus habe ich 1 Scheune in gutem Zustand, noch eine Scheune mit reparturbedürftigem Dach, eine Garage, eine Werkstatt, zwei Teiche, +rd. 1.500 m² erschlossenes Grundstück. Das alles zu einem Preis, für den ich im direkten 40 km-Radius Berliner Umland noch nicht mal ein unbebautes Bau-Grundstück bekommen hätte. Wo gibt´s das noch ? Hier werde ich mich verwirklichen, den Acker in Dauergrünland bzw. eine Streuobswiese umwandeln, zu etwas mehr Artenvielfalt beitragen. Ich hoffe, dass ich es noch erlebe, dass meine angepflanzten Bäume und Hecken sichtbar werden und gedeihen. Das ist jetzt mein Langzeit-Ziel für die kommenden 20-30 Jahre. Unter dem Strich: ich habe meine Entscheidung, auf´s Land zu ziehen, noch keine Sekunde bereut. Ich fühle mich wohl hier. Und hier möchte ich alt werden. Großstadt kommt für mich nicht mehr in Frage.

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  21. Hm, nun habe ich alle Beträge unter dem Beitrag gelesen und bin froh, dass auch einige geschrieben haben, dass das Landleben sie nicht glücklich gemacht hat.
    Bisher hieß es oft „…keiner den ich kenne, hat es bereut aus Berlin wegzuziehen…“
    Ehrlich gesagt, ist das genau meine Angst!
    Wir 4 (Kinder 3+6J.) sind hier geboren und aufgewachsen. Wir haben also keine Heimat wohin wir zurückgehen könnten.
    Unsere Familie und Freunde, Erinnerungen usw. sind alle hier.

    Nun haben wir das Problem, dass wir trotz 2 Vollzeitjobs uns als bald die Mieten hier nicht mehr leisten können und wegen Eigenbedarfs aus unserem Alt-Mietvertrag gekündigt wurden.
    Kaufen hier oder im Umland kommt finanziell einfach nicht infrage!
    Hier stehen nun echte Existenzängste meiner Panik gegenüber woanders sehr unglücklich zu sein, weil man als gebürtiger Berlinerin, die Ihre Stadt wirklich mag nicht ankommt bzw. zu ländlich wohnt, zum Muttertier wird, sich einsam fühlt, mit der ‚Dorf-Gesinnung‘-aneckt, aufs Auto angewiesen zu sein,…die Liste ist lang.

    Die Angst das sich das unglücklich zu Sein negativ auf unsere Familie auswirkt, lähmt momentan den Mut etwas neues, vermutlich wunderbares zu wagen, für das rein faktisch alles spricht!
    (mal abgesehen von einer riesigen Logistik und nem Jobwechsel)

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  1. 30 Dinge am 30 jeden Monats #30am30 - Tolle Momente im Juli 2020 - Grossekoepfe.de | Ein Elternblog mit Ihrer und Seiner Sicht aus Berlin! - […] Familieberlin zieht von der Stadt aufs Land und schreibt darüber. Ich mag ihre Gedankenexperimente dazu und freue mich darauf…

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