Achtsamkeit als Mutter: Alltagsfallen enttarnen und Zeit finden

6. September 2018
familieberlin
Gedanken | Mamasein | Top

Ich habe einige Rückmeldungen auf meinen letzten Beitrag über meine neue „Ich-Zentriertheit“ bekommen. Der, in dem ich von einem Tag im März erzählte, der mir die Augen öffnete und mir jemanden vorstellte: Mich! Seitdem sind viele Gedanken gekreist und viele Dinge haben sich für mich geändert – im Kleinen und im Großen, sichtbar und auch unsichtbar. Doch die Wahrnehmung nach außen ist mir (erstmals) egal, wichtig ist mir meine eigene Wahrnehmung.

Wie fühle ich mich? Was mache ich für mich? Wo und wann kann ich etwas für mich tun?

Hallo Ich: Der Weg zu mir selbst

Diese Fragen machten den Anfang. Als mein Kopf wieder klarer war und ich erstmals realisierte, dass es so nicht weitergehen kann, stand ich wie eine Maus vor einem riesigen Berg aus Steinen und Geröll. Wie soll ich das wegschaffen, erklimmen, ordnen? Doch die Frage nach dem WIE wurde weniger angsteinflößend, als ich weniger nach Antworten suchte, sondern erstmal still beobachtete.

Aller Anfang ist schwer

Beobachten: Kann ich. Doch wo ich sonst meine Kinder im Spiel beobachte oder die Menschen im Café um mich, so musste ich erstmals den Blick auf mich richten. Dieser Blick brauchte einen Fokus, nämlich dem, wo und wann ich in meinem vollgestopften Alltag Zeit und Aufmerksamkeit für mich einplanen kann. Doch es bringt nichts zu schauen, wo ich was dazwischen quetschen kann, wenn ich mir nicht ebenso bewusst mache, was ich alles leiste und mache. Das hat zwei Vorteile. Erstens sehe ich überhaupt erstmal, was ich alles schaffe. Wow! So viel passt in einen Tag, in eine Woche, in einen Monat. Doch Zweitens ist beinahe noch wichtiger: Was davon ist wirklich notwendig, dringend, wichtig oder gar überflüssig bzw. sinnlos. Insgeheim hoffte ich, Dinge zu finden, die ich mir sparen kann. Die fand ich auch, aber leider andere als erhofft.

Wie sieht er aus: Ein Tag ohne Achtsamkeit, mit viel Alltag?

Ich fing also an zu schauen und stellte mir dabei mehrere Fragen im Alltag:

Was mache ich am Tag? Meine Antworten in Kurz: Aufstehen, Kinder fertig machen, gemeinsam frühstücken, KiTa, Haushalt, Arbeit, kurzes Mittag, Arbeit, KiTa, Zeit mit den Kindern, Arbeit, Abendessen, Kinder bettfertig machen, Arbeit, Ins Bett bringen, Arbeit, Ins Bett bringen.

Wo habe ich Zeit, etwas für mich zu tun? Meine Antwort in Kurz: Nirgends. Denn irgendwas anderes würde auf der Strecke bleiben.

Was möchte nahezu täglich ich für mich tun, was hilft mir? Meine Antwort in Kurz: So viel. Ich möchte Lesen, Nähen, Meditieren, Schreiben, Yoga, Freunde treffen, entspannt Kaffee trinken, mich mehr mit Mode und Nachhaltigkeit auseinandersetzen, mehr backen, kochen, einfach mal nichts tun und und und.

Warum geht nicht etwas davon, warum kriegst du es nicht in deinem Alltag unter? Meine Antwort in Kurz: Weil ich es mir nicht eingestehe. Das Business muss irgendwann losgehen, die To Do Liste ist lang, ich muss, ich muss, ich muss….

Halt, schau genauer hin: Wo liegt das Problem? Meine Antwort in Kurz: An meiner Einstellung und Organisation.

Auf dem Weg zu mir stehe ich mir selbst im Weg

Ich war so versteift auf meine Arbeit, dass selbst meine Kinder unwissentlich zu kurz kamen. Denn schaut nochmals genau auf meine Antwort zur ersten Frage. Selbst am Nachmittag habe ich zwischen Kindern und Abendessen Arbeit aufgeführt. Nicht, weil ich wirklich was schaffte, sondern weil ich es versuchte. Genauso am Abend, obwohl meine Kinder leider spät einschlafen und zwischendrin viel Mama brauchen. So hetzte ich zwischen Schreibtisch und Kinderzimmer hin und her und schaffte am Ende? Nix. Neben dieser Unzufriedenheit blieb auch die körperliche Anspannung und auch Anstrengung, denn zur Ruhe kam ich nicht.

Ich enttarnte so einige Dinge, die nicht gut zusammen passten und mich bremsten. Nicht nur in meiner Produktivität und meinem Zeitmanagement. Auch in meiner Zufriedenheit und eben etwas mehr Aufmerksamkeit auf mich. Mein Denkfehler war nämlich, dass ich auf dem Weg in die Selbstständigkeit jede freie Minute arbeiten muss. Schließlich ist das doch die neu gewonne Freiheit vom Home Office, oder?

Falsch. Es geht zwar um flexibles und auch mobiles Arbeiten, aber 24/7? Nee. Denn wie ich schnell merkte, steigerte das meine Unzufriedenheit, denn produktiv mit Kindern? Ich lache heute selbst darüber.

Was sind deine Alltagsfallen?

So enttarnte ich nach und nach meine Fallen im Alltag, denn in sie tappte ich nahezu jeden Tag:

Ich versuchte zu viel in zu wenig Zeit.
Ich dachte, ich kann mehrere Dinge parallel bzw. muss es können.
Ich war innerlich zerrissen und unzufrieden, denn ich schaffte am Ende kaum etwas.
Meine Gedanken und Ängste ums „Nichts schaffen“ wurden um „Du bist zu wenig für deine Kinder da“ ergänzt. Obwohl ich sie früh aus der KiTa abholte.
Ich versuchte immer wieder, hier und da etwas dazwischen zu quetschen, um noch im Haushalt etwas zu schaffen – ohne Plan.
Diese Gedanken schufen in mir eine Schwere, die mich im Ganzen runterzog.
Leerlauf am Tag oder Abend musste ich „sinnvoll“ nutzen…und verbrachte die fast freie Zeit am Smartphone.

Wie gehe ich mit anderen Menschen außerhalb der Familie um? Wie interagiere ich? Freundschaften blieben auf der Strecke.

Würde ich ins Detail gehen, würde ich noch so vieles mehr aufdecken können. Doch im Kern waren das meine Probleme: Zu viel Aufgaben, zu wenig Zeit, zu wenig bewusste Zuwendung, zu wenig Struktur, zu wenig klare Prioritäten, falscher Fokus und Einstellung. Ja, das trifft es ganz gut. Im Prinzip war das Problem und der fehlende Fokus auf mich ein hausgemachtes Problem. Wäre ja schön gewesen, wenn ich es auf andere hätte schieben können.

Schau genau hin und finde deine Alltagsfallen

Erinnerst du dich noch an die Fragen, die ich mir stellte? Vielleicht nimmst du dir ein Notizbuch und schreibst sie auf. Dann kannst du dort auch gleich notieren, wie sich dein Alltag aktuell gestaltet.

Was mache ich am Tag?
Wo habe ich Zeit, etwas für mich zu tun?
Was möchte eventuell täglich ich für mich tun, was hilft mir?
Warum geht nicht etwas davon, warum kriegst du es nicht in deinem Alltag unter?
Halt, schau genauer hin: Wo liegt das Problem?

Hast du deine Alltagsfallen entdeckt? Wenn ja, markiere sie, liste sie auf, mach das, was sie dir am deutlichsten vor Augen führt. Vielleicht findest du auch in den Dingen, die du gerne für dich allein machen möchtest, klare Präferenzen und etwas, was nicht so wichtig ist?

Wozu die Fragen am Ende bei mir geführt haben und wie mein Alltag heute aussieht, was ich mir spare und was ich heute mehr mache, davon berichte ich bald.

Weitere Beiträge der Reihe:
Teil 1: Hallo Ich – Achtsamkeit als Mutter?
Teil 2: Finde deine Alltagsfallen
Teil 3: Ein neuer Alltag muss her

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