Podcast #2: Wenn Worte weh tun sollen

23. Januar 2018
familieberlin
Gedanken | Podcast

Dieser Text liegt schon eine Weile im Entwurfsordner. Die Worte und das Thema schwirren aber schon weit länger in meinem Kopf herum und liegen schwer im Magen. Vor einiger Zeit hörte ich die Worte, die ich nur von Gerüchten her kenne. Sie sind wie ein unheimlicher Mythos, den nicht alle zu Gesicht bzw. zu Ohren bekommen. Manche schon. Doch sind sie die Auserwählten? Ich glaube nicht. Denn wenn man diese Worte hört, implizieren sie nichts Gutes. Sie sind kein Orden, keine Auszeichnung. Im Gegenteil – sie wollen verletzen. Die Worte wollen die Elternschaft anzweifeln, sie wollen Andeutungen machen und verunsichern. Doch helfen tun sie nicht. Sie möchten Entscheidungen in Frage stellen und Wege beeinflussen. Doch nicht zum Guten, zumindest war es bei mir nicht so. Die Worte, die ich meine, zielten darauf ab, mich als etwas darzustellen, was ich nicht war.

Von deinen Kindern kriegst du nichts zurück! Denk daran. Irgendwann werden sie nicht mehr dein Mittelpunkt sein, aber bedanken werden sich deine Kinder auch nicht für das, was du für sie getan hast.

Unabhängig der besch**** Situation, in der mir diese Worte gesagt wurden und dem Gefühl, was sie in meiner Magengegend hinterließen, brachten sie mich zum Nachdenken. Nicht sofort, denn zunächst war ich damit beschäftigt mich zu ärgern. Über eben diese Worte, die Person, die sie sagte und die Situation. Doch als all das sackte, ich für diese Person ein schwarzes VIP-Ticket im Karmabus löste und ich wieder nach vorne schaute, dann dachte ich endlich darüber nach.

Und, was kriegt ihr zurück?

Ich begann mich zu fragen, ob Kinder dazu verpflichtet wären, ihren Eltern etwas zurück zu geben. Wenn dem so sei, habe ich es nicht mitbekommen. Und wenn dem so sei, dann ist meine Mama wohl eine der wenigen, die außer Blumen und Umarmungen bisher nicht viel zurück bekommen hat. Sorry, Mama! Denn neben der Frage, ob Kinder ihren Eltern eben etwas zurück geben sollten, käme ja gleich darauf die Frage nach dem WAS auf. Was sollten Kinder denn zurück geben? Wenn es um Geld, Ruhm, Ehre, Berühmtheit und stetiges Füßeküssen ginge, dann kriegen wohl wenige Eltern was zurück. Dann gehen alle Eltern leer aus und schauen in die ebenso leere Röhre. Wenn es aber um Selbstgebasteltes, Kinderbilder, Fotos, Gesungenes, Schnodder, leuchtende Augen und laut lachende Kinder geht, dann wäre ich reich beschenkt. Doch geht es darum? Geht es um etwas messbares, was Eltern zurückbekommen sollten? Und überhaupt, wofür sollten wir denn etwas bekommen?

Dafür, dass wir uns aktiv dafür entschieden haben, Kinder zu bekommen und Menschen das Leben geschenkt haben? Niemand hat uns dazu gezwungen und selbst wenn es eine schwere Schwangerschaft, Geburt, Babyzeit, Autonomiephase, Schulzeit, Pubertät, Teenie-Zeit oder sonst was wäre: wäre das nicht vielen vorher klar gewesen? Ja, ich wache bei meinen Kindern, wenn es ihnen schlecht geht. Ja, ich mache ihnen ihr Lieblingsessen, wenn es auch nicht mein Favorit ist und ja, ich versuche auch mehr Zeit mit ihnen als mit der Arbeit zu verbringen. Doch sind wir doch mal ehrlich: so einseitig das alles klingt, wir machen das alles doch nicht ausschließlich für unsere Kinder. Diese kleinen undankbaren Wesen, die nur nehmen und nicht geben. Denn zumindest meine Kinder sind nicht so und ich wette, eure Kinder sind es auch nicht.

Denn Kinder haben in meinen Augen gar nicht die Aufgabe, etwas leisten zu müssen oder gar etwas zurück zu geben. Die wissen darum noch nicht mal. Wie auch? Sie verdienen kein Geld. Eher im Gegenteil, sie kosten es eher. Und trotzdem bin ich froh, dass sie da sind. Jeden Tag. Ich freue mich über ihr lautes Rufen, wenn ich sie sehe. Über ihr Lachen, wenn ich mit ihnen tobe. Ich liebe ihre strahlenden Augen, wenn ich auf die tägliche Schokoladenfrage mit Ja antworte. Und ich würde alles für die stürmischen Umarmungen geben, mit denen sie mich im Kindergarten empfangen – jeden Tag.

Jetzt weiß ich, was ich zurück bekomme.

Halt Stopp, ich muss meine Aussage revidieren. Kinder geben einem doch was zurück.  Nämlich genau das! Klar, nicht immer. Denn Schnodder, volle Windeln, Essensreste auf dem Fußboden und kreischende Wutanfälle sind nicht die passende Währung für unsere Beziehung. Aber sie gehören zum Deal mit dazu. So wie zur Arbeit unliebsame Aufgaben gehören, zum Hobby verzweifelte Testphasen und zu Beziehungen und Freundschaften Streits und Funkstille. Es gibt nicht immer nur Schokoladenseiten, weder beim Wetter noch beim Kinderhaben. Doch wahrscheinlich hat diese Person, die mir mit Worten wehtun wollte, eben genau diese Meinung von Eltern und eben dem Kinderhaben. Dreimal dürft ihr raten, wie viele sie hat.

Doch egal ob Schatten- oder Schokoladenseiten, gerade im Leben mit kleinen Kindern treffe ich Entscheidungen doch nicht danach, was ich dafür zurück bekomme… irgendwann mal. Zumindest ich treffe sie nicht so. Ich entscheide vorwiegend zum Wohl meiner Kinder. Ja, mein Wohl spielt dabei auch eine Rolle, keine Sorge. Aber an erster Stelle stehen eben meine Kinder. Weil sie vieles noch nicht entscheiden, verstehen, greifen oder einschätzen können. Das hat nichts mit Selbstaufgabe oder Vernachlässigung meinerseits zu tun. Es ist einfach mein Anspruch, Dinge, die ich beeinflussen kann, eben zu verändern oder sogar zu verbessern. Ob für mich oder für meine Kinder. Ich treffe Entscheidungen, wo meine Kinder es vielleicht noch nicht können. Und es ist mir egal, ob sie mir dafür  die Füße küssen oder mich dafür später, wenn sie älter sind, verfluchen. Denn viele Entscheidungen leben vom Moment. Sie sind jetzt richtig, nicht in zehn Jahren. Sie müssen jetzt getroffen, gelebt und vertreten werden.

Denn irgendwann kommt der Punkt im Leben, an dem man nicht mehr nach vorne schauen kann. Denn auch das ist der Deal. Nicht mit unseren Kindern – mit dem Leben. Dann gibt es nur noch den Blick nach hinten. Was war? Worauf bin ich stolz? Was habe ich getan? Und wenn ich an diesem Punkt bin, dann weiß ich, was ich sehen möchte.

Meine Kinder.
Meine Familie.
Unsere gemeinsame Zeit.

Und wenn meine Kinder mir doch mal was zurückgeben wollen: ich mag weiße Hortensien und gute Pralinen.

20 Kommentare

  1. Wir haben keinen Anspruch darauf, etwas zurück zu bekommen und doch bekommen wir viel zurück.

    Und mit meinem erwachsenem Kind kann ich sagen, wenn wir das was wir tun mit LIEBE tun, dann kommt etwas zurück. Ob Hortensien, Pralinen oder Worte. Ob Gesten oder Aufmerksamkeit. Weißt Du ich hab das große Glück das einmal in klein und einmal in groß erleben zu dürfen und auch wenn ich nichts erwarte – abgesehen von einem Lebenszeichen des Großen zwischendurch – bin ich reich beschenkt mit diesen beiden Kindern und allem was sie mit zurück geben.

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  2. Meiner Meinung nach sind die Menschen sehr arm dran, die immer nur etwas tun, um etwas zurück zu bekommen, denn davon wird man weder reich noch glücklich ;) Und ich bekomme jeden Tag soooooo viel von meinen Kindern, mal mehr schönes , mal mehr ärgerliches und auch , wenn ich vieles vorher NICHT wusste (Nee nee, du, das mit der Autonomiephase usw stand nirgendwo in meinem Vertrag *zwinker), habe ICH mich ganz bewusst für meine Kinder entschieden und liebe sie, egal was kommt und egal, was sie tun (werden). Sie sind da, da ist ja wohl erstmal das wichtigste und was ICH ihnen gebe oder nicht, muss ich für mich entscheiden. Und bisher ist mein Konto mehr als gefüllt (das emotionale MamaKonto nicht das echte Bankkonto ). Also ja, du ärgerst dich zurecht, aber sei froh, dass du nicht so denkst. Liebe Grüße Sabrina

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    • Liebe Sabrina, das hast du schön geschrieben und genau so ist es. Deine Worte muss ich mir merken. LG Bella

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  3. Großartig, dein Podcast! Während ich die Kinder in den Schlaf begleite, höre ich deine angenehme Stimme und lausche dem tollen Text. So schön! Danke dafür!

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  4. Liebe Bella,

    ja das habe ich mich auch schon öfter gefragt.
    Häufig ist man ja der Depp vom Dienst als Mutter, aber irgendwie ohne Kinder kann man sich ein Leben auch nicht mehr vorstellen.
    Und wenn man Kinderaugen zum Strahlen bekommt, ist das wie ich finde eines der tollsten Geschenke.

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    • Das ist es, dieses Strahlen. Und so lange es noch ohne große Zauberei und Geschenke hinbekommt, ist es so viel wert. <3

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  5. Toll geschrieben und wirklich sehr angenehm vorgelesen. Regt zum Nachdenken an. Wieso muss in unserer heutigen Gesellschaft überhaupt immer alles messbar und vergleichbar sein? Und optimiert? Selbst unsere (Familien-)Beziehungen, Selbstverwirklichung, unser Glück, unser Wohlgefühl, innere Dinge und Werte müssen nach außen getragen werden, sonst gelten sie nicht als vorhanden. Und am besten mit einer Währung behaftet sein, einem Wert oder einem Mehrwert. „Was bringt Dir das?“-Denken gepaart mit dem unterschwelligen Vorwurf, der Dumme zu sein. Ich wünsche unserer Gesellschaft ein Umdenken und eine Rückbesinnung auf das was wirklich zählt und unzähl- und unbezahlbar ist. Freue mich Deinen Blog entdeckt zu haben, bin gespannt, was so kommt. Liebe Grüße, Alexandra

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    • Lieben Dank für dein Feedback. Ja, du hast Recht – es ist ein Gesellschaftsding. Alles messbar, alles vergleichbar. Muss ich mal überdenken. LG Bella

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  6. Wow, bin grad unglaublich geflashed von deinen Worten und muss feststellen ,dass wir genau die gleiche Ansichtsweise haben.
    Dein Text hat mich sehr berührt, und auch ich hab mich über diese Aussage ärgern müssen.
    Den ist es nicht auch so,dass wir uns entscheiden Kinder zu bekommen um jemanden zu haben dem wir alles widerstandslos geben ,und dies auch gern tun,ohne einen Gedanken daran zu verschwenden was man dafür brkommt, denn es ist tagtäglich offensichtlich was wir bekommen und genau das lässt sich nie mit Materiellen Dingen aufwiegen und das ist auch gut so
    ganz liebe Grüße Sabrina und Familie

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    • Danke, das bedeutet mir viel. Wir sehen es wirklich ähnlich. :)

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  7. na da hat doch jemand mega schlechte erfahrung mit seinen kindern gemacht. würd ich mal mutmassen, um solche krasse aussage zu machen. ich mach doch für meine kinder all die sachen die ich tu, weil es mein persönliches bedürfnis ist. dafür erwart ich mir nix bzw einen respektvollen umgang mit mir. kinder sind kein tauschgeschäft. ich persönlich muss vor mir meine handlungen gutheissen und damit klarkommen. es soll sich gut anfühlen jnd man soll sich nicht aufopfern und dafür ewige dankbarkeit erwarten. finde ich nicht richtig. natürlich geht man davon aus, dass man liebe und wertschätzung zurückbekommt. das man in verbindung bleibt. aber ich finde der gedanke mit dem zurückbekommen passt nicht zum thema kinderhaben. liebe bella, du bist zufrieden mit dem was du machst. du fühlst dich gut damit. somit hast du alles für eure familie richtig gemacht.

    liebe grüsse

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  8. Liebe Bella,
    So sehr ich deine Ansicht teile, so kann ich doch auch die andere Seite verstehen. Ich bin selber Mutter und habe, muss ich ehrlich sagen, öfter das Gefühl der Depp vom Dienst zu sein. Aber trotzdem würde ich meine Kinder niemals wieder hergeben. Ich möchte meine Kinder selbstständig erziehen und ihnen nicht alles hinterherräumen. Solange sie so klein sind, muss es sein, aber wenn sie älter werden, sollen sie auch z.b. Selber ihre Betten machen, ihre Zimmer aufräumen usw. Es gibt sehr viele Mütter, die sich total aufgeben und alles selber machen, obwohl die Kinder groß genug sind. So ist z.b. Meine Mutter. Und irgendwann sind die Kinder groß und sind daran gewöhnt , dass alles erledigt wird. Und sehen dann gar nicht mehr die Arbeit die dahinter steckt. Aber die mama ist dann auch älter und es wird immer schwerer die ganzen Aufgsben zu erledigen, die man sich mit den Jahren selber auferlegt hat. Und dann ist es tatsächlich so, dass die Kinder als undankbar betitelt werden, von den eigenen Eltern und auch von Leuten von außerhalb. Dabei hat die Mama, all die Jahre genau daran gearbeitet, ein Opfer zu werden, dass nicht mehr weiß wer sie selber ist und sich für alle anderen aufgeopfert hat und jetzt aber alle daran schuld sind. Ich kann mit meiner Mutter überhaupt nicht mehr telefonieren, ohne irgendwelche Vorhaltungen zu hören, was für schlechte Kinder wir alle sind. Dabei lässt sie nicht mal den 22 Jahre alten Sohn sich selber das Essen in der Mikrowelle aufwärmen oder seinen eigenen Dreck wegräumen. Wenn man dann sowas von außen betrachtet, sieht das tatsächlich nach sehr undankbaren Kindern aus.

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    • Hallo Agnes, danke für deine Meinung. So habe ich es noch nie gesehen. Denn auch wenn die Kinder, wenn sie älter sind, undankbar scheinen und auch verwöhnt (?), ist es nicht auch ein Prozess, an dem alle Beteiligten irgendwie Schuld sind? Die Mutter, die ihnen alles abnimmt und die älteren Kinder, die es zulassen? In meinen Augen heißt „für meine Kinder da sein und Entscheidungen treffen“ ja nicht, dass ich ihnen ihr Essen in der Mikrowelle warm mache und für sie aufräume. Ab einem gewissen Alter können sie es selbst und sollten es auch tun, sonst bleibt das Essen eben kalt. ;) LG Bella

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  9. Und fast als ich heulen mußte kam der dazu mit den Hortensien… Lol

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    • Satz!

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    • Hehehehe, ich musste mich ja auch selbst ein bisschen aufheitern nach dem letzten Teil ;)

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  10. Hallo Bella,
    Ich habe gerade deinen Podcast gehört und musste wahrscheinlich wie viele andere ziemlich schlucken. Ich für meinen Teil kann dir nur zustimmen. Kinder geben uns so viel zurück. Wenn sie uns umarmen, nachts in unser Bett kommen wenn einer schlechter Traum sie ärgert oder sie sich wegen etwas anderem ans uns wenden und sich anvertrauen oder einfach nur kuscheln. Das ist jedes Mal ein Geschenk finde ich. Klar, nicht jeder Tag ist toll, aber das ist das Leben. Du hast sehr recht und es ist so schön dir zuzuhören. Weiter so!

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  11. Liebe Bella,
    der Beitrag ist zwar schon ein Weilchen her, aber ich hab ihn eben erst entdeckt und möchte so gerne noch etwas dazu sagen. Vorab, wer so einen blöden Spruch von sich gibt, kann keine Kinder haben. Ich finde, meine beiden Kinder geben mir jeden Tag so viel zurück – Vieles davon wurde hier ja schon gesagt! Das Größte davon ist für mich ihre bedingungslose Liebe. Aber eine andere Seite, die mir noch einfällt ist, wie WIR mit ihnen wachsen! Mit Kindern habe ich erst entdeckt, wie groß Liebe sein kann. Es klingt vielleicht blöd (und mein Mann versteht das!), aber ich werde nie jemanden jemals so abgöttisch ;-) lieben wie meine Kinder. Menschen, die keine Kinder haben, werden dieses Gefühl nie kennenlernen. Und wir entwickeln uns mit ihnen weiter. Ich habe z.b. schon häufig gehört, dass Arbeitgeber ihre – besonders weiblichen – Angestellten, die Kinder haben, auch sehr zu schätzen wissen. Sie sind oft organisierter und verantwortungsbewusster – weil sie das im Leben mit Kindern sein müssen und „gelernt“ haben. Mütter können Konflikte oft besser lösen, weil sie es zu Hause mit den Kindern oft tun müssen. Und das alles gibt’s gratis ;-) einfach obendrauf zu der bedingungslosen Liebe und den vielen anderen schönen Momenten. Das sollten wir Mütter uns vielleicht öfter bewusst machen.
    Liebe Grüße

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  1. #freitagslieblinge – 26. Januar 2018 - […] ich habe natürlich auch diese Woche tolle Blogposts gelesen – besonders beeindruckt hat mich dieser hier von Bella. Bella…
  2. Meine Lieblinks der Woche (04/2018) - […] In den Freitagslieblingen habe ich euch ja schon diesen Text hier von Bella auf Familie Berlin empfohlen – einfach…

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