Vergangene Woche war ein Thema auf dem Blog sehr präsent: dreißig werden und dreißig sein. Unter dem Motto #turning30 gab ich verschiedenen Autoren eine Bühne für ihre Erwartungen, Diskussionen und Veränderungen mit dem neuen Jahrzehnt. Zu meinem Geburtstag bekam ich dann auch von zwei anderen Bloggern etwas geschenkt: einen Beitrag zum Motto #turning30. Und auch wenn die Woche und mein Geburtstag schon vorbei sind, möchte ich die Beiträge trotzdem teilen. Denn ich bin sehr dankbar für diese virtuellen Freundschaften und für die Geschenke aus Wörtern. Heute schreibt Nadine vom Berliner Kinderzimmer. Wir kennen uns seit den Babyschuhen unserer Blogs und sehen uns gegenseitig beim Wachsen zu, tauschen uns aus. Ich mag und schätze das sehr. Langsam kenne ich einige Seiten mehr an ihr, unter anderem auch, dass sie zaubern kann. Oder wie sonst kann man sich zum 30. einen Mann bestellen? Aber lest selbst.
Lustigerweise schreibe ich nun einen Text für die bezaubernde Frisch-Dreißigerin Bella – jetzt wo ich mir gerade Gedanken mache, wo und wie ich nächstes Jahr meinen vierzigsten Geburtstag feiern will.
Runde Geburtstage haben es so an sich, das sie Zäsuren darstellen. Obwohl man ja mehr oder weniger gleichmäßig altert (also, mit neuem Kind zählen eher Hundejahre, ne), teilt man sich das Leben in der Rück- und Vorschau irgendwie in Jahrzehnte ein. Auch wenn wesentlich wichtigere Dinge wie Eheschließungen, Kinderankünfte und Jobs das Leben prägen.
Bei mir sind die Dinge irgendwie zusammengefallen. Meine Zwanziger waren unstet, ich war Studentin, habe in drei Ländern gelebt, und hatte männertechnisch ein echtes, wie ich es nenne, Flitzpiepenkarussell am Start (ja, J. und H., ihr seid gemeint!). Als Anfangzwanzigerin habe ich meine Freiheit genossen, wilde Nächte in New York gehabt (von den meine Mutter besser nix weiß), bin in England in die Literaturgeschichte eingetaucht und habe mir dann Berlin als neue Heimat ausgesucht. Ich war frei und habe mich auch so gefühlt. Auf der ollen Vespa durchs Leben gedüst. Was ich an Vorstellungen für später hatte, war eher vage – schon allein, weil ich ja was Brotloses studiert habe. Aber ich wusste, dass ich auf keinen Fall ohne eigene Familie alt werden möchte.
Am Abend vor meinem dreißigsten Geburtstag habe ich eine Flasche Rotwein aufgemacht und beschlossen, keine Lust mehr auf was Wildes zu haben. Ich wollte jemanden an meiner Seite, ich hatte die Sehnsucht, etwas aufzubauen, das länger hält als ein paar flirrende Monate. Ich nahm also den Rotwein und loggte mich in so einem Datingportal ein – das war damals wahrscheinlich noch ein bisschen seriöser als heute. Irgendwann pingte eine Nachricht auf und noch eine zweite. Parallel chattete ich die halbe Nacht mit den beiden Herren. Beide charmant und witzig. Zu dritt sozusagen feierten wir in meinen 30. Geburtstag rein. Einer wohnte in Hannover, der andere in Berlin. Mit letzterem machte ich für die folgende Woche ein echtes Date aus. Kaffee also am Mittwoch. Freitag Kino. Sonntag Film und Pizza. Mittwoch bei mir. Und drei Monate später eine gemeinsame Bude, die echt danach aussah, als würden wir tatsächlich zusammen was rocken wollen. Fünf Jahre später kam das Rübchen. Und sechs Jahre später die Hochzeit. Ich hatte echtes Glück. Ich habe nun Menschen, zu denen ich gehöre und einen Ort.
Die Dreißiger sind das Jahrzehnt derer, die solide sein wollen. Sie sind unglaublich anstrengend, weil alles auf einmal kommt, Partner, Kinder, Berufe, Häuser und so. Also nix für die Wilden oder Entscheidungsunfreudigen unter uns. Aber sie sind der Grundstein für alles, von dem wir in den nächsten, sagen wir mal, vierzig oder fünfzig Jahren zehren werden. Du hast schon tolle Grundsteine gelegt, liebe Bella, so dass du zuversichtlich in den Himmel bauen kannst. Dafür wünsche dir den manchmal nötigen Mut, den Optimismus, eine glückliche Hand, Freude, Zuversicht und ab und an ein schönes, kühles Glas Prosecco.
Lieben Dank Nadine!
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