„Ich will später nicht tot sein!“ sagst du ganz unverhofft beim Abendessen. Zwischen Brotkrümeln und Gurkenscheiben liegt dieses Thema nun wirklich schwer auf dem Tisch. Dein „Ich will später nicht tot sein“, möchte ich am liebsten mit allen Worten und aller Kraft klein reden. Es weit weg schieben und dir noch lieber sagen, dass es nie so kommen wird. Doch mal ehrlich, auch zu mir selbst:
So wird es kommen.
Natürlich lieber ganz spät als zu früh. Wie nahe der Tod rücken kann, wissen wir sehr gut.
Doch egal zu welcher Zeit: Das ist der Deal. Wir setzen Leben in die Welt mit dem Wissen, dass es irgendwann vorbei ist. Wir lösen für unsere Kinder also nicht nur ein Ticket mit allen Möglichkeiten des Lebens, sondern auch die komplette Sicherheit, dass es irgendwann vorbei ist. So sicher der Tod in unserem Leben auch ist, so sehr versuchen wir ihn zu Lebzeiten zu vermeiden. In unseren Gesprächen, in unseren Gedanken. Und wenn er dann doch in der Nähe präsent wird, sind wir nicht vorbereitet. Sofern man sich überhaupt darauf „vorbereiten“ kann. Denn beim Tod galt in meiner Familie, aber auch in vielen anderen: Nur nicht drüber reden! Schließlich wissen wir gar nicht richtig, was und wie das ist, dieses Todsein. Er macht Angst, er ist bedrohlich, er ist nicht in Worte zu fassen und logisch erklärbar. Und ich glaube, da liegt das Problem.
Über den Tod reden – In meiner Kindheit ein Tabu
Ich erinnere mich an das Thema in meiner Kindheit. Ich erinnere mich auch sehr gut an meine Angst vor dem Tod damals. Und diese Angst ist bis heute konstant. Ich habe damals meine Oma oft auf den Friedhof begeleitet. Jede Woche haben wir Gräber gesäubert und die Pflanzen auf dem Grab meines Opas gegossen. Doch auf meine Fragen hat sie nicht wirklich geantwortet. Irgendwann hat sie den Tod mit dem Schlafen verglichen, ganz tief in der Erde, in einem Sarg. Und damit war meine Horrorvorstellung geboren: Ich stellte mir vor, dass am Ende jeden Lebens die Menschen in Särge zum Schlafen verdonnert werden, tief in der Erde. Und wenn man mal nicht schlafen konnte, liegt man halt rum und wartet, dass man wieder müde wird. Diese Vorstellung machte mir so große Angst, dass ich eine lange Zeit nicht mehr schlafen konnte und wollte. Denn wer weiß, ob ich nicht schon früher eingebuddelt werden würde.
Aufgeklärt hat mich als Kind niemand. Und wenn ich dann doch, einmal, über meine Angst sprach, wurde sie mir aberkannt, denn schließlich sei ich noch klein. Aha. Dass Kleinsein und Todsein sich nicht ausschließen, muss ich leider nicht erwähnen. Doch auch wenn es hoffentlich für uns und unsere Kinder noch endlos weit weg scheint, so ist es am Ende doch das Ende. Das wissen wir alle. Umso wichtiger, dass wir uns darüber Gedanken machen und dieses Thema, wenn es denn aufkommt, nicht aberkennen und klein reden. Denn die Angst vor dem Tod kennt kein Alter und sollte genau deswegen auch kein Tabu sein – egal ob im Kinderzimmer oder später in Freundschaften und Beziehungen.
Deswegen geht es hier in der kommenden Zeit genau um dieses ungemütliche Thema: Tod! Ich spreche mit einer Trauerbegleiterin und stelle euch Bücher zum Thema vor – für Kinder und Erwachsene.
0 Kommentare