In Lauerstellung: Eltern zu Zeiten von Corona

28. Oktober 2020
familieberlin
Gedanken

Gestern habe ich mich wieder dabei ertappt. Ich habe in meinen Kalender geschaut, um einen Termin abzustimmen. Der Termin ist in zwei Wochen. Keine große Sache – zu normalen Zeiten. Doch aktuell ist wohl nichts normal. Ich ertappte mich also dabei, als ich den Termin eintragen wollte und dabei nur dachte: Na wer weiß, ob ich den wirklich wahrnehmen kann. Meine Schultern spannten sich noch etwas mehr an, meine Kiefer drückten sich fester zusammen. Wie so oft in diesem Jahr. Die Anspannung der letzten Monate ist zum neuen Normal geworden. Eltern mit hängenden Schultern, tiefen Augenringen und immer ein bisschen verplant. Weil Unplanbarkeit für uns an der Tagesordnung steht und wir jede Idee und jeden Termin mit einer kleinen Notiz versehen:

Was wäre wenn?

Ein Gedanke, der sich fast zu meinem Lebensmotto entwickelt. Denn ja, was wäre wenn? Wenn die Infektionszahlen weiter steigen und wir eine kleine Extrarunde über Los drehen und im März diesen Jahres landen zum Beispiel. Bis vor kurzem waren sich alle einig, dass ein zweiter Lock-Down untragbar wäre. Der Wind hat sich mittlerweile mal wieder gedreht. Aber mal ehrlich: Auch eine punktuelle Schul- oder KiTa-Schließung ist für Eltern ähnlich verheerend. Die Betreuung fällt weg, das eigene Leben ist eingeschränkt, wenn nicht sogar komplett in Quarantäne und der Rest der Welt? Der dreht sich weiter. Es sind die unterschiedlichen Maßstäbe, die an verschiedene Zielgruppen angelegt werden, die vor allem Eltern böse aufstoßen.

Ich versuche seit einiger Zeit zu begreifen, was für Eltern und Kinder aktuell getan wird, dass es nicht mehr so weit kommt. Ich sehe einen Kinderbonus. Ich sehe, dass Eltern mehr Kinderkranktage bekommen. So eine Quarantäne dauert aber mindestens 14 Tage, nicht fünf. Leider. Und ich sehe Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen, die ihr bestes geben.

Die planen und Abstand halten, permanent lüften, die auf Kontakt verzichten und so auch vieles verpassen. Das Zwischenmenschliche zum Beispiel. Aber das ist schon fast ein Luxusproblem, schaue ich mir einen Großteil der Schulen an, in denen zwar viele Schüler das Wort Digitalisierung schreiben können, es aber nicht erleben. Bisher wurde nur ein Bruchteil des Digitalisierungspaktes angewiesen, viele Schulen warten nach wie vor auf ihre Gelder für Geräte, Adiministration und Co. Dabei wäre es laut Tagesschau da, zumindest auf dem Papier vorhanden und eingeplant. Aber ob zugunsten der SchülerInnen, Lehrkräfte und Eltern auf komplizierte Bürokratie verzichtet wird? Vermutlich nicht. Denn sonst wäre da schon mehr passiert, dass Eltern nicht jeden Termin mit dieser mentalen Notiz versehen…

Was wäre wenn…

Sie heftet sich weiter an. Nicht nur an Termine, sondern an Gedanken und Pläne, sogar an die generelle Organisation. Ich spüre es bei uns, aber auch bei Freunden und anderen Familien: Die Anspannung ist nahezu greifbar. Zu Beginn einer Woche wird schon durchgespielt, wer wie zu Hause bleibt, wenn denn was wäre. Was, als hätte das Unheil keinen Namen. Einige Familien haben es schon durch, dieses was.

Das kann aber nicht jede Familie leisten. Nicht alle können von daheim arbeiten und nebenbei noch ihre Kinder unterrichten. Alles bitte gemäß des Lehrplans und die Deadlines des Chefs einhaltend. Homeoffice, Homeschooling, Homeirgendwas ist eben in allem eines: Zu Hause. Gleichzeitig.

Und ohne Unterstützung, sei es durch digitale schulische Angebote, stärkere Sicherheiten und Möglichkeiten für Arbeitnehmer oder finanzielle Unterstützung, werden viele Eltern den Herbst mit mehr als nur Rückenschmerzen dank Anspannung durchleben. Weil es eben nicht nur darum geht, ob Schulen oder KiTas wegen steigender Infektionen schließen müssen. Da hängen Existenzen und Familien dran, die eben nicht mal eben aus der sich drehenden Welt aussteigen können, um zu Hause das neue Normal zu leben. Die mittendrin stecken im realen Gedankenspiel

Was wäre wenn….

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