„Mama, aber ich habe dich doch so lieb!“
Ja, das ist doch gut, warum weinst du denn so bitterlich?
„Weil ich eben, als ich wütend war, geträumt habe, dass ich dich nicht mehr lieb habe. Aber ich kann das nicht ausstellen.“
Diese Worte sprach meine Viejährige heute Morgen, noch vor dem ersten Kaffee, aber nach dem gefühlt dritten Streit vor sieben Uhr. Unsere Meinungen gingen auseinander. Über den Pullover, den sie nicht anziehen wollte und den gewünschten, der noch in der Wäsche war. Über die Haferflocken im Müsli, die angeblich mehr sind als sonst – zuviel. Über die dicken Socken, die wie von Zauberhand allein von ihren Füßen verschwunden sind und damit unauffindbar wurden.
Starke Gefühle am Morgen
Er war nicht leicht, unser Morgen. Während ich oft versuche, mich in die Gefühle meiner Kinder hineinzuversetzen, Verständnis suche für ihre Sichtweisen und ihr Verhalten und immer im Hinterkopf habe „Sie sind Kinder, das ist ok“, so haben mir diese Worte heute Morgen eine neue Dimension meiner Tochter gezeigt.
Ich weiß, sie ist gefühlvoll, vielleicht sogar sehr feinfühlig mit starken Antennen für das Empfinden anderer. Und doch ist sie erst vier und in der Welt der Gefühle vielleicht ein bisschen sicherer als die Zweijährige, aber dennoch ein Anfänger.
Wie ist das mit der Liebe?
Wie ist das mit der Liebe? Hört die auf, wenn man mit jemandem böse ist? Schließlich merkt man im Bauch all die Wut, dieses grummlige Gefühl und vielleicht ein leichtes Drücken. Fühlt sich so auch Liebe an? Da saß ich nun am Morgen, vor sieben Uhr im Flur mit meiner Tochter. Um uns rum der Sand von gestern, den niemand wegmachte. Ein Schuh am Fuß, den anderen hilflos ins Leere geworfen. Ich mit einem Taschentuch in der Hand, meine Tochter diese fest haltend.
„Aber ich will dich doch lieb haben, Mama. Was, wenn mein Traum mal wahr wird und wir uns nicht mehr lieb haben?“
Ja, mein Kind, wie ist das mit der Liebe? Sie hört nicht einfach auf, nur weil man es träumt oder sich wünscht. Liebe, die ist mal laut, mit Schmetterlingen im Bauch und Glitzer in den Augen. Dann hat kaum ein anderes Gefühl eine Chance gegen sie. Oft, da ist die Liebe einfach da, ohne dass sie bewusst bemerkt wird. Sie liegt wie eine schützende Hand auf der Schulter und bleibt fast unerkannt. Fast. Denn tief drinnen spüren wir ihre Sicherheit und ihre Wärme, nahezu selbstverständlich und allgegenwärtig. Aber Liebe, die kann auch so leise sein, dass man sie vergisst. Wenn die Träume einen vereinnahmt haben und die Gedanken in alle Richtungen gehen. Dann vergisst man die Liebe kurz, aber sie ist nicht weg. Wenn die Gedanken wieder zurück kommen, ins Hier und Jetzt, dann merkt man sie wieder, diese Liebe.
Trügerisch: Die Liebe
Doch manchmal, da ist die Liebe trügerisch. Denn sie ist ein Gefühl mit vielen Gesichtern und Tönen. Und wenn andere Gefühle lauter sind, wütend schauen und mit Pauken und Tromepten in einem aufschlagen, dann ist die Liebe nicht mehr zu hören oder zu sehen. Doch es bedeutet nicht, dass sie weg ist. Wut, Ärger und Groll sind dann lauter und nehmen dich komplett ein. Wo die Liebe dann hin ist? Vielleicht versteckt sie sich, vielleicht beobachtet sie nur stumm und wartet. Aber sie geht niemals weg, nur weil du wütend auf mich bist, weil ich dir den falschen Pullover gebe und du nicht Zähne putzen möchtest. Denn auch meine Liebe für dich kann nicht weg, wo soll sie auch hin? Hier ist sie genau richtig, zwischen mir und dir. Und wenn du mal wieder deine Schwester haust und ich deswegen schimpfe, dann nicht, weil ich dich nicht mehr liebe. Denn unsere Liebe, die kann nicht weg.
Sie wartet immer auf dich, bis jede Wut verflogen ist.
Liebe Bella,
Danke für deinen wunderbaren Beitrag.
Ich sehe es genau so.
Die liebe zu meinen Kindern ist immer da, bedingungslos und an nichts geknüpft. Sie ist immer da! Auch wenn ich auch manchmal meckern oder laut werde, das ist der Moment und eine Situation. Es hat gar nichts mit der Liebe zu den Kindern zu tun. Daran rüttelt nichts.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag die und deiner Familie.
Christina
Liebe Bella,
genau diesen Streit hatte ich heute Morgen mit meiner 3Jährigen. Selbst müde und unter Zeitdruck bin ich ziemlich laut geworden, was mir natürlich gleich wahnsinnig leid tat- denn so will ich als Mama nicht sein.
Zum Glück sind wir beiden nicht nachtragend. Eine dicke Umamrmung, Tränchen trocknen (ihre äußerlich- meine innerlich) und weiter gehts.
Manchmal entstehen unter Druck Kurzschlussreaktionen…ach quatsch, oft entsteht sowas. Mir auch. Und dann erkläre ich es meiner Tochter. Und die Vierjährige sagt mittlerweile „Mama, ich war heut früh auch schräg drauf. So ist das manchmal“. Und das ist doch ein gutes Zeichen. <3