Grenzen.

13. Oktober 2016
familieberlin
Mamasein

Ich kenne sie schon mein Leben lang. Meist sind sie fremdbestimmt, von anderen gesetzt. Den Studienplatz bekommst du nicht. Der Junge, dessen Herz du willst, der hat dich versetzt. Deine erste Liebe verlässt dich aus heiterem Himmel. Einer der wichtigsten Menschen deines Lebens geht für immer. Sie lassen dich toben, traurig sein. Aber das macht es nur schlimmer.

Doch nun kenne ich neue Grenzen, eigene, die ich mir setze, irgendwie. Ich mache es nicht freiwillig, sonst würde ich sie weiter stecken. Sie sind da, im Weg zur falschen Zeit, drüber weg komme ich nie. Seitdem ich Kinder habe, habe ich ein anderes Gefühl für das, was geht. Was ich kann und was ich will passt oft nicht zusammen. Wenn ich könnte, wollte ich so viel, so lang und so innig, dass nie jemand unter meinen Grenzen leiden muss, niemand etwas hört. Und das ist es, was mich an diesen neuen, an meinen eigenen Grenzen stört.

Es ist nicht nur, dass sie mich einengen und mir den Schlaf rauben. Diese Grenzen gehen an meine Familie, sie fahren meine Kinder an und sorgen dafür, dass ich kraftlos zwischen ihnen sitze. Ich möchte schreien: Haut ab! Doch so soll es wohl nicht sein. Denn wenn der Körper oder auch die Seele an seine Grenzen kommt, dann sind das deine eigenen Grenzen, mit denen bist du allein. Vielleicht ist es an der Zeit, sich zu fragen: Warum lässt du mich nicht weitermachen? Warum stehst du uns im Weg? Und dann hörst du leise:

Weil es nicht weiter geht!

Du kannst nicht mehr, du bist nur ein Mensch, nicht zwei oder gar fünf. Auch dein Tag hat nur 24 Stunden und deine Stunden 60 Minuten. Dein Körper hat nicht mehr Arme als andere Menschen, du hast nur einen Schoß und einen Mund. Ich weiß, dein Herz ist grenzenlos und dein Geist ist es wohl auch. Aber wenn du hier nicht Pause machst, landest du nicht nur auf dem Bauch.

Nicht nur du wirst stolpern und dann fallen, auch deine Kinder werden diese Grenzen spüren. Zusammen müsst ihr sie bezwingen, gemeinsam ruhiger sein. Denn wenn du jetzt nicht Pause machst, dann sitzt ihr nur davor. Niemand wird die Kraft besitzen, niemand hat ein Ohr. Für das, was der andere sagt und was ein jeder tut. Ihr sitzt dann nur vor diesen Grenzen und nichts passiert. Nun gut.

Also hör auf sie, auf deine Grenzen, und denk auch mal an dich. Für eine Stunde, nur an dein Herz, lass alles andere sein. Also setzt dich mit einer Tasse Tee und schaue sie dir an. Sind deine Grenzen wirklich nötig oder reissen wir sie ein? Denn eines bist du wirklich nicht: allein!

1 Kommentar

  1. Textliebe.
    Ein so, so schöner Text. Danke ❤️

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