Flunkern, Lügen, neue Wahrheiten: Wenn Kinder lügen.

1. Mai 2017
familieberlin
Kleinkind

„Schatz, hast du die Hände gewaschen“?

„Ja“, sprach meine Dreijährige und würdigte ihren schwarzen Händen keines weiteren Blickes. In ihren Augen waren sie gewaschen, meiner Meinung nach war der Wasserhahn nicht einmal an. Doch ist das schon Lügen? Oder hat mein Kind einfach das Händewaschen vom Morgen in Erinnerung und damit verwechselt?

Doch egal, ob mit Absicht oder nicht: das Kind hat nicht die Wahrheit gesagt. Nur wie gehe ich damit um, denn mal ehrlich: ein Weltuntergang ist es nicht, wenn sie in Punkto Zähneputzen, Händewaschen und Co mal nicht die Wahrheit sagt. Aber wo fangen wir an, den Kindern den Unterschied zwischen wahr und falsch beizubringen? Ich mache mir darüber immer mehr Gedanken, denn meine Große macht sich ihre Welt immer mehr, wie sie ihr gefällt. Doch nicht immer weiß ich auf alles eine Antwort, deswegen habe ich andere Eltern gefragt, wie sie damit umgehen und was ich tun kann.

Wie reagiere ich am besten?

Andrea, vom Blog Die Anderl

Meine Kinder stellen die Wahrheit hin und wieder auch anders dar als sie ist. In der Regel ist es ihr Versuch, aus der entstandenen Situation keinen Ärger zu bekommen. Ich versuche ihnen dann zu vermitteln, dass es ok ist mal auf etwas keine Lust zu haben oder anderer Meinung zu sein. Das aber am Ende Ehrlichkeit und Wahrheit das Wichtigste ist. Ich möchte, dass meine Kids mir vertrauen – auch wenn sie mal Mist gebaut haben. Ich glaube der offene Umgang mit solchen „Flunkereien“ ist unser stabiler Unterbau für die Zukunft. Zumindest hoffe ich das…. ;-)

Johnny, von Johnnys Papablog

Wäre meine Tochter im Zirkus, wie ich das ja eigentlich mal für sie vorgesehen hatte, dann wäre sie heute die wohl größte Bärenaufbinderin in den Annalen der großen Bärenaufbinderinnen. Als Dreijährige ist es indes Teil ihrer, sagen wir mal, zart bebrüllten Autonomie. Andere würden sagen: Machtspielchen. Fragen Sie mich jetzt aber bitte nicht, wo da eigentlich der Unterschied liegt. Nur so viel ist klar: Ich weise sie nicht immer darauf hin, dass ich sie beim Flunkern erwischt habe. Stattdessen lasse ich sie gern mal ein wenig an der sprichwörtlichen langen Leine laufen – dann kommt sie bald schon ganz automatisch zu dem, was ich eigentlich von ihr möchte. Meistens jedenfalls. Was meine Tochter nämlich nicht weiß: Als altes Zirkuspferd kenne ich hier nämlich auch den einen oder anderen Bärentrick.

Märry, aka Frau Raufuss vom Blog Kalinchens

Wenn mich das Kind anlügt und ich weiß, dass das was sie sagt nicht stimmt, gebe ich ihr noch eine Chance. Sie weiß wie wichtig mir Ehrlichkeit ist. Manchmal habe ich das Gefühl sie hat gerade aber einfach keine Lust und dann helfe ich ihr, nehme ihr Dinge ab und versuche die Situation zu retten. Mein Pädagogen Herz sieht das auch so. Kinder retten sich in Lügen, wenn sie überfordert sind. Da hilft dann nur Mama, ein Gespräch und immer wieder die Erinnerung an die Regeln, die eine Familie getroffen hat.

Testet mein Kind Grenzen aus?

Julia, vom Blog Die Gute Kinderstube

Meine Tochter hat erst vor Kurzem damit angefangen, mich manchmal anzuflunkern. Dabei geht es meistens um Dinge, von denen sie weiß, dass ich sie nicht gut finden werde. Zum Beispiel, wenn sie eine weitere Folge einer Sendung anmacht, die sie gerne schaut, obwohl es anders vereinbart war. Sie wünscht sich an dieser Stelle mehr Selbstbestimmung und Freiraum denn unsere „Vereinbarungen“ sind eigentlich Vorgaben von meiner (unserer) Seite.
Es wirkt auf mich außerdem manchmal so als würde sie testen, ob ich es merke, denn sie sagte auch schon mal: „Mensch Mama, Du weißt ja immer alles!“

Wenn es beim Lügen nicht um Autonomie geht, dann gehe ich davon aus, dass das Lügen in diesem Alter oft ein – vielleicht auch unbewusstes – Spiel ist, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was Wahrheit und Wirklichkeit und was Phantasie oder Lüge ist. Schließlich erleben sie ja auch täglich, wie wir Erwachsenen „lügen“. Ohne ein gewisses Maß an Lügen würde unser soziales Zusammenleben wahrscheinlich gar nicht funktionieren. Gerade in der magischen Phase verschwimmen die Grenzen dann, Traum, Tagtraum, wirklich Erlebtes vermischen sich.

Ich erinnere mich, wie ich als Kind mal bestraft wurde, weil ich „gelogen“ hatte und mir wirklich erst Stunden später einfiel, dass es tatsächlich nur Phantasie gewesen war. Das war ein ganz schlimmes Gefühl, natürlich auch mit schlechtem Gewissen, denn nun hatte ich die Strafe ja verdient.
Ich würde es bei meinen Kindern daher immer als Einladung in ihre Welt sehen, die oft so toll und spannend ist. Oder als Autonomiebestrebung und hinterfragen, ob ich ihnen da mehr Freiraum zugestehen kann oder wir uns an dieser Stelle reiben sollten.

Lügen mit Drei, geht das?

Dani, vom Blog Glucke und So

Oft höre ich in meinem Umfeld, dass die Kinder anfangen würden zu lügen. Ich werde dann immer ganz hellhörig. Wir hatten nach dem KiTa-Wechsel eine sehr intensive Phase bei der der Prinz Sachen erzählte, die nicht stimmen konnten und eben auch Verzweiflung bei einigen Personen verursachte. Ich beschäftigte mich mit dem Thema Lügen.

Ganz klar ist, dass Kleinkinder bzw. Kinder bis ca. fünf überhaupt nicht lügen können. Lügen setzt voraus, das das Kind weiß, das es die Unwahrheit sagt und das auch bewusst einsetzt. Der Prinz wird vier Jahre alt und kann zwischen der Realität und seiner magischen Welt gar nicht immer unterscheiden. Alles vermischt sich. Sein Unterbewusstsein verarbeitet Themen damit und wenn er sagt, er hat nicht sein Essen in den Müll geschmissen, obwohl er es tat, ist das kein Lügen. Er weiß nicht was Lügen ist und durch diese schwere Phase die wir hatten, können wir sehr viel entspannter mit dem Thema umgehen.

Ich hinterfrage und beobachte, wieso er vielleicht genau darüber spricht und wir konnten oft feststellen, das es z.B. an zu wenig Zeit für uns und ihn lag oder er etwas verarbeiten musste, was neu war, was anders war. Unsere Kinder spiegeln auch uns wieder und spüren, wenn uns etwas beschäftigt und es kann gut sein, das es dann auch Sie beschäftigt.
Perfektes Beispiel ist immer: „Prinz hast du deine Zähne geputzt? Ja, Mama mit dem Papa.“ Papa sagt: Prinz wir haben noch gar nicht Zähne geputzt.“
Wir haben festgestellt, dass es wie eine Art Ritual für ihn wurde, dass wir Abends dann zu 3. das Zubettgehen vorbereiteten und das gefällt ihm einfach, uns um ihn zu haben und natürlich testet er jetzt langsam aus, bei wem er seine Grenzen mehr ausweiten kann. Aber auch das ist super wichtig und richtig.

Die Antworten beruhigen mich etwas, denn sie bestärken mein Gefühl, dass meine Dreijährige es nicht absichtlich macht. Sie möchte mich nicht bösartig austricksen, maximal möchte sie testen. Merkt Mama, dass ich gar keine Hände gewaschen habe? Vielleicht. Aber eines mein Kind, habe ich schon als kleines Kind gelernt: Mamas wissen fast immer alles. Wirklich!

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