Die zweite Geburt heilt die Erfahrungen der ersten

1. September 2016
familieberlin
Geburt

Ich hatte an der ersten Geburt nie zu knabbern…bis der Test zwei Streifen hatte. Als der Bauch ein zweites mal wuchs wurde mir klar: du wirst wieder ein Kind gebären, die steht eine Geburt bevor. Und damit kamen die Gedanken zur vergangenen Geburt, die Zweifel und ja, auch Ängste, dass es wieder so wäre. herrberlin hat nicht verstanden, warum ich diese Geburt auf einmal so „verteufle“. Denn bis dato hatte ich mir dazu auch wenige negative Gedanken gemacht. Ich war dankbar für mein Kind, dankbar dafür, dass es uns gut ging. Doch noch einmal wollte ich so kein Kind bekommen. Ein Grund für mich, diese Schwangerschaft anders zu nutzen, um mich auf die Geburt vorzubereiten.

Die zweite Geburt: was ich anders machte

Es gibt wesentliche Sachen, die ich für mich ändern wollte. Dazu zählte als erstes die Wahl des Geburtsortes. Ich hatte schon einmal geschrieben, dass ich in einem Großkonzern entbunden habe. Nichts war privat, nichts individuell. Hektik, Zeitdruck und Abläufe bestimmten miniberlins Geburt. Das Gefühl der Sicherheit, weswegen ich mich für das große Haus entschieden habe, hatte ich selten. Deswegen habe ich bei babyberlin für mich entschieden, in einem kleineren Krankenhaus zu entbinden, was für seine Fürsorge und selbstbestimmte Geburten bekannt ist. Es war die beste Entscheidung, soviel vorweg. Klar, es lag auch daran, dass an dem Tag wenig los war. Auch dort hätte eine Geburt die nächste im Kreissaal ablösen können. Hat es aber nicht, weswegen ich die Chance hatte, dass sich permanent eine feste Hebamme um mich/uns kümmern konnte.

Ich wusste, was ich wollte bzw., was ich nicht wollte und habe diese Dinge auch klar kommuniziert. Ich war vorbereitet, sofern das überhaupt geht. Ich hatte einen Plan. Dadurch, dass ich mich im Vorfeld konkret mit der Geburt und meinen Möglichkeiten und Wünschen beschäftigt habe, waren mir viele Dinge klar – sowohl positive als auch negative. Das half, schon im Vorfeld. Das Gefühl ist vergleichbar mit dem vor einer mündlichen Prüfung, für die ihr viel gelernt habt. Ihr wusstet, dass ihr alles getan habt, was ihr konntet. Der Rest wird sich aus den Dingen ergeben, die ihr nicht beeinflussen könnt. So war es auch am 1.7.2016.

Ich habe einen anderen Geburtsvorbereitungskurs besucht. Bei miniberlin haben wir gemeinsam ein Wochenende „gelernt“. Uns wurde gezeigt, wie man die Hüfte kreisen lässt, was im weiblichen Körper so alles passiert, aber auch lernten wir einen Tag lang, wie man ein Baby hält, wickelt und pflegt. Sagen wir es so: der Kurs war für die werdenden Papas etwas „abgeschwächt“. Im Nachgang war das Zeitverschwendung. Lieber hätte ich gelernt, wie man seine Kräfte schont, was man tun kann, wenn es länger dauert und wie ich mit schroffen Hebammen umgehen kann. Doch wie so oft, beim zweiten ist alles besser anders. In einem Kurs speziell für Zweitgebärende haben wir über unsere Erfahrungen und Erlebnisse reden können. Mit anderen Frauen darüber sprechen, zu hören, dass es auch anders geht, half. Denn gerad, dass keine Männer anwesend waren, befreite.

„Man braucht eine zweite Geburt“

Meine Hebamme bestärkte mich im Vorfeld sehr. Sie fand meine Entscheidungen gut, berichtete mir von besseren zweiten Geburten vieler ihrer Wöchnerinnen und lobte die Klinik, für die ich mich entschied. Ich schreibe übrigens bewusst „ich“, denn herrberlin hätte lieber in einer anderen Klinik entbunden. Mehr Menschen, mehr Technik, mehr Sicherheit ist seine Devise. Das mag stimmen, aber ich wollte partout nicht mehr in dieses Haus. Also entschieden wir uns, meinen Wunsch zu respektieren. Das war eine gute Entscheidung – fand auch meine Hebamme. Denn als ich ihr davon erzählte, wie babyberlin auf die Welt kam, meinte sie nur:

Frauen brauchen oft eine zweite Geburt, um mit der ersten abzuschließen.

Ich weiß, dass mag nicht für alle stimmen. Doch bei mir war es so. Denn ich wusste nun, wozu mein Körper in der Lage ist, was ich schaffen kann… dass ich niemanden brauche, der mit der Stechuhr neben mir steht und sagt, was nach Zeitplan theoretisch dran wäre. Ich habe bestimmt, ich habe den Zeitplan vorgegeben und ich durfte entscheiden… nicht nach Checkliste, sondern danach, was ich in dem Moment für richtig hielt, was sich gut anfühlte. Und das war auch gut so!

Liebe Grüße
eure Bella

Ihr fragt euch immer noch, wie die Geburt von babyberlin war? Hier geht es zu babyberlins Geburt.

18 Kommentare

  1. Liebe Bella,

    ganz ähnlich habe ich auch empfunden. Ich finde mich in deinen Worten wieder und freue mich schon auf den Geburtsbericht! Da muss ich wohl meine Blog- / Netzpause kurz unterbrechen, denn DEN muss ich einfach lesen ;-) …

    Liebe Grüße
    Mother Birth

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  2. Klingt es vermessen wenn ich so vieles – auch die Geburt bzw. das Ausgeliefert sein unter der Geburt – anders machen möchte und das auch eine Rolle bei meinem Kinderwunsch spielt?

    Ich kann Dich so verstehen und ich hab auch den inneren Drang so vieles „richtig“ machen zu müssen.
    Ich würde so gerne in Deine Augen sehen, wenn Du von beiden Geburten erzählst. Einfach nur dabei Dein Gesicht sehen.

    Bella, ich vermisse Dich und daher schicke ich Dir eine dicke Umarmung!
    Deine
    JesSi Ca

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  3. Deinem Beitrag kann ich nur zustimmen. Auch mir wurde erst in Anbetracht der zweiten Geburt klar, dass die erste auch anders (schöner? besser?) hätte laufen können.
    Die zweite Geburt war dann auch ganz anders als die erste – und ich bin immer noch ein bisschen überwältigt davon. ;) Ist aber auch erst 8 Tage her.

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    • P.S.: Ich bin gespannt auf den Geburtsbericht.

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    • So ging es mir auch, ich war echt baff…und auch nach acht Wochen bin ich es. Ein Glück! LG Bella

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  4. Hallo Bella, genauso denke ich auch. Leider lässt man sich beim ersten Kind noch sehr belatschern, macht alles, was das Entbindungsteam von einem will und wenn man dann zurückdenkt, waren das eigentlich alles Dinge, die man nicht wollte bzw. nicht wollen würde. Bei mir war es dann sogar so, dass es nach vielen Stunden Wehen zu einem Geburtsstillstand kam und ich dann doch per Kaiserschnitt entbinden musste. Nun steht im November die zweite Geburt bevor und auch ich mache mir Gedanken darum, was ich will und nicht will. Fest steht, dass ich auf keinen Fall mehr in ein Krankenhaus möchte (außer natürlich im Notfall). Ich habe mich für ein Geburtshaus entschieden und meine Frauenärztin befürwortet das sehr. Beim nächsten Vorsorgetermin werden wir das ausführlich besprechen und dann geht es an die Planung. Ich bin sehr gespannt darauf.

    PS: Viele Frauen sagen ja, wenn man erstmal das Kind in den Armen hält, vergisst man die Schmerzen und alles drumherum. Aber ganz ehrlich? Ich habe überhaupt nichts vergessen und je näher der November rückt, desto mehr Muffensausen krieg ich ;))

    Liebe Grüße
    Steffi

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    • Ich bin ehrlich, ich habe es vergessen…bei der ersten Geburt. Witzigerweise weiß ich es nun nach der zweiten aber noch. Wer weiß, die Zeit heilt ja bekanntlich. Ich wünsche dir alles alles Gute für die zweite Geburt. Und toll, dass deine Ärztin das unterstützt. Meine war ja nicht so prall…wie ich schon mal schrieb. :( LG

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      • Hallo Bella,
        ich lese hier seit einiger Zeit still mit und finde deinen Blog klasse. Du hast eine wirklich besondere Art zu schreiben. Zum Thema Geburt habe ich eine andere Meinung. Ich habe ein Kind, welches mit Kaiserschnitt entbunden wurde. Wir haben sehr lange auf dieses Kind warten müssen und weißt du was: Die Geburt ist mir völlig egal, ich bin so dankbar, dass er gesund ist. Ich finde, dass heutzutage einfach zu viel Wind um dieses selbstbestimmte Gebärengemacht wird. Es ist nicht selbstverständlich, ein Kind-und dazu noch ein gesundes – zu haben. Das ist das einzige, was zählt. Also kann ich es nur schwer nachvollziehen, wenn Frauen im Nachhinein so viel über die Geburten nachdenken. Vielleicht bin ich da aber auch einfach zu geprägt durch den langen KiWu-Weg?

        Euch alles Liebe!
        Tina

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        • Hallo Tina, danke für das Lob. Das freut mich sehr. :)

          Ich kenne einige Frauen, die mit Kaiserschnitt entbunden haben. Viele sehen es so wie ich, viele so wie du. Ich glaube, es ist immer eine Frage der Möglichkeiten. Bei Steißlage haben viele keine andere Möglichkeit, als KS. OK. Manche möchten nicht anders entbinden als mit KS. OK. Und wieder andere weinen ihrer Spontangeburt nach und versuchen beim zweiten Mal alles, um den KS zu verhindern. OK. Ich finde, alle Geburtswege und Möglichkeiten haben ihre Berechtigung und Notwendigkeiten. Und gerade, wenn man lange auf ein Kind/Baby hinfiebert, es sich so sehr wünscht, glaube ich, dass die Geburt in den Hintergrund rückt. So wie du schreibst, da geht es nur um ein gesundes Baby und eine glückliche Mama. Deswegen: der Weg war für euch der Richtige und ich freue mich für euch. Alles Liebe für euch! Bella

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        • Wenn die erste geburt absoluter Horror war
          Und sowohl das kind als auch man selbst fast gestorben wäre
          Wenn man kein zweites Kind mehr bekommen kann
          Wenn man nach über einem Jahr noch immer schmerzen hat
          Und sex eine quak ist
          Dann finde ich es nicht schlinm
          Wenn so viel wind gemacht wird

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    • Fast meine Geschichte. Außer, dass mir der KS dank Hebammen-Wechsel und dann Kompetenz in aller aller letzter Sekunde erspart blieb.
      Ende Oktober wird Baby 2 im GeburtsHaus das Licht der Welt erblicken :-)

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  5. Vielen lieben Dank für deinen Text! Mir ging es im Juni bei Kind 2 ähnlich und meine Hebamme hat genau den gleichen Satz zu mir gesagt….und hat Recht behalten! Sie war bei der Geburt als Beleghebamme dabei, die Klinik war eine andere und es gab auf meinen Wunsch hin keine Medikamente. Ich hatte mich beim zweiten Mal auch ganz anders vorbereitet und mehr auf meinen Körper gehört. Nach Kind 1 habe ich gesagt, ich schaffe keine zweite Geburt und habe vor eben dieser viele Ängste gehabt. Nach Kind 2 konnte ich mir direkt eine dritte Geburt vorstellen.

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  6. Liebe Bella,

    ja so war es bei mir auch, die zweite Geburt hat mich mit der ersten ausgesöhnt. Dabei habe ich aber in der gleichen Klink entbunden. Hier auf dem Land hat man nicht so viele Möglichkeiten, wenn man nicht sehr weit fahren will.

    Kind 1 und 2 sind also im selben Kreissaal geboren, aber unter ganz anderen Umständen. Und die zweite Geburt war auch ambulant. Wir sind also nach 4 Stunden nach Hause und das war die beste Entscheidung.Wäre bei der ersten Geburt allerdings auch nicht mehr möglich gewesen. Aber es war mein Plan für die zweite.

    Ein Gastbeitrag dazu erscheint demnächst bei Motherbirth :)
    Liebe Grüße,
    Ella

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  7. Liebe Bella, vielen Dank für deinen tollen Artikel. Mir geht es ähnlich wie dir: die zweite Geburt hat mich mit der ersten Geburt ausgesöhnt.
    Dabei war meine erste Geburt objektiv gesehen nicht allzu schlimm: meine Tochter war nach 3 Stunden schon da – ich hab aber die Schmerzen als UNERTRÄGLICH empfunden, fühlte mich ihnen ausgeliefert, und leider hörten sie nicht auf, als Kind und Plazenta geboren waren. Es wurde ein Hämatom im Geburtskanal festgestellt, das sofort unter Vollnarkose operativ entfernt wurde, so dass ich de facto mein Kind erst Stunden nach der Geburt im Aufwachraum in den Arm nehmen konnte (man hatte es mir vor der OP angeboten, aber ich war zu dem Zeitpunkt zu sehr in meinen Schmerzen gefangen). Nach dieser Geburt wollte ich kein zweites Kind ohne PDA – wobei das nach einer so schnellen ersten Geburt sehr unwahrscheinlich ist, dass bei einer weiteren Geburt überhaupt die Zeit für eine PDA ist. Jedenfalls hatte ich ziemlich Panik vor der zweiten Geburt. Aber meine zweite Tochter hat es mir einfach gemacht: sie ist zwei Tage vor ET gekommen, als ich noch gar nicht mit ihr gerechnet habe; dadurch hab ich die Wehen, die ich ab nachmittags hatte, nicht ernstgenommen und nicht als solche erkannt, war also ensprechend entspannt und hab erst, als die Wehen am späten Abend im Bett schon in kurzen Abständen kamen, erkannt, dass die Geburt bevorsteht – da kamen die Wehen schon im 2-Minuten-Takt und wir haben es gerade noch in die Klinik geschafft (die Fußweg 7 Minuten entfernt ist) und eine halbe Stunde (!) später war meine Tochter schon da. Klar waren die Schmerzen wieder heftig, aber ich wusste, dass ich es schaffen kann und hatte den festen Glauben, dass es nicht schlimmer werden kann als beim ersten Mal, und das hat mir Kraft gegeben. Und eine halbe Stunde Schmerzen, das ist echt auszuhalten ;-)
    Die zweite Geburt habe ich als „Traumgeburt“ empfunden und sie hat mich tatsächlich mit der ersten, traumatisch empfundenen Geburt ausgesöhnt.
    Liebe Grüße
    Janine

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  8. Danke für den schönen beitrag.

    Ich brauchte sogar eine dritte Geburt die zweite hat mich mit der Sectio ausgesöhnt, aber die Beleghebamme, die ich extra dabei hatte, damit sie mich an meine Wünsche erinnert hat ihren Job nicht so gut gemacht. Da war die Hebamme vom KKH wesentlich besser, hätte ich ihr das Mal alles erzählt. Bei der dritten Geburt, meine absolute Traumgeburt, bin ich gut vorbereitet mit Geburtsplan in den Kreissaal. Die Hebamme vom KKH und die Ärztin waren super, haben sich soweit es möglich war an meine Wünsche gehalten und alles mit mir abgesprochen. Es war eine Wassergeburt, die die Ärztin mit mir durchgezogen hat, obwohl die Anweisung vom KKH anders lautete, weil unser Sohn deutlich über dem Gewicht geschätzt wurde, wo sie noch eine Wassergeburt zulassen. Hat versicherungstechnische Gründe.
    Nach der Geburt habe ich den Kreissaal verlassen mit den Worten“ Ich möchte kein Kind mehr, aber so eine Geburt würde ich immer wieder machen“

    Wenn man die körperlichen Narben miteinander vergleicht, dann ist die dritte auch die kleinste, obwohl das Kind am größten war.

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  9. Oh mir ging es genauso! Vorallem, dass ich die erste Geburt erst später als nicht so toll empfunden habe. Ich war bei de ersten Geburt in einem kleinen stillfreundlichen Krankenhaus was grundsätzlich toll war. Meine Tochter kam allerdings am Ende mit saugglocke auf die Welt und ich ich hatte eine pda und andere Medikamente unter der Geburt. Bei meiner 2. Tochter hatte ich eine hausgeburt und es war toll. Ganz natürlich und ganz nach bauchgefühl. Zwischendurch hätte ich zwar gerne Schmerzmittel gehabt (Übergangsphase zu den presswehen) aber ich habe es letztendlich ohne geschafft. Das hat mich als Frau sehr gestärkt.

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