Die zweiten ersten Schritte: Wenn Geschwister laufen lernen

17. Oktober 2017
familieberlin
Kleinkind

Wenn das Baby von A nach B will, krabbelt sie fröhlich wackelnd hin und her. Sie patscht mit den Händen und wackelt mit den Knien hinterher. Doch dann gibt es den Moment, wenn ihre Beinchen nicht einknicken, um von Papas Schoss auf den Boden zu kommen. Dann bleiben sie lang, ihre Füße bleiben mal mehr mal weniger sicher auf dem Boden und ihre kleinen Hände klammern sich Hilfe suchend an die großen. Ihre Füße setzen sich immer voreinander, erst links, dann rechts…mal ein Schlenker zur Seite und doch sieht man ganz deutlich, was sie da machen möchte: laufen! Mittlerweile stellt sie sich frei im Raum hin, wackelt mit dem Po, lacht laut auf und tapst los. Fällt sie hin, klatscht sie in die Hände und alles beginnt von vorn, egal ob Zuschauer dabei sind oder nicht. 

Die Zweiten für mich…

Das zweite Kind hat seine ersten Schritte gemacht, zunächst mit Hilfe und nun auch allein. Man könnte meinen, beim Zweiten ist es kein Ereignis und nicht so besonders wie beim Ersten. Pustekuchen, die Tränen in meinen Augen sagten etwas anderes. Als sie da so tapste und sich anstrengte, nicht fallen zu wollen, platzte mein Mamaherz fast vor Stolz. Die ersten Schritte des zweiten Kindes sind trotzdem die ersten, nämlich ihre. Die ersten für einen besonderen Menschen, der so viel anders damit umgeht, als andere. Der winkend meine Hand einfordert, um sich mit ihr hochzustemmen und die Füße wieder voreinander zu setzen. Die so emsig übt, auch ganz allein. 

…und trotzdem ihre Ersten

Die Zweite, die das Laufen so anders lernt als die Erste. Die sich ruckartig mitten im Raum hochstellt wie ein kleiner Surfer ohne Helm, während ihre Schwester sich nur auf einer Matratze sitzend vorsichtig aufstellte oder die Hände zaghaft löste, wenn sie an Möbeln stand. Die Zweite, die es eben so anders macht, dass sie für mich die erste ist. Klar werde ich insgeheim immer denken, dass ihre Schwester es anders gemacht hat, vielleicht werde ich es auch aussprechen. Aber das tue ich nicht, um sie zu vergleichen oder zu messen.

Kein Vergleich, sondern eine Erinnerung

Ich glaube, ich tue es, um durch die starke Präsenz der jetzigen Entwicklungsschritte nicht die anderen zu vergessen, die ersten vor drei Jahren quasi. Denn mein Kopf wird dank Schlafmangel nicht besser und irgendwann weiß ich vielleicht nicht mehr, wer was wie gemacht hat. Und vielleicht mache ich es auch, um mir immer wieder vor Augen zu führen, wie verschieden und damit einzigartig meine Kinder sind, die Erste und die Zweite. Und dass sie durch diese Einzigartigkeit im Umgang und Lernen gar nicht vergleichbar sind. Der Moment verliert nicht an Zauber, nur weil es die ersten Schritte des zweiten Kindes sind. Warum auch? Das Strahlen, die Anstrengung und der Stolz in den Augen meiner kleinen Tochter stecken mich an, immer wieder. Egal, ob es das Laufen, das Hüpfen oder das Lesen ist.

Ich finde es so erstaunlich, wie jedes Kind seinen eigenen Weg geht und damit auch für uns Eltern viele Dinge zum ersten Mal macht – nämlich auf seine ganz eigene Weise.

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