Mit und Ohne: Bedürfnisse? Ich doch nicht, ich bin Mama! Oder?

8. Januar 2016
familieberlin
Gedanken | Mamasein

Gemeinsam mit meiner Freundin Eni vom  mittlerweile inaktiven Blog Thirty Ehrlich habe ich eine kleine Serie: Mit und Ohne. Eni lebt ein Leben ohne Kind, ich- wie ihr wisst- ein Leben mit Kind. Ich frage mich öfter, wie das so ist, ohne Kind, z.B. in Urlauben oder bei Freundschaften. Und genau darum geht es hier. Denn Eni hat diesselben Fragen- nur andersrum. Wir schreiben einmal im Monat gemeinsam über ein Thema- die eine mit, die andere ohne Kind. Dieses Mal hat Eni die Frage der eigenen Bedürfnisse in den Raum geworfen, sie muss schließlich keine Rücksicht nehmen. Ich schon. Hat man da überhaupt noch Bedürfnisse, so als Mama?

Ich mache keinen Sport mehr, ich treffe mich seltener mit Freunden, und wenn dann sind die Verabredungen meist mit Kind bzw. kinderkompatibel, den Tatort gucken wir selten an einem Stück und meinen Kuchen muss ich auch immer teilen. Wenn man das so liest, könnte man meinen: ok, die hat keinerlei Leben mehr außer das Kind. Wenn ich das so lese, könnte ich fast dersselben Meinung sein. Denn ja, seitdem ich Mama bin, gehe ich nicht mehr zum Sport. Doch irgendwie hat miniberlin damit wenig zu tun. Ich bin entweder müde oder aber ich finde keinen gemeinsamen Termin mit herrnberlin, denn irgendwer muss ja auch aufs Kind aufpassen. Oder ich habe auch einfach keine Lust! Sport. Genauso sieht es aus, wenn ich mich mit Freunden treffen will. Zu spät, zu müde, zu weit weg, keinen Babysitter. Irgendwas ist immer. Und auch wenn miniberlin es ja nicht aktiv forciert und abends in ihrem Bett händereibend Pläne schmiedet, wie sie Mama dick machen und sozial isolieren kann, so unterdrückt mein Kind doch meine Bedürfnisse.

Eltern haben zweimal Feierabend

Und wisst ihr was? Es ist nicht schlimm! Denn als ich mich für Kinder entschied, war mir bewusst, dass sich mein Leben ändert. Ich wusste, dass ich in den nächsten Jahren nicht mehr einfach nach der Arbeit nach Hause komme und chillen kann. Ich wusste, ich gebe meine Gammelsonntage auf, meine Bikinifigur und mein Partyleben.  Ich wusste, dass dieser kleine Mensch, für den ich verantwortlich bin, viel Zeit, Aufmerksamkeit und auch Kraft in Anspruch nimmt. Ich bin der Regel schon am frühen Abend fertig und möchte mit dem Kind einschlafen. Doch dann würde ich mindestens zwei wertvolle Stunden verschenken. Meinen zweiten Feierabend. Den habe ich für mich so genannt, denn ab diesem Punkt geht es nur um mich. Wenn ich es denn möchte. Denn was neben dem Sofa, der Nähmaschine oder dem Blog noch so wartet, ist der Haushalt, die Wäsche oder auch einfach mal Nichts-Tun. Doch das ist nicht schlimm, denn ich weiß, es kommen auch andere Zeiten.

Trampolin springen ist auch ein Bedürfnis

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Welcher Erwachsene hüpft schon allein durch Pfützen?

Diese anderen Zeiten, in denen meine Kinder von der Schule heimkommen, ihre Tür schließen und keine Mama sehen wollen. Zeiten, in denen statt gesunder Kost eine Tiefkühlpizza reicht und Zeiten, in denen ich meine Kinder auch einige Zeit allein lassen könnte, um zum Sport zu gehen. Das ist noch ganz schön lange hin meinen die Pessimisten unter euch? Das stimmt wohl. Dafür aber stillt mein Kind gerad ganz andere Bedürfnisse in mir. Das Bedürfniss kleine Kinderfüsse zu „essen“, den ganzen Nachmittag mit Bausteinen zu spielen oder mit miniberlin durch die Spielzeugabteilung zu stöbern, Märchen zu lesen- stundenlang und mit verstellten Stimmen, Buden zu bauen, durch Pfützen zu springen und Wettläufe im Wald. Auf Wiesen liegen und Wolken beobachten, Trampolin springen und mit Buntstiften ohne Sinn und Verstand losmalen. Klar, diese Bedürfnisse habe ich nicht schon immer, aber ich habe sie jetzt und ich genieße es. Meinen Sport hole ich mir aktuell daher, mein Kind durch den Schnee zu ziehen oder mit ihr wild zu Kinderliedern durch die Bude zu rocken. Allein meine Armmuskeln sind wesentlich besser als vorher, seitdem ich täglich mehrmals „Mama Arm!“ höre. Und Wettkrabbeln durch die Küche macht doch auch einen knackigen Po, oder? Klar, ich sehe Freunde seltener, aber nicht nie. Ich gehe trotzdem abends weg, gehe shoppen, gönne mir einen Friseurbesuch oder fliege nach Paris– alles auch ohne Kind. Und in diesen Momenten bin ich nur ich und genieße sie dafür umso mehr, weil ich sie nicht mehr selbst und ständig bestimmen kann.

Und manchmal lege ich auch die Füße hoch, gemeinsam mit Freunden...gern auch in Paris.

Und manchmal lege ich auch die Füße hoch…gern auch in Paris.

Meine Bedürfnisse werden also nicht ignoriert, ich stelle sie nicht immer zurück. Sie haben sich verschoben. Und trotzdem sehne ich mich manchmal danach, abends nach Hause zu kommen. Allein. Die Tür zu schließen, eine Pizza zu bestellen und die Ruhe zu genießen. Diese Sehnsucht habe ich auch und ich erfülle sie mir auch ab und an. Wenn miniberlin im Bett ist, nach meinem zweiten Feierabend. Dann haue ich mir den Ofenkäse rein, schaue meine liebsten Serien im Streaming bei Netflix (übrigens die beste Erfindung für Eltern dank der Pausetaste) oder lese ein Buch. Und dann ist mein Feierabend doch wieder so wie Enis, nur eben etwas später. Dass ich meinen Kuchen aber teilen muss, daran werde ich mich nie gewöhnen. Ich mache es zwar gern, aber trotzdem versuche ich mir ein oder zwei Hapse mehr in den Mund zu schummeln. Wegen meines inneren Bedürfnis‘ und so.

Und was sagt Eni dazu, immerhin kann sie tun und lassen, was sie will. Muss doch ein geiles Gefühl sein, oder? Lest selbst:

Ich habe so viele Bedürfnisse, so viele Wünsche, so viele Eigenheiten und so viele Ansprüche an mein Leben – wo soll ein kleines Menschlein da noch Platz finden? Vielleicht hat das Schicksal so entschieden, um mein nie geborenes Kind zu schützen? Vielleicht wäre ich eine schlechte Mutter geworden?

Leider ist ihre Seite nicht mehr online.

2 Kommentare

  1. Danke, ein toller Beitrag. Nicht das Kind wird als „Schuldige(r) beschuldigt. Soso oft lese ich das bei Anderen Bloggern und mein Herz sticht dann immer, denn wie kann man da von Schuld sprechen.
    Danke Danke Danke und so ein Blödsinn das Ein eine schlechte Mama geworden wäre.(sag ihr das)
    liebste Grüße
    Dani

    Antworten
    • Das stört mich auch sehr, denn die Kinder haben ja keine Absicht, uns am „Leben“ zu hindern. Eher im Gegenteil, wir machen unser Leben zu dem unserer Kinder und deswegen passen wir uns einfach an- begrenzt und für uns möglich. Aber sie haben definitiv „keine Schuld“.

      Antworten

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