Elternschaft muss nicht immer Spaß machen

9. März 2017
familieberlin
Gedanken

Kürzlich fragte mich eine Freundin, kinderlos, wie es mir so geht mit zwei Kindern. Ich schrieb ihr, wie ich mich in dem Moment fühlte. Morgens, nach einer unruhigen Nacht mit Baby, auf dem Weg in den Kindergarten nach einem Morgen voller tränenreicher Kämpfe ums Anziehen, Zähneputzen, das richtige Frühstück und vieles mehr:

Ich bin so müde und irgendwie macht es gerade keinen Spaß. 

Als ich meine Worte da auf dem Display sah, fragte ich mich, ob es richtig war, ihr das zu schreiben. Ich war mir über ihre Familienplanung nicht sicher, aber wenn sie Kinder wollte, könnten ihr meine Nachrichten wohl einen anderen Einblick ins Familienleben geben, als sie vielleicht erwartet. Nicht, dass ich es ihr verderbe.

Rosig und nervig zugleich?

Doch als ich dann durch den Park lief, das Kind endlich im Kindergarten abgegeben, das Baby schlummernd im Tragetuch, kam ich zum Durchatmen. Ich machte mir Gedanken über meine Worte und auch meine Stimmung, die diese hervorbrachte. Doch das schlechte Gewissen stellte sich nicht ein. Denn Elternschaft muss nicht immer Spaß machen. Ich muss niemandem erzählen, der keine Kinder hat, dass immer alles rosig, sonnig und himmelhoch jauchzend ist. Denn jeder mit Kindern würde mich enttarnen. Egal ob mit einem oder mit vier Kindern ist es anstrengend, nervenaufreibend, ermüdend und blöd. Manchmal! Doch genauso ist es erfüllend, bereichernd, liebevoll und einfach nur wunderschön. Fast immer!

Manchmal sitze ich hier und denke mir nach einem langen Tag mit zahnendem Baby und einem Kleinkind, welchem gerad alles zu viel und zu falsch ist: sollte das nicht anders sein? Schöner? Müsste ich nicht zufriedener sein und Spaß haben? Permanent. Ich habe schon fast ein schlechtes Gewissen einer anderen Freundin gegenüber, die gerade ihr zweites Kind erwartet. Aber was soll ich es schön reden: Nein, es macht nicht immer Spaß.

Verantwortung tragen ist nicht immer spaßig

Aber es gibt auch keine Tätigkeit, keinen Beruf und keine Aufgabe, die immer und zu 100 Prozent schön ist. Jeder hat in seinem Leben Momente, die weniger schön sind als andere – die keinen Spaß machen. Wenn Verantwortung ins Spiel kommt, dann muss der Spaß manchmal auf der Strecke bleiben. Das bedeutet aber nicht, dass ich alles bitterernst nehme. So liebe ich es zum Beispiel, zu schreiben, zu vernetzen und zu diskutieren. Doch sehe ich, wie groß die Konkurrenz ist und wie sich manche gegenseitig fertig machen, dann habe ich manchmal keinen Spaß am Schreiben. Doch lässt mich das aufgeben? Wie ihr lest: nein. Denn das Positive überwiegt.

So ist es auch in der Elternschaft! Mein Herz schlägt schneller, wenn meine Große lachend auf mich zurennt und vor Freunde hüpft. Mein Lachen könnte nicht breiter sein, wenn das Baby mein Gesicht in ihre kleinen Hände nimmt und mir voller Inbrunst mit „Dawada“ von ihrem Tag berichtet. Ich freue mich so sehr, mich abends mit den Mädels aufs Sofa zu setzen und gemeinsam eine Geschichte zu lesen. Und noch mehr freue ich mich darauf, morgens mit beiden im Bett zu kuscheln, Quatsch zu machen und Lieder zu singen.

Diese Momente gibt es, jeden Tag und sie machen Spaß wie Sau!

1 Kommentar

  1. Nein, Elternschaft muss nicht immer Spaß machen. Sie ist mein größtes Glück und meine größte Herausforderung. Mein schönstes Geschenk und mein größter Graus. Sie ist mein Leben und da scheint eben nicht immer nur die Sonne….

    Aber Du, Du bist ein Sonnenstrahl – mein Sonnenstrahl und daher danke ich Dir so oft für ganz tiefe Artikel mit ganz viel Kopfnicken und Drücken!

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