Die erste Zeit mit einem Baby ist ein Abenteuer, egal ob es das erste oder vierte Kind ist. Wer ist dieses Menschlein, das nun zu unserer Familie gehört? Wie wird es sein und wie finden wir unsere Rollen? Ich habe zwei Kinder bekommen, zwei Mädchen, und ich kann sagen: sie können unterschiedlicher nicht sein. Doch unabhängig davon ist die erste Babyzeit aufregend, voller Gefühle und viel Wäsche. Es gibt viele Tücken, wunderschöne Momente und schlaflose Nächte. Sicherlich ist vieles neu, aber dennoch, diese 20 Tipps haben mir schon bei zwei ersten Zeiten mit Baby geholfen.
1. Recht schnell war mir in beiden Schwangerschaften klar: nicht ohne eine Hebamme. Ich bin von Natur aus ein unsicherer Mensch und wollte fachlichen Rat und Unterstützung an meiner Seite. Viele meinen, mit zweitem oder mehr Kindern brauche man diese Hilfe nicht mehr. Doch egal, wie viele Kinder man hat, wer untersucht Geburtsverletzungen, berät bei Stillschwierigkeiten oder schaut, ob der Hautton des Babys nur leicht gelb oder schon bedenklich ist? Und selbst wenn es keine Schwierigkeiten gibt, nichts half mir über meine ersten Unsicherheiten so sehr hinweg wie ein „Gut gemacht, weiter so“ von jemandem, der sich mit Babys auskennt.
Sammelt Energie
2. Was ich beim ersten Kind noch unterschätzte, ist was es bedeutet zu stillen. Der Körper, der vor kurzem noch ein Baby zur Welt gebracht hat, muss gleich den nächsten Kraftakt leisten. Das zerrt nicht nur an den Nerven, sondern auch an den Kraftreserven. Hinzu kommen schlaflose Nächte und tausend Gedanken. Denkt also von Anfang an nicht nur an die Ernährung eures Babys, sondern auch an eure. Ihr braucht Energie, sei es in Form von Nahrung, Schlaf oder Entspannung. Gönnt euch eine extra große Portion gesunder und nahrhafter Dinge, lasst euer Baby beim Papa schlafen oder die Welt entdecken oder holt euch eine entspannende Wochenbettmassage nach Hause.
3. Vormachen brauchen wir uns aber nichts: so wichtig eine gesunde und nahrhafte Ernährung in der ersten Zeit ist, so schwer ist sie umzusetzen. Deswegen habe ich die Wochen vor der Geburt damit verbracht, Essen vorzukochen und einzufrieren. Vor allem Suppen und Saucen eigenen sich dafür, denn sie sind schnell aufgetaut und zusammen mit einem Brot oder schneller Pasta habt ihr eine vollwertige Mahlzeit. Für zwischendurch habe ich gern Müsliriegel und Stillkugel parat gehabt.
Hilfe im Haushalt? Ja bitte.
4. es gibt viele Listen, in denen vorgegeben wird, wie viele Sachen ein Baby braucht. Oft fehlen darin aber Angaben darüber, was die Mama zum Anziehen braucht. Ich war überrascht, wie viel T-Shirts ich in den ersten Wochen brauchte, denn die Milch blieb niemals nur im Baby. Ein Bäuerchen, ein Schluckauf und schon war auch ich dekoriert. Da ich mir aber nicht so viele Stillshirts kaufen wollte, habe ich mir lieber Stilltops geholt und meine normalen Shirts und Pullover darüber gezogen. So konnte ich trotzdem diskret stillen, hatte immer was zum Anziehen und am Abend eine volle Waschmaschine.
5. Auch zum Waschen bekommt man mit einem Baby eine andere Einstellung. Vor allem mit zwei und mehr Kindern wird man Flecken gegenüber gelassener. Klar lasse ich meine Kinder nicht in verdreckten Sachen, aber ich ziehe sie nicht mehr bei jedem Fleck um. Ein bisschen Milch am Kragen? Oder ein Fleck durch das Kuscheln mit der großen Schwester? Egal, die Flecken sind in guter Gesellschaft.
6. Und wenn die Wäsche doch mal Überhand nimmt, fragt euren Besuch, ob er euch hilft. Besuch? Klar, ihr werdet überrascht sein, wie viele Menschen euren kleinen Erdenbürger kennenlernen wollt. Doch statt nur auf dem Sofa zu sitzen und dem Baby beim Schlafen zuzugucken, ist ein bisschen Hilfe im Haushalt sehr viel Wert. Also fragt, ob euch jemand beim Wäsche aufhängen helfen kann, fordert bei eurem Besuch freundlich ein, dass er Essen mitbringt oder dass jemand auf dem Weg vielleicht einen kleinen Einkauf erledigt? Was man wirklich alles braucht in der ersten chaotischen Zeit mit Baby, wird euch schnell klar. Es ist aber schwer, diese auch einzufordern. Traut euch, denn viele Besucher wissen vielleicht nicht, wie sie euch helfen können.
7. Selbst wenn ihr euch nicht traut, die Besucher im Wochenbett um Hilfe zu bitten, so könnt ihr euch dennoch etwas zur Geburt wünschen. Viele werden im Vorfeld fragen, was ihr braucht. So süß die mintgrüne Babydecke und der zehnte Greifling auch sein mögen, so wenig werdet ihr sie in dieser Zeit brauchen. Wie wäre es mit einem Gutschein für eine Haushaltshilfe, der Wäscherei oder vom Lieferdienst?
8. Wie oft versank ich in den ersten Wochen mit einem oder zwei Kindern im Chaos. Doch ich ging nicht unter, sondern fand meinen Weg einarmig zu kochen, die Wäsche zu machen oder beim Stillen mit der großen Schwester zu spielen. Man findet seinen Rhythmus und genau deswegen fiel mir eines unbewusst schwer: Hilfe anzunehmen. Wann immer jemand fragte, ob er mir was mitbringen solle oder mal die Kinder bespaßen könne, dass ich in Ruhe duschen dürfe, verneinte ich. Schließlich konnte ich es allein. Aber wie viel einfacher wäre es wohl gewesen, wenn mir jemand geholfen hätte?
Was braucht das Baby?
9. Einarmigen Aktionen im Haushalt waren beim ersten Kind Gang und Gebe, beim zweiten weniger, denn ich entdeckte schnell etwas für mich: das Tragen. Es ist nicht nur kuschelig fürs Baby und gibt ihm die Nähe, die es braucht. Es ist ehrlicherweise auch verdammt praktisch und entlastet ungemein. Während ich vor der Geburt des ersten Kindes nie Tragen wollte, habe ich es schnell für mich entdeckt und will es nicht mehr missen.
10. Was vor der Geburt auch viel Zeit in Anspruch nahm, waren die Vorbereitungen. Ich wollte alles perfekt haben für das erste Kind. Fürs zweite nicht mehr? Nein, denn schnell merkte ich, was das Baby wirklich braucht. So romantisch die Vorbereitungen des ersten Zimmers und vieler Details auch sind, am Anfang braucht das Baby die Nähe und Geborgenheit der Eltern. Wir nutzten weder das Bett noch das sorgfältig vorbereitete Spielzeug. Steckt die Energie lieber in das Vorkochen fürs Wochenbett und fragt Freunde, ob sie euch später beim Einrichten des Zimmers helfen. Dann, wenn das Kind es wirklich braucht.
Bauchgefühl oder Ratschlag, was mache ich nun?
11. Was hatte ich alles für Vorsätze, bevor ich Mutter wurde. Nicht tragen (siehe Tipp 9), schnell abstillen und ein möglichst früh selbstständiges Kind. Tja nun, was soll ich sagen. Es kam anders, immer. Ich kann keiner werdenden Mama strittig machen, diese Vorsätze zu haben. Was aber sehr hilfreich sein kann, ist sich von Vorsätzen zu verabschieden, wenn man merkt, dass sie nicht zu sich und dem Baby passen.
12. Ich habe oft ungefragt Ratschläge bekommen, die nicht meiner Überzeugung entsprachen. Daran muss man sich gewöhnen und sich vielleicht ein oder zwei schlagfertige Antworten überlegen, mit denen man auf diese Ratschläge antwortet. Sei es ein Kommentar zum Stillen nach Bedarf oder darüber, dass das Baby viel getragen wird. Aber denkt daran: Großeltern machen sich auch schnell Sorgen, wenn ihr anders mit den Kindern umgeht, als sie früher mit euch. Manchmal ist es hilfreich, diese Sorgen zu besprechen und zu zeigen, dass ihr es genau richtig für euch macht.
13. Woher ihr wisst, dass ihr es richtig macht? Vielleicht aus Überzeugung, vielleicht aber auch gar nicht. Was aber einer der besten Ratgeber für junge Eltern ist: euer Bauchgefühl. Klar seid ihr unsicher, aber ich habe gemerkt, dass man oft intuitiv das Richtige macht, vor allem dann, wenn man am wenigsten darüber nachdenkt.
14. Ist die Unsicherheit aber doch zu groß, fragt andere Eltern. Nicht irgendwelche, die gerade in eurer Nähe sind. Aber so wie bei Freunden, merkt man auch bei anderen Eltern schnell, ob man auf einer Wellenlänge ist. Ich habe oft meine Schwägerin oder eine Freundin gefragt, die ähnlich tickt wie ich. Vielleicht haben andere Eltern auch nicht die Lösung parat, aber es hilft oft ungemein, zu wissen: wir sind nicht allein!
Aus einer Partnerschaft wird eine Familie
15. Ist ein Baby Teil der Familie, wird alles auf den Kopf gestellt. Auch die Partnerschaft muss sich neu finden. Missverständnisse, Müdigkeit, unterschiedliche Meinungen, all das kommen in der sowieso schon ungewohnten Situation hinzu und es kommt öfter zum Streit als früher. Ich fand es ungemein hilfreich, mit meinem Mann zu sagen: das ist jetzt gerade so und es wird wieder besser. Wir hatten nicht viel Zeit, miteinander alles auszudiskutieren, aber wir haben versucht, es uns nicht nachzutragen.
16. Egal, welche Erwartungshaltung ihr habt, seid darauf vorbereitet, dass es toll wird. Dieses Baby, was im Schlaf lächelt, fröhlich gluckst und nach und nach die Welt entdeckt, das ist eures! Ihr dürft es kuscheln, wiegen und füttern. Ihr seid Teil seines Lebens und seht diesem kleinen Wesen jeden Tag bei der
Entwicklung zu. Freut euch, auf das, was kommt, es wird genial…
17. …und hart. Manchmal wollt ihr alles hinschmeissen, kündigen und einfach
die Tür zu machen. Auch das kommt auf euch zu. Stellt euch drauf ein und erinnert euch an Tipp 16. Denkt an die Momente, die euch strahlen lassen, die euch zum Lachen bringen. Saugt sie ein und konserviert sie, so habt ihr es in harten Zeiten leichter.
18. Ihr merkt schon, es kommt ein Gefühlschaos auf euch zu. In den ersten Tagen werden ihr so schnell zwischen glücklich und traurig wechseln, dass ihr euch selbst fragt, wie das geht. Ich war beim ersten Kind überwältigt davon und selbst beim zweiten kam ich noch nicht damit klar. Und wisst ihr, was das Geheimnis ist: ihr müsst es auch nicht. Gebt euch diesen Gefühlen hin, akzeptiert sie. Auch euer Partner muss damit leben und darf sie nicht hinterfragen. Denn logisch ist in dieser Zeit so gut wie nichts. Wichtig ist nur, dass die Zweifel an euch nicht überwiegen.
Geschwister werden ist nicht leicht
19. Solltet ihr schon ein oder mehrere Kinder haben, dürft ihr diese nicht aus den Augen verlieren. Oft denkt man, sie seien schon groß und können nun schon so viel. Das mag sein, doch kommt ein Baby, fallen selbst große Kinder wieder in kindliche Muster zurück. Nehmt sie hin, überfordert die Großen nicht durch auferlegte Rollen („Du bist nun die Große, du musst das können“) oder zu wenig Zeit. Lasst den großen Geschwistern Raum, die neue Situation kennenzulernen und für sich einzuordnen.
20. Egal ob Partner, Geschwisterkinder oder auch einfach mal du selbst: Exklusivzeit muss sein. Für Kinder ist es nicht einfach, Mama nun noch mehr teilen zu müssen. Organisiert regelmäßig etwas Zeit nur für euch und das große Kind. Doch auch eure Partnerschaft darf nicht zu kurz kommen. Es muss kein aufwendiges Date sein, ein Filmabend mit Eis sollte für die erste Zeit mit Baby auch reichen. Und was ist mit euch? Vergesst euch nicht. Schickt euren Partner mit dem Baby spazieren, lasst euch ein Bad ein oder lest ein Buch. Hauptsache, ihr macht einfach mal was nur für euch.
Einige dieser Tipps habe ich schon mit meiner ersten Tochter genutzt. Doch wie wichtig Hilfe ist, habe erst mit dem zweiten Baby sehr zu schätzen gelernt. Ich wette, bei weiteren Kindern würden weitere Dinge hinzu kommen, die einem in der ersten Zeit mit Baby helfen. Man lernt schließlich nie aus.
Dieser Beitrag erschien zu erst auf eltern.de.
0 Kommentare