Gemeinsam mit meiner Freundin Eni vom Blog Thirty Ehrlich starte ich eine neue Serie. Eni lebt ein Leben ohne Kind, ich- wie ihr wisst- ein Leben mit Kind. Ich frage mich öfter, wie das so ist, ohne Kind, z.B. in Urlauben oder bei Freundschaften. Und genau darum geht es hier. Denn Eni hat diesselben Fragen- nur andersrum. Wir schreiben einmal im Monat gemeinsam über ein Thema- die eine mit, die andere ohne Kind. Unsere Gegenübersicht quasi. Den Auftakt machen wir mit einem für uns beiden wichtigen Thema: Urlaub und Reisen.
Wir lieben es zu reisen. herrberlin und ich entdecken zusammen die Welt und das nicht zu knapp. Doch seit zwei Jahren haben wir unser Reiseverhalten geändert, denn wir haben ein Kind. Auch wenn miniberlin noch lange nicht zwei ist, haben wir schon gegen Ende der Schwangerschaft aufgehört, weit und lange zu reisen. In Asien sollte mir nicht frühzeitig die Fruchtblase springen und mein erstes Kind sollte auch in keinem Land der Welt geboren werden, dessen Sprache ich nicht spreche. Auch seitdem miniberlin auf der Welt ist, haben wir unsere Reisegewohnheiten geändert. Weiter, exotischer, besonders waren sonst unsere Auswahlkriterien für den Urlaub. Heute wäre unser Schlachtruf wohl: kinderfreundlich, ruhig und bitte nicht soooooo weit.
Flugreisen mit Kind sind nicht so entspannt
Flugreisen machen wir mit miniberlin trotzdem noch. Sie ist wohl in ihrem ersten Jahr so oft geflogen wie ich in 15 Jahren. Trotzdem möchte ich mit ihr nicht bis Amerika oder Australien reisen, auch wenn es finanziell noch günstig wäre. Denn ich bin diejenige, die sich während des Fluges um miniberlin kümmert. herrberlin würde das auch gern, aber wie so oft, möchte sie gern bei mir sitzen und wird auch jedem ungnädig, der sie mir vom Schoß nimmt. Also müsste ich mit ihr auf dem Schoß 10 bis 24 Stunden fliege- nein danke. Sechs Stunden bis nach Abu Dhabi bald sind mein persönliches Maximum und ich weiß gerad noch nicht, ob ich mir damit einen Gefallen tue. Grundsätzlich ist miniberlin ruhig und lässt sich beschäftigen. Trotzdem ist das meine Aufgabe und das kann bedeuten, dass ich durchaus nach dem Flug doppelt Urlaubsreif bin. Denn wenn sie schläft, liegen 11 Kilo Kind auf mir und ich habe in diesem Sitz auch wenig Spielraum für Gemütlichkeit. Dabei denke ich vor allem an den Rückflug, nach dem ich dann wohl nochmals Entspannung und eine Massage bräuchte.
Kinder in Hotels verboten
Da lobe ich mir doch eine schöne Autofahrt, in der sie in ihrem eigenen Sitz spielt und schläft oder eine Bahnfahrt, auf der sie sich auch gern freier im Abteil bewegen kann. Auch unsere Hotelauswahl hat sich geändert. Ich erinnere mich noch an die langen Abende vor unserer Hochzeitsreise oder andere Asientrips, an denen wir Hotelseiten und Kataloge checkten. Alle Hotels mit Kinderbereich wurden kategorisch ausgeschlossen. Je weniger Angebote für Kinder vor Ort, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass dort keine waren. Wir waren zwar Kinderfreundlich, aber trotzdem sind sie laut, oft unbeholfen und sie haben unsere Entspannung gestört. Ein bisschen habe ich diese Einstellung immer noch. Zumindest das mit dem laut und unbeholfen. Aber hey, Überraschung: wir haben ein Kind und deswegen gucken wir wohl bald auch nach Hotels mit Kinderbereich. Denn jede Möglichkeit, unser Kind mal von jemand anderem beschäftigen zu lassen, schafft uns etwas mehr Entspannung. Bis sie es wohl zulässt, sich von anderen betreuen zu lassen ohne lange Vorlaufzeit, wird es aber noch etwas dauern. Deswegen sind wir aktuell große Fans von Ferienwohnungen. Unser Rhythmus, unsere Regeln.
Steine verbindet: das Kind bestimmt das Programm
Unser Reiseverhalten hat sich geändert- sehr. Doch das ist nicht schlimm, denn unser Fokus ist ein anderer. Früher wollten wir die Welt sehen, heute wollen wir Zeit als Familie verbringen. Klar, ein bisschen was sehen wäre nett, aber dafür sorgt miniberlin schon. Sie zeigt uns die tollen Steine am Strand der Ostsee, zu der ich schon seit knapp 30 Jahren und gemeinsam mit herrnberlin seit sieben Jahren fahre. Steine hatten wir bis dato nicht gesammelt. Sie zeigt uns, dass ein Tag am Strand mit Sandburgen bauen, klebrigen Pommes und Kinderbüchern auch toll sein kann und entspannt mit uns gemeinsam beim Wellenhüpfen. Diese kleinen Augen sehen schon von weitem die exotischen Tiere namens „WaWa“ in all ihren Ausführungen und sie knüpft so schnell Kontakte zu anderen Kindern (und damit für uns zu deren Eltern), dass wir es kaum glauben können. Auch wenn wir nun unser wohl manchmal lautes und eventuell unbeholfenes Kind dabei haben, mit ihr nicht mehr in jeden Wellnessbereich kommen und auch manch schicke Restaurants meiden, so ist uns diese gemeinsame Zeit der größte Erholungsfaktor, den wir brauchen. Wir laden unsere Akkus miteinander auf, auf eine andere Art und Weise. Und auch wenn sie sich später sicher nicht mehr an ihren liebsten Reisefreund „Okko“ aus Italien oder die langen Strände der Ostsee erinnern kann, so können wir ihr doch zeigen, wo sie war und vor allem können wir ihr von Anfang an zeigen, wie schön es ist, die Welt zu entdecken. Denn andere Strände und Länder haben auch schöne Steine.
Doch wie ist es, ohne Kind zu reisen? Damit meine ich nicht, mal einen Urlaub. Daran erinnere ich mich noch. Ich meine das Reisen mit dem Wissen, dass man immer alleine reisen wird, ohne ein Kind. Darüber schreibt Eni:
Diese Reiselust werden wir jedoch nicht vererben. Die Erinnerungen werden wir für uns behalten, sie nicht weitergeben. Nicht, weil wir nicht wollen. Sondern weil es niemanden gibt, mit dem wir unsere Erlebnisse teilen können. Denn wir sind kinderlos und reisen stets allein. „
Ist ja eine witzige Idee. :)
Ich bin noch nie geflogen, stelle mir das mit zwei Kindern aber recht anstrengend vor (Gepäck, im Flugzeug sitzen etc.).
Wir machen Urlaub, der vordergründig den Kindern Spaß macht: kurze Anreise, kein Sightseeing, viel Bewegungsmöglichkeiten und bleiben oft beim Zelten hängen. Ist für kurze Zeit ganz lustig und den Kindern gefällt es. Urlaub ist aber auch nicht so meins. ;)
Obwohl ich immer noch denke: wenn man will, dann geht es. Dann schnallt man sich das Kind halt auf den Rücken und erkundet die Mongolei. Es ist nur aufwändiger (und ätzend anstrengend), aber was ist das nicht, mit Kindern? Wo ein Wille ist….
So vermeintlich „banale“ Dinge wie Steine sammeln, klebrige sandige Pommes, frühes Schlafengehen und vor allem Urlaub in nahen Gefilden öffnen sicher den Blick auf das Wesentliche. Dieser geht uns öfter mal verloren. Aber das ist wohl ganz natürlich. Also: Genießt es, diesen (Aus)Blick aufs Wesentliche!
Deine Eni