Es gibt schon so viele Worte über dich auf dieser Seite, denn seit zwei Jahren bist du Teil von mir, von uns. Deine Eigenschaften sind wohl weitgehend bekannt: laut, fröhlich, unermüdlich und mutig. Oder wie du dich in einem Wort gern beschreibst: „Bitzig“, Mama! Du bist all das und noch vieles mehr. Doch all diese Eigenschaften, deine Art und dein ganz besonderer und einzigartiger Charakter hat auch vieles mit mir gemacht.
Du lässt mich wachsen.
Dank dir habe ich Geduld, wo sonst schnell eine Zündschnur funkelte. Doch du hast sie abgebaut und durch Gummibänder ersetzt ohne überhaupt zu fragen. Meine Geduld ist deine Grenze geworden. Zusammen testen wir sie aus und schauen, wie weit wir gehen können. Die eine alleine oder beide zusammen. Du hast so viel Neues aus mir gemacht. Ich habe gelernt, was meine Geduld wirklich ist: Ein buntes Gummiband, mal blau, mal rot oder gelb. Du hast mir gezeigt, dass mein Weg nicht der deine ist und ich dich eben deinen Weg entdecken lassen muss. Doch dafür brauchst du Freiheit oder: Grenzen wie Gummibänder.
Die Freiheit, das Essen auch mal mit den Fingern essen zu dürfen. Die Grenze, es selbst mit der warmen Suppe zu probieren, um zu merken, dass Mama Recht hatte. Heiß! Die Freiheit, mal drei Wochen um das Laufrad zu schleichen und es auszuschimpfen, weil es eben nicht so funktioniert, wie du es dir ausgedacht hast. Um dann aufzusteigen und damit loszutrapsen. Du brauchst die Freiheit, dein Lieblingslied bis spät abends im Bett zu singen, denn leise sein, das ist was für Babys. Doch du bist kein Baby mehr, das sagst du mir jeden Tag.
Nein Mama, Kind! Kein Baby!
So rufst du mir entgegen, wenn ich es doch versuche und dich mein Baby nenne. Dann schüttelst du empört deine wilden Locken, die so sehr zu dir passen. Du bist nicht der Typ für glatte Frisuren und perfekte Zöpfe. Hier springt eine Locke raus und da wirfst du die Haarspange unachtsam beiseite, weil sie zu eng war. Grenzen fest wie Mauern sind nichts für dich, das zeigst du mir jeden Tag. Sie sind starr, einengend und unnachgiebig. Sie einzureissen tut weh, ist anstrengend und würde uns beide auseinander treiben. Irgendwann.
Also lass uns Gummibänder daraus machen, in die wir zusammen springen. Wir halten uns an der Hand, nehmen Anlauf und springen mitten rein. Mal gucken, was sie alles aushalten! Mal mehr, mal weniger. Sie sind dehnbar, doch an Straßen oder Wasserwegen werden sie zu Mauern, in die ich mich einreihe. Denn so sehr du sie auch einforderst, stets kann ich sie dir nicht lassen: Deine Freiheit. Denn du bist zwei und manchmal weiß ich es doch besser. Zumindest da, wo es gefährlich werden kann.
Doch sonst, ob beim Kirschenessen am Sandkasten, beim Vorlesen deines Vogelbuchs oder beim Fußballspielen und Laufradfahren: Da zeigst du mir, wo es lang geht, da sind sie wieder geschmeidig, unsere Grenzen. Werden länger und länger und manchmal, da schnallen sie zurück. Dann hast du gemerkt, dass meine Hand nicht mehr in deiner ruht, sondern dich schützend auffängt, wenn du zurück kommst. Denn auch mit zwei Jahren kann man Wege alleine gehen. Mit frechem Grinsen und wilden Locken suchst du sie, um mich dann laut darauf aufmerksam zu machen.
Düssi Mama, Düssi!
Dann winke ich dir zu und freue mich über diese kleinen Schritte, an die ich nie glaubte. Weil du nicht ohne mich konntest und es selten einen Millimeter zwischen uns gab. Aber so wild und laut und „bitzig“ du auch bist, diese Momente bleiben – auch mit zwei Jahren. Wenn sich deine Beine und Arme immer wieder am Tage um mich schlingen und fest drücken. Wenn du mir leise zuflüsterst „Meine Mama!“, dann wird auch dein kleiner Chaoskopf ruhig. Für einen Moment, den wir beide so brauchen. Und dann, wenn deine Locken abends auf dem Kissen ruhen und dein Atem ruhiger wird, dann sehe ich immer noch das kleine Baby in dir. Das, was über Nacht Kraft sammelt, um am nächsten Morgen noch witziger und wilder in unsere Grenzen zu springen und aus ihnen ein buntes Trampolin zu bauen.
Lass uns das gemeinsam machen, und LOS!
Alles Liebe zum Geburtstag mein kleinstes Zottel!
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