Eltern treffen Entscheidungen FÜR ihre Kinder

27. März 2017
familieberlin
Gedanken

Es gibt immer Menschen, die es besser wissen. Menschen, die sich einmischen. Und Menschen, die ungefragt Ratschläge geben. Vor allem als Eltern trifft man immer häufiger diese Menschen und muss mit ihnen umgehen lernen. Sei es in der Krabbelgruppe, in der eigenen Familie oder sogar wildfremde Menschen an der Bushaltestelle. Heut zum Beispiel lief ich mit dem Baby im Tragetuch zur Haltestelle und wurde von einer älteren Dame nicht nur mißbilligend angeschaut sondern auch verächtlich angeächzt. Kennt ihr dieses Geräusch, wenn man die Luft durch die Zähne schnell auspustet? So, gepaart mit schlechter Laune und innerem Griesgram. Ich schaute diese Dame fragend an, denn ich habe sie weder angerempelt noch sonst irgendwas getan. Was sie so aufbrachte, sagte sie mir gleich:

Dieser neumoderne Quatsch, früher lagen Kinder im Kinderwagen!

Nein, das wird kein Text über die Geschichte des Tragens in der Evolution. Ich möchte auch niemanden belehren, dass Tragen so viel besser für Babys ist, denn ich habe auch einen Kinderwagen, den ich gern benutze. Ich möchte einfach nur klarstellen, dass es meine Entscheidung ist – für mein Kind!

Ratschläge, die niemandem helfen

Denn neben dieser Dame bekomme ich auch Fragen und unterschwellige Vorwürfe Ratschläge von Freunden und Verwandten zum Tragen. So ist das Baby anders als ihre Schwester, fordernder und mit starkem Nähebedürfnis. Ja, sie hat einen sehr starken Bezug zu mir, den ich von ihrer Schwester nicht in dem Maße kenne. Von vielen werde ich gefragt, ob es am vielen Trage liege, am langen Stillen und an der Nähe, die ich ihr gebe. Ich habe diese Fragen lange unkommentiert gelassen oder sie mit leisen Antworten umgangen. Doch im Kopf hallen sie lange nach.

Meine Entscheidungen sind FÜR die Kinder

Jetzt aber habe ich eine Antwort, denn was mir nun klar ist:

Mein Umgang mit meinem Kind und die Nähe, die mein Baby so sehr braucht sind nicht der Grund für sein Verhalten… es ist die Antwort darauf!

Was würdest du machen, wenn dein Baby eher entspannt und fröhlich ist, wenn es nah bei dir ist? Wenn es lieber bei dir schläft als allein in einem Bettchen? Würdest du dein Baby hungern lassen, wenn es nichts Festes isst und lieber stillt? Und meinst du, es ist falsch, auf das Weinen zu reagieren und es lieber zu ignorieren? Wenn dem so ist, dann haben wir einfach unterschiedliche Auffassung von Elternschaft.

Manchmal reicht das Tragen nicht, dann muss auch die Hand gehalten werden.

Meine Aufgabe: da sein!

Denn ich sehe es als meine Aufgabe an, dass das Baby zufrieden ist, ja sogar glücklich. Weinen und Tränen zeigen mir das Gegenteil. Wenn es sich dann aber liebevoll an mich kuschelt, viel lacht und brabbelt oder im Tragetuch friedlich einschläft, was mache ich dann falsch? Nichts! Ist es dann in deinen Augen richtiger, es im eigenen Bett zu lassen und zeigen, wie der Hase lang läuft? Vor allem, wer bestimmt, wie er läuft? Sicherlich nicht nur das Baby, denn auch wir als Eltern treffen Entscheidungen. Für einen zugewandten Weg, auf Augenhöhe und mit Liebe. Oder für einen einseitigen Weg, mit starker Hand und klaren Linien.

Ich habe mich für Zuwendung entschieden – hinzu meinen Kindern und ihren Bedürfnissen, denn nur so werden sie in meinen Augen zu starken Menschen, die sich selbst vertrauen und wissen, dass wir als Eltern für sie da sind. Und wenn ich mein Baby trage, dass es sich wohl fühlt, dann ist das der richtige Weg, für uns beide!

Wie geht ihr mit Kritikern, Nörglern und ungefragten Ratschlägen um?

Liebe Grüße
eure Bella

11 Kommentare

  1. Guten morgen,
    Ohhh man das kennt man echt mittlerweile und es nervt. Ich habe auch ein sehr kuschelbedürftiges Kind, was auch mit seinen 2 Jahren sehr viel Nähe braucht und diese auch einfordert. Von Außen kommt da oft, nein deine Mama kann dich nicht schon wieder hochnehmen und blaaaa. DOCH KANN ICH WOHL UND MACH ICH AUCH. Bei mir kommt leider ein kaputter Rücken dazu, was mich aber nicht davon anhält. Ich kann ihn damit nur nicht mehr lang tragen. Aber notfalls setz ich mich halt einfach mit ihm auf dem Arm hin. Es ist sooo nervig, immer diese Fragen, auch von der engsten Verwandschaft. Meine Antwort auf die Frage nach dem Schlafen. Nein ich zwinge mein Kind nicht allein zu schlafen und ich habe auch keine Lust ständig nachts aufzustehen, wenn seine kleinen Hände im Schlaf gucken ob ich noch da bin. Denn wenn nicht, wird bitterlich geweint. Es gibt soo viele Bsp. Meine Eltern lassen uns mittlerweile machen und reflektieten eher was früher schief gelaufen ist. ICH SAGE IMMER, ICH HÖRE AUF MEIN BAUCHGEFÜHL UND DAS IST GUT SO.
    Sorry etwas lang geworden.

    Lg

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    • Liebe Katja, du hast so Recht. Das Bauchgefühl ist es doch, wonach wir heut handeln…nicht Konventionen oder Sätze wie „Das war schon immer so!“ Liebe Grüße Bella

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  2. Hallo Bella, ich habe mich lange Zeit von Ratschlägen anderer unter Druck setzen lassen. Grund war meist meine eigene Unsicherheit. Eine Hebamme meinte, ich solle es unbedingt SO machen, der Kinderarzt verneinte das und schlug mir DIES vor. Mittlerweile mache ich alles nur noch intuitiv. Ich höre mir Ratschläge von Spezialisten, Freunden, Bekannten an, wäge ab, und mache es dann so, wie es sich richtig anfühlt. Mittlerweile bin ich dabei vom beim Attachement Parenting-Ansatz angekommen und stehe da voll hinter. Von Menschen auf der Straße nehme ich grundsätzlich keine Ratschläge an, sondern gebe lieber selbst welche zurück (Zum Beispiel: Meinen Sie nicht, dass Sie für das Wetter zu kalt angezogen sind?) Liebe Grüße von Laura

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    • Haha, die Ratschläge selbst verteilen sollte ich mir merken. DANKE.

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  3. Liebe Bella,
    „Mein Umgang mit meinem Kind und die Nähe, die mein Baby so sehr braucht sind nicht der Grund für sein Verhalten… es ist die Antwort darauf! “
    Das ist ein klasse Statement. Das Kind mit Nähe zu „verwöhnen“ ist ein Unding. Aber mit Schokolade und Keksen füttern, damit es fröhlich lacht, das ist absolut in Ordnung. Augenroll.
    Liebe Grüße

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    • Genau, das scheint der Ansatz vieler zu sein, vor allem von Großeltern. ;)

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  4. Diese Erfahrung musste ich auch erst am Samstag auf dem Wochenmarkt machen. Der Mini ist heute 1 Kahr geworden und lässt sich immer noch total gern tragen. Wir genießen es beide, vor dem Bauch oder auf dem Rücken. Beim Einkaufen auch ziemlich praktisch Nun ja, so sagte am Samstag am Fischstand ein älterer Herr „Och der Arme. Kriegt der überhaupt noch Luft?“….NEIN…natürlich nicht. Was meinen Sie wieso er da so entspannt hängt?!…*augenroll*

    Aber so ist es eben. Solchen Menschen, Sprüchen oder Ratschlägen wird man immer ausgesetzt sein. Egal wie man es macht.

    Wir müssen unserem Bauchgefühl vertrauen und unserer Intuition folgen. Einfach immer hübsch Lächeln und winken ✌️

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  5. Ich bin da ganz deiner Meinung. Welche Mutter käme auf die Idee, ihr Baby, das zufrieden im Stubenwagen einschlummert, während man daneben den Abwasch macht, schnell hochzunehmen, anzulegen oder in die Trage zu nehmen, damit man ihm unbedingt viel Nähe gibt? Man passt sich automatisch an die Bedürfnisse der Kinder an und gibt ihnen die Menge Nähe und Geborgenheit die sie benötigen. LG aus Argentinien

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  6. Neulich (natürlich hinter meinem Rücken) gehört, als ich meinen kleinen Sohn in der Trage hatte: „Können die sich keinen Kinderwagen leisten?“ Haha…

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  7. Unsere Große (4) hat auch von Anfang an viel Nähe gebraucht, wurde oft getragen und als sie laufen konnte, noch viel auf den Arm genommen. Und das tue ich nach wie vor, wenn sie es braucht. Traurig war ich über die Reaktion meiner besten Freundin, die mir oftmals riet, sie nicht so oft hoch zunehmen, dadurch würde ich sie zu sehr an mich binden und bräuchte mich nicht wundern, dass es so ein Mama-Kind wäre. Die Freundin ist übrigens selbst Mama von 3 Kindern….

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  8. Dein Text trifft so ins Schwarze. Mein kleiner ist momentan im Schub und schreit Mama, sobald ich außer Sichtweite bin. Ich hab ihn auch zu sehr verwöhnt, an mich gebunden. Er wird in 10 Tagen 15 Monate alt und ich stille und trage noch. Bei jedem Telefonat mit der Oma: und stillst und trägst du immer noch so viel? Kannst doch das laufen mit ihm trainieren.
    Und seit der Geburt vom kleinen muß ich mir anhören: das hast du beim Großen (aktuell 2,5 Jahre) aber nicht so gemacht. (Da hab ich leider auch viel zu viel auf die Meinung anderer gehört)
    Oder das der Große eifersüchtig ist und so viel Aufmerksamkeit braucht, weil der kleine ständig an meiner Brust hängt, ich ihn trage ect pp.

    Beide müssen hin und wieder mal etwas zurück stecken, oftmals geht nicht alles gleichzeitig auch wenn ich es noch so sehr will. Aber auch das gehört dazu.

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  1. Dein Baby schreit viel? Das ist NICHT deine Schuld + 2 Dinge, die helfen können - Faminino - […] von Familie Berlin hat dazu einen tollen Artikel geschrieben. Darüber, dass unser Verhalten oft eine Antwort ist. Eine Antwort…

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