Podcast #4: Veränderungen – Über Körper, Bodytrends und Anerkennung

21. Februar 2018
familieberlin
Gedanken | Podcast

Nach einem stressigen Tag, vielen Wegen, vielem Tragen, vielem Kochen, vielem Trösten, spüre ich ihn am Abend – meinen Körper. Er tut weh, er ist unruhig, ja er summt fast unmerklich. Er hat viel geleistet an diesen Tagen. Und ich? Nehme es so hin. Oft denke ich nicht darüber nach, wie es meinem Körper geht. Ob es ihm gut geht, oder auch nicht. Ob ich ihn gut behandle und dafür sorge, dass er genug Kraft hat. Leider. Warum eigentlich nicht?

Stets und ständig frage ich mein Inneres, was ich brauche und wie es ihm geht. Aber meine Hülle, habe ich schon eine ganze Weile nicht mehr beachtet. Klar, ich mache Yoga und habe den festen Vorsatz, wieder mehr Laufen zu gehen. Doch mache ich das für meinen Körper? Eigentlich will ich damit meine Gedanken beruhigen, führen und treiben lassen. Für meine Hülle mache ich das zumindest nicht offiziell. Ein Glück, dass sie trotzdem etwas davon hat.

Mein Körper trägt mich schon immer durch die Welt. Mal ist er topfit, in den letzten Jahren eher müde. Er steckt damit meinen Geist an, denn der ist träge geworden. Und doch meckern beide wenig. Er sendet mir Zeichen, die ich verstehen soll. Manchmal brauche ich dafür eine Weile, manchmal geht mir sein Signal sofort durch Mark und Bein. Er zeigt mir, was er braucht und was er nicht magt. Ein Glück sind er und ich in manchen Dingen sofort einer Meinung: Wir lieben beide Schokolade, Kuchen und Kaffee. Oder tut er nur so – mir zuliebe?

Körper verändern sich

Mein Körper hat sich verändert in den letzten Jahren. Er war mal lang und dürre, und dann? Dann wurde er hier und da mehr, aber für mich immer an den falschen Stellen. Warum konnte ich ihn nicht lieben, als er noch jung und knackig war? Schließlich kann ich ihn jetzt nicht mehr gegen genau dieses Modell eintauschen. Macht man das nicht so im Alter? Tja, jung und knackig, davon bin ich weit entfernt – innen wie aussen.

Er wurde mal dicker, mal dünner und hat sogar zweimal einen neuen kleinen Menschen auf die Welt gebracht. Einen der Menschen, der mir heute mein T-Shirt hochzieht und fragt, warum ich so viele Flecken auf dem Bauch habe. „Mama, wo kommen die her?“. Wie war der Witz mit dem Porsche: wenn der Grund nach dem Grund fragt. Ich lache darüber, mein Körper auch? Er hat zwei Wunder vollbracht. Das Zweite liebt es, seinen kleinen wuscheligen Kopf in meinen Bauch zu drücken und Elefant zu spielen. Ein Glück gibt mein Körper an dieser Stelle nach. Stell dir mal vor, wie weh es dem Kind tun würde, wenn mein Bauch stahlhart wäre. Wie machen das andere Mütter?

Trends und Hashtags sind egal, oder?

Mein Körper schert sich nicht um Trends und die Meinung anderer. Er lebt sein Leben und macht einen echt guten Dienst. Seit neustem gibt es sogar Hashtags für ihn, für jeden Körper.

#bodypositivity #oversizemodel #justnatural #bodygoals und ganz wichtig: #bodytransformation.

Es scheint, als ob eine Veränderung nach der anderen mit meiner Hülle passiert, aber ist das gleich #bodytransformation? Ich glaube nicht. Was zählt es, dass er aufeinmal beschlossen hat, verrückt zu spielen und mir jedes Gramm vom Körper klaut? Vielleicht gibt er mir bald jedes Gramm dreifach zurück. Zählen tiefere Augenringe, neuen Falten und  Pigmentflecken als #bodytransformation? Sie zeigen eine Veränderung, meine Veränderung. Hinzu einem älteren Ich, was sich nun erstmal finden muss. Oder sollte ich sagen, abfinden? Mit dem Mehr hier und dem Weniger da. Mit dem Dunkleren, dem Helleren, mit dem Kürzeren und dem Längeren. Mit allem muss ich mich neu arrangieren, denn eines habe ich für mich gelernt: ich bin zu faul, um meinen Körper stets und ständig neu zu finden, zu verändern oder zu perfektionieren und damit einem Ideal hinterherzujagen. Denn wer ist schon ideal? Was ist schon perfekt? Und was mache ich, wenn ich ein Ideal erreicht habe und ein anderes auf einmal im Trend ist? Ich bin zu geizig und zu idealistisch, um andere nachhelfen zu lassen. So schlimm finde ich mich dann doch nicht.

Das bist du und du bist ok…mindestens

Denn sind wir mal ehrlich: er ist ok so, wie er ist. Ich möchte nicht sagen, er ist toll und wunderschön, denn das denke ich noch nicht. Ich möchte es denken, wirklich. Aber dafür brauche ich noch etwas Zeit, ok? Nach all dem Wachsen, Pubertieren, Zweifeln, Schwanger werden, Schwanger sein, Kinder kriegen und Stillen müssen wir uns beide wieder kennenlernen – mein Körper und ich. Immer wieder, von neuem. Denn wie ich schon sagte: Er verändert sich, ständig. Manchmal mehr als mir lieb ist. Aber was soll ich machen? Eben. Ich finde ihn ok und bald, ganz sicher, werde ich ihn vielleicht lieben können. Bis dahin machen wir einfach ein paar Sonnengrüße und laufen durch den Park. Dann achte ich auch ein bisschen mehr auf mein Aussen.

Versprochen!

5 Kommentare

  1. Wir verändern uns. Unsere Körper aber auch unsere Seelen. Es gibt wenige Menschen, die ich so sehr innerlich sehe, wie Dich. Ich mag Deine Hülle, ich finde Dich schön, dass weißt Du. Aber weiß Du was ich noch viel mehr mag? Deine Seele! Dich! Soll ich Dir sagen was meine Augen sehen? Eine wunderschöne herzliche liebevolle Frau. Einen tollen Menschen. Meine Freundin. Und das sehe ich nicht nur, dass fühle!

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  2. Ich stecke zur Zeit auch in dem Zwiespalt zwischen: Hey, dein Körper hat 2 Menschen hervorgebracht und das ist ein Wunderwerk der Natur und dem Gedanken, ob die Röllchen am Bauch nicht mal so langsam weg sein sollten und ob ich nicht wieder öfter was tun sollte, eine Diät vielleicht?… Ich finde diese Trends zum einen sehr gut, denn sie wollen, dass du dich gut fühlst wie du bist. Auf der anderen Seite sind die jedoch ein Fluh, denn sie führen wieder nur zu Vergleichen untereinander…Einfach frustrierend

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    • Ja, manche Trends sind gut, auch motivierend. Aber manchmal bringen sie einen auch zu sehr zum Nachdenken.

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  3. Ich denke, das Thema kann man garnicht oft genug ansprechen. Es ist nicht immer einfach, aber ich denke, erstmal muss das Innere sortierter sein für mehr Selbstliebe☺

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