Wohnmobil mit Kindern: Hop oder Top?

15. August 2017
familieberlin
Reisen

Unser diesjähriger Sommerurlaub sollte etwas Besonderes werden. Da liebe Freunde in Frankreich heirateten, haben wir beschlossen, unseren Jahresurlaub dort zu verbringen. Da es jedoch an Schlafplätzen mangelte und wir mit den Kindern nachts nicht in ein entferntes Hotel wollten, wenn alle noch feiern, haben wir uns für einen Urlaub im Wohnmobil entschieden.

Mit Kindern im Camper?

Die Große war schon Wochen vor unserer Abfahrt aufgeregt. Immer, wenn sie ein Wohnmobil sah, erzählte sie, dass sie bald auch damit fährt.

Und ich schlafe mit Papa oben, ich bin ja schon groß!

Um ausreichend Platz für alle Eventualitäten zu haben, sprachen wir viel und lange über die mögliche Ausstattung unseres Campers. Wir haben viel recherchiert und am Ende weiß der Mann nun bestens Bescheid über die vielen Klassen, die so Wohnmobilanbieter haben. Für uns waren folgende Fragen wichtig:

Wie wollen wir schlafen?
Wollen wir Kochen oder Essen gehen?
Was brauchen wir im Bad bzw. muss es groß sein?
Welches Wohnmobil dürfen wir mit unserem Führerschein fahren?

Auch wenn wir viele Fragen im Vorfeld klar beantworten konnten, so hat sich einiges in der Praxis anders herausgestellt. So haben wir zum Beispiel nicht gekocht, obwohl wir es vor hatten. Der Grund ist einfach: der Platz im Wohnmobil ist nunmal sehr gering. Es ist wenig Raum für große Kochaktionen und vor allem bleibt jeder Geruch dann auch in deinem Wohnzimmer, Schlafzimmer und überall. Wir haben das also gelassen und maximal Eier gekocht. Dennoch waren wir nicht jeden Tag essen, sondern haben uns frisches Baguette, Käse und andere Leckereien besorgt und die zusammen gegessen. Schließlich waren wir in Frankreich.

Schlafen als Familie im Wohnmobil

Seitdem wir Kinder haben, hat sich meine Vorstellung vom Schlafen sehr geändert. Ich habe nicht mal mehr den Anspruch, dass hier nur die Eltern und da nur die Kinder liegen und schlafen. Hauptsache gemütlich und für jeden gut ist nun unsere Devise. Deswegen haben wir ein Wohnmobil mit Alkoven ausgesucht, dass ist die Schlafmöglichkeit über der Fahrerkabine. Dort haben die Große und herrberlin geschlafen. Das Baby und ich hatten ein Bett im hinteren Teil des Wohnmobils. Beide Betten waren ca. 1,80m breit und knapp 3m lang. Es gab also viel Platz für alle. Theoretisch hätten wir aus dem Essbereich noch ein Bett machen könne, aber das war nicht nötig. Es wäre allerdings kein Platz für ein Reisebett gewesen.

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Wer ist denn heute vor unserem Fenster?

Jeden Morgen kamen alle in einem Bett zusammen und kuschelten und schmiedeten Pläne für den Tag. Die Kinder tobten oder gingen ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: Nachbarn beobachten. Da wir jeden Tag woanders waren, hatten sie immer einen neuen Ausblick. Mal standen die Nachbarn nah dran, mal waren sie nicht zu sehen. Hier ein Hund, da eine Katze (ernsthaft!). Und manchmal hat man vor Nebel auch gar nichts gesehen.

Das Bad, ein ewiges Mysterium?

So, ich schreibe das hier mal ganz offen: man sieht alles immer zweimal im Leben – zumindest alles von der Wohnmobil-Toilette. Da man die Toiletten-Kassette immer reinigen muss, haben wir uns darauf geeinigt, sie so selten und wenn, dann ohne große Geschäfte zu nutzen. Das reichte soweit, dass die Große immer fragte, ob sie denn hier (z.B. auf einer Raststätte) nun Kacka machen dürfe. Am Ende stellte es sich aber als gar nicht so kompliziert heraus. Viele Stellplätze sind darauf vorbereitet und auch Neu-Camper wie wir haben es gut und sauber hinbekommen. Mit Kindern kann man nämlich nicht immer alles planen… habe ich gehört.

Auch das Duschen war ein Thema. Da wir viele Stellplätze ohne feste Duschmöglichkeiten ansteuerten, waren wir am Ende froh über unsere Entscheidung, einen Camper mit größerem Bad zu nehmen. Groß heißt in diesem Fall: die Dusche ist abtrennbar und man sitzt nicht während des Duschens auf dem Klo. Wenn die Kinder matschig rein kamen oder mit dem Hund nebenan zu sehr gekuschelt haben, konnten wir sie schnell abduschen, ohne, dass der ganze Raum nass und damit weniger nutzbar war.

Mobile Campingidylle oder Freiheit?

Wie wir am Ende gereist sind und welche Stationen wir gemacht haben, das schreibe ich bald noch genauer. Wir haben jedoch schnell gemerkt, dass die Pläne und Routen, die man vom heimischen Sofa aus plant, schnell mal geändert werden (müssen). Sei es wegen zu langer Touren mit den Kindern, dem Wetter, was anderswo besser ist oder einem hübschen Ort, der auf einmal auftaucht: feste Pläne sollte man nicht haben. Eine grobe Richtung hilft aber ungemein, um sich in Entfernungen nicht zu verschätzen.

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Stehen, wo andere nicht hinkommen

Während wir daheim noch dachte, dass wir auf richtigen Campingplätzen stehen werden, haben wir den Plan schnell verworfen. Unser erster Stellplatz war mitten in den Weinbergen, mit Freibad vor der Motorhaube und dem Schwarzwald im Heckfenster. So hätten wir das auf einem Campingplatz nicht gehabt. Stellplätze für Wohnmobile sind meist wesentlich besser gelegen, da es für diese nicht viel braucht. So haben wir einige kleine Städte und Gebiete erkundet, die wir sonst vielleicht umfahren hätten, da große Campingplätze mit kompletter Infrastruktur oft außerhalb liegen. Dank vieler Apps und Webseiten, auf denen Nutzer die Stellplätze beschreiben und auch bewerten, weiß man schon vorher, ob sich der Weg lohnt.

Wir haben vorwiegend mit diesen Seiten gearbeitet: Campercontact und Promobil. Theoretisch gibt es auch eine App vom ADAC, aber diese gibt nicht mehr her als der Campingführer, den es auch als Buch gibt.

Entspannt oder stressig?

Während man im Reisen ungebunden ist, alles nötige dabei hat und jeden Tag woanders sein könnte, muss man sich vorher schon fragen: möchte ich jeden Tag woanders sein? Bedingt durch die Entfernung, die wir bis zur Hochzeit der Freunde zurück legen mussten, sind wir jeden Tag gefahren. Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg. Der Grund ist simpel: mit den Kindern wollten wir nicht lange fahren. Maximal drei Stunden sollten es sein und das war schon viel. Meist sind wir über die Mittagszeit gefahren, denn dann konnten die Kinder auf der Rückbank in ihren Sitzen schlafen, während wir das nächste Ziel ansteuerten.

Und genau das hat mich etwas gestört. Bedingt durch die Strecke hatte ich keine „Mittagspause“, wie ich es am Wochenende daheim gern habe: Schlafende Kinder, lesende Mama in der Sonne. Navigieren, Ziele raussuchen, Parkplätze mit ausreichender Höhe suchen – das waren meine Beschäftigungen während des Mittagsschlaf. Nicht zu vergessen herrberlin, der das Ding die ganze Zeit fuhr. Auch das strengt an.

Und was würde ich anders machen?

Das wäre auch mein erstes Fazit aus diesem Urlaub: sehr gerne wieder, aber mit längeren Pausen an einem Ort. Zwei Nächte sind nicht verkehrt, auch wenn es nur ein kleines Dorf ohne Sehenswürdigkeiten wäre. So kann man auch den Kindern einen Tag Fahrt ersparen, denn mal ehrlich: für die ist es echt langweilig.

herrberlin hat sich im Vorfeld viel mit den Fahrzeugtypen beschäftigt. Was kann er fahren, wie groß muss das Mobil für uns sein? Da wir zwei feste Schlafplätze für uns vier wollten, haben wir uns für ein Wohnmobil mit Alkoven entschieden. In der Umsetzung praktisch und gut, aber einen Haken hat es doch: Durch den zusätzlichen Stauraum nach oben wurde das Mobil höher. Das ist nicht nur für manche Durchfahrtsbeschränkungen schwierig, sondern kann auch teuer werden. In Frankreich zum Beispiel muss man ab einer Fahrzeughöhe von drei Metern die Maut eines LKW bezahlen. Unser Fahrzeug war 3,05 Meter hoch. Das ging ins Geld.

Was kostet die Tour?

Apropos Geld: dank der Entscheidung für Stellplätze sind wir dabei sehr günstig davon gekommen. Campingplätze wollen pro Nacht meist 15-20 Euro zzgl. einen Betrag pro Mitfahrer haben. Auf Stellplätzen haben wir meist nichts und maximal sechs Euro bezahlt. Dazu kamen, je nach Verfügbarkeit, Kosten für Strom, Frisch- und Abwasser. Davon haben wir es aber nicht abhängig gemacht und manche Stellplätze auch ohne Versorgung wählen können. Dann läuft alles über Gas.

Neben der reinen Miete für das Wohnmobil (ca. 100-120 Euro pro Nacht), kamen Benzin, Stellplatzkosten (ca. 6 Euro) und Nebenkosten (1-2 Euro). Da wir das Wohnmobil erst vor der französischen Grenze gemietet haben, haben wir uns die Tour von Berlin bis dahin gespart und auch so die Ferien umgehen können. Ein Wohnmobil ist locker 20-30 Euro teurer pro Nacht, wenn Ferien sind. Da wir es aber in Baden-Württemberg mieteten, haben wir uns diese Kosten gespart.

Alles in allem waren wir also nicht günstiger, wenn man diese Tour zum Beispiel mit einem Hotel-Urlaub vergleicht, den man mit dem Auto antritt. Kämen Flüge hinzu, ist es nicht mehr vergleichbar. Natürlich muss man sich zu diesem Preis darauf einlassen, weniger Komfort zu haben. Denn den Abwasch, den macht man am Ende nämlich selbst.

Mein erstes Fazit

Wenn mich jemand fragt, wie ich den Urlaub fand und ob ich es nochmals machen würde, antworte ich stets: sehr gerne wieder! Trotzdem ist es kein Urlaub, den ich ausschließlich machen möchte. Denn manchmal möchte ich auch umsorgt werden oder mich auf eine Liege an einen Pool legen.

Habt ihr schon mal Urlaub im Wohnmobil mit Kindern gemacht? Habt ihr ultimative Tipps? Denn wiederholen wollen wir es auf jeden Fall!

Liebe Grüße
eure Bella

7 Kommentare

  1. Liebe Bella! So lustig, deinen Text zu lesen. Wir (mein Mann, K1 *9/2014, K2 *9/2016 und ich) machen genau das, was du schreibst. Wir haben sogar das selbe Wohnmobil :) Nur ich schlaf mit Baby im Alkoven und mein Mann mit der Großen hinten. Mein Mann hat gleichzeitig mit mir Elternzeit genommen sodass wir 3 Monate Zeit haben. So können wir auch länger an einem Ort sein. Gerade sind wir in Porto auf einem wirklich schönen Stellplatz direkt an einem botanischen Garten. Morgen gehts weiter nach Peniche, wo wir dann wieder länger bleiben werden. Ganz viele liebe Grüße

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    • Wie witzig. :) Dann habt viel Spaß und ja, macht Pausen. Das macht es noch schöner. :)

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  2. Liebe Bella,
    Da bekomme ich sofort Lust, wieder loszufahren!
    Wir waren mit dem Einjährigen in Australien .
    Das war sicher einfacher, denn wir waren ja nur zu dritt. So reichte uns ein verlängerter Sprinter mit mini-Dusch-Toilette. Kochen konnten wir Dank Außen-Grill häufig.
    Bestätigen kann ich jedenfalls, dass es sinnvoll ist, an einem Ort mehr Zeit einzuplanen statt jeden Tag zu fahren.
    Was ich noch erwähnenswert finde, ist dass es in so einem Wohnmobil nicht wirklich dunkel ist, wenn noch / schon die Sonne scheint. So wachte unser Wecker bei Sonnenaufgang regelmäßig auf und begann den Tag.
    Carpe diem!
    Elisabeth

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  3. Liebe Bella, wir waren damals mit einem ca. 11 Monate alten kleinen Mann 8 Tage Rundreise in Deutschland machen. War wunderschön und ich würde es wieder machen. Wir haben 4 Städte in dieser Zeit besucht. Was ich so toll daran finde ist, dass man immer ins gleiche Bett geht und das ist für kleine Mäuse durchaus nicht so schlecht. Dieses Jahr waren wir zur Probe drei Nächte zelten. Unserem kleinen Mann jetzt fast 4 Jahre hat diese neue Freiheit mega gefallen. Wir werden dies jetzt wohl öfter machen im Sommer. Für mich ist das schon ein echt idealer Urlaub.

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  4. Wir drei haben uns mit unserem Berlingo Apr/Mai auf die Reise begeben. In drei Wochen von Rostock einmal quer durch Frankreich nach Bordeaux, dann rüber nach Avignon und schließlich quer durch Deutschland zurück. Das Mädchen war 10 Monate alt. Für uns war es großartig und hart. Die ersten beiden Wochen waren krass, mal eben raus aus dem Alltag, sich zu entspannen und einfach treiben zu lassen hat Zeit gekostet und die ein oder andere Auseinandersetzung. Aber er ist unser Weg zu reisen. Ich empfinde es als sehr direkt.
    Jetzt ist das Mädchen 14 Monate, wir sind gerade von einem einwöchigen Trip an der polnischen Ostseeküste zurück. Diesmal ohne Eis auf den Scheiben.

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  5. Ich zitiere: „…dann konnten die Kinder hinten schlafen, während wir das nächste Ziel ansteuerten.“ Dazu ein Beispiel: Ein 25 kg schweres, schlafendes (also ungesichertes) Kind entwickelt bei einem Auffahrunfall mit 100 km/h eine Aufprallwucht von ca. 2 Tonnen – das überlebt niemand. Sorry, aber wer schwerste Verletzungen (bei geringeren Geschwindigkeiten) oder gar den Tod seiner eigenen Kinder billigend in Kauf nimmt, handelt grob fahrlässig und in höchstem Maße verantwortungslos! Und sowas in einem Familien-Blog – ich fasse es nicht…

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    • Hallo Joachim, danke für den Kommentar. Denn in der Tat meine ich mit „hinten schlafen“ in ihren Autositzen, nicht ungesichert im Bett. Das habe ich falsch formuliert und im schreiben auch vorausgesetzt, dass es andere ungeachtet auch so verstehen. Totaler Quatsch meinerseits natürlich, denn die Leser sind nicht in meinem Kopf. Also sei versichert, wir fahren nie ohne Sitze und ich werde es sofort anpassen.

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