Mitleid mit dem Kind: Groß werden über Nacht

20. Mai 2016
familieberlin
Baby | Kleinkind | Schwangerschaft

Im Geburtsvorbereitungskurs sind wir fünf Mamas. Alle haben schon ein Kind und bekommen nun das Zweite. Und fast allen scheint ebenso etwas gemein zu sein: irgendwie haben wir Mitleid mit unseren „Großen“. Ich denke schon eine Weile darüber nach, fühlte mich schlecht, tat meine Gedanken ab und verdrängte sie. Aber nun sprach auch eine andere Mama diese Gedanken aus. Seitdem lasse ich sie zu: Mit einem Schlag wird meine Kleine die Große sein und sie tut mir leid. Kann sie nicht noch eine Weile länger die Kleine sein?

Von jetzt auf gleich ist alles anders

Ich habe schon von dem Moment geschrieben, in dem mein jetziges Baby schlagartig nicht mehr mein Baby sein wird und wie ich damit wohl umgehen werde. Aber an Mitleid habe ich damals noch nicht gedacht. Meine Kleine, die Mamas Nähe so sehr braucht, mich mit ihrem „Mami bütte“ binnen Sekunden um den Finger wickelt und dank ihres zuckersüßen Puppengesichts auch schnell überall im Mittelpunkt steht, wird dann von ihrem Thron geschubst. Keine alleinigen Privilegien, eine Mama, die nun für zwei da sein wird und so vieles wird nicht mehr nur ihr vorbehalten sein. Sie tut mir leid. Und das nicht, weil sie auf einmal alles oder auch nur vieles teilen muss. Ich habe Mitleid, weil diese Veränderung für sie auf einmal passiert. Vielleicht über Nacht, vielleicht von morgens auf den Nachmittag, wenn sie im Kindergarten ist.

Das Kind ahnt, dass sich alles ändert

Auf einmal steht ihre kleine Welt, die sie über zwei Jahre genießen konnte, Kopf. Vorbei die Zeit auf dem Thron und vorbei die alleinige Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Ja, sie freut sich aktuell auf „ihr Baby“, aber ich glaube, wenn sie wüsste, was da wirklich auf sie zukommt, sie würde sich nicht freuen. Ich erinnere mich oft an den Satz, den mein Bruder wohl damals nach meiner Geburt gesagt haben soll: die könnt ihr wieder zurück bringen! Ich fand das schon immer frech, aber so ist er. Trotzdem kann ich diesen Satz nun irgendwie nachvollziehen. Denn miniberlin will aktuell kein Blatt zwischen uns lassen. Sie hängt an mir, braucht meine Nähe und sucht meinen Zuspruch. Sei es für wackelige Kletteraktionen oder das einfache Händewaschen– Mama soll sehen, was sie alles kann. Das zweite Kind ist noch nicht auf der Welt und ich habe schon das Gefühl, ich müsse mich zerteilen, um miniberlin gerecht zu werden. Außerdem glaube ich, dass sie ganz andere Erwartungen an „ihr Baby“ hat als es in der Realität sein wird. Keine ausgiebigen Spiele, keine großen Abenteuer und kleinen Exkursionen im Garten. Vorerst. Doch wird sie wissen, dass es nur eine Weile dauert, bis sich das ändert?

Ja, vielleicht übertreibe ich es auch– sowohl in meinen Sorgen, aber auch in meinem Verhalten. Gehe noch einmal mehr Eisessen mit ihr, lese ihr eine Geschichte mehr vor dem Schlafengehen vor oder schanze ihr heimlich Schokolade zu, ohne das herrberlin es sieht. Einfach, um meinem Baby noch etwas mehr das Gefühl zu geben: du bist mein Ein und Alles. Dabei wird es mit der Geburt von babyberlin nicht vorbei sein…hoffe ich.

Kennt ihr diese Sorgen vor der Geburt der zweiten Kinder? Und wie haben sich eure „Großen“ dann verhalten?

Liebe Grüße
eure Bella

2 Kommentare

  1. Ich kann Deine Sorge verstehen. Aber sie haben so viel aneinander und miteinander, ich fand es eine einzige Bereicherung für beide, dass sie ein Geschwisterkind haben. Ich hatte aber auch ein bisschen Glück, dass meine Nummer 2 faktisch das erste Jahr gepennt hat, selbst Stillen war in 10 Minuten erledigt. Da gabs nix zum eifersüchtig sein, ich hatte immer noch viel Zeit für die Große. Und als der Kleine dann (endlich) mal aktiv wurde, war er schon ein Spielkamerad. Meine Kinder sind 20 Monate auseinander, und die Große hatte einen riesigen Spaß, sich zum Kleinen unter den Spielbogen zu legen, ihm Bücher „vorzulesen“ ihn im Puppenwagen durch die Wohnung zu schieben, mit ihm in einem Bett Mittagsschlaf zu machen. Etwas später dann fing schon „richtiges“ Spielen (also mehr oder weniger gleichberechtigtes) an. Laß Deine Sorgen zu, aber freu Dich vor allem für beide auf eine schöne Kinder-Geschwisterzeit.

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  2. Liebe Bella, ich kann Dir Mut machen! Bei uns ist der Große zwei Jahre älter als das Geschwisterkind und er war von Anfang an mehr stolz als eifersüchtig. Trotzdem dauert das Zusammenwachsen in der neuen Familienkonstellation ein wenig, anfangs war er ziemlich auf den Papa fixiert und „überließ“ mich dem Baby. Ihr werdet Euren Weg finden, es bereichert! Alles Gute, Svenja

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