Geschenke von Fremden? Wie ich glaube, meinem Kind keine Angst vor Fremden beizubringen

3. September 2015
familieberlin
Kleinkind

Letztes Jahr um diese Zeit standen wir am Flughafen in St. Tropez, miniberlin in der Trage vor mir, ein Haufen Gepäck um mich rum. Am Check-In wollte der freundliche Herr der Airline auf einmal den Reisepass des Kindes sehen, denn wir könnten ja jedes Kind ungefragt außer Landes bringen. Wir hatten keinen Pass- bisher mussten wir uns noch nichtmal selbst ausweisen. Als er dann meinte, dass das Kind dann hier bleibt und schon den Telefonhörer hob, wurde mir ganz anders. Ich wurde nervös, mein Puls schnellte hoch und ich bekam Angst. Was machte die bis dato ruhig glucksende miniberlin? Sie wurde unruhig, fing an zu weinen und klammerte sich an mich. Sie war damals knapp sechs Monate alt und ich unterstelle ihr jetzt mal, dass ihr Englisch damals nicht sooooo gut war und sie demnach nicht verstand, worum es ging. Was sie aber verstand war: Mama hat Angst, ich dann also auch.

Die Angst der Eltern überträgt sich aufs Kind

Meine Angst hat dieses Verhalten bei meinem Kind ausgelöst. Unbewusst. Wie würde sich miniberlin dann verhalten, wenn ich ihr bewusst meine Angst mitteile? Oder ihr sogar siganilisere, dass es an der Zeit ist, Angst zu haben? Auslöser für diese Gedanken war der Tweet von Frida, vom Blog 2KindChaos.

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Auf Twitter entstand eine Diskussion darüber, ob man im Beisein der Eltern Dinge von Fremden annehmen sollte? Die Befürworter meinten vor allem, dass man durch Ablehnung den Kindern beibringt, generell Angst vor Fremden zu haben. Demnach wäre es OK, wenn man Süßigkeiten annimmt, solang Mama oder Papa zustimmen.

Wenn Mama immer Ja sagt, warum darf ich dann nicht auch allein etwas annehmen?

Andere, und auch ich, meinen dagegen, dass es eben trotzdem das falsche Signal an die Kinder gibt. Wann würden wir mal eine Ausnahme machen und etwas von der freundlichen Omi oder dem Herren im Bus ablehnen? Meiner Meinung nach selten bis nie. Das Kind bekommt so doch suggeriert, dass niemals etwas schlimmes dahinter sein kann, denn Mama stimmt dem Geschenk  immer zu. Die Eltern geben im Kleinkindalter die Sicherheit und den Rückhalt, den das Kind braucht. Und wenn Mama stets ja sagt, dann wird diese Entscheidung, Süßigkeiten von Fremden anzunehmen, auch mal ohne Mama getroffen. Denn bisher war es ja immer ok. Wo läge also der Unterschied?

Ich gebe den Befürwortern schon Recht- so kann das Kind auch generell eine Angst vor Fremden entwickeln. Doch wie ich eingangs schon feststellte, geht es auch um das Verhalten und den Umgang der Erwachsenen in dieser Situtation, was sich dann unbewusst aufs Kind überträgt. Reagiere ich abfällig und negativ auf den Fremden, merkt mein Kind schnell, dass diese Situation nicht geheuer ist. Und schwups, irgendwann hat es sicherlich Angst vor Fremden. Rede ich aber freundlich mit den Leuten und erkläre auch Ihnen, dass wir generell nichts von Fremden annehmen, ist es verständlich für beide- miniberlin und Fremde. Zudem halte ich mein Kind was Süßigkeiten angeht, nicht an der kurzen Leine. Schokolade, Gummibäre und Co kennt sie und darf sie auch genießen.

Übrigens durften wir am Flughafen dann doch weiter zum Terminal- nicht ohne Mühen und kurzem Schreck. Doch dank des modernen Zeitalters hatte der Mann die Geburtsurkunde des Kindes auf dem Server- und damit mobil dabei. Mein Puls ging dann schnell wieder runter, das Kind brauchte eine Weile. Ihr seht, diese Angst, die ich übertragen könnte, die hält etwas an.

Wie handhabt ihr das? Dürfen eure Kinder in eurem Beisein etwas von Fremden annehmen?

Liebe Grüße
eure Bella

12 Kommentare

  1. Wir haben in der Nachbarschaft jemanden, den wir Süßigkeiten-Opi nennen. Fast jedes mal wenn man an seinem Balkon vorbei geht, fragt er, ob die Kinder eine Schokolade oder Gummibären haben dürfen. (Mutti bekommt auch was.)
    Ich war skeptisch am Anfang, wollte ihm gleich böses unterstellen, aber das ist Quatsch. Er ist einfach nur ein netter, älterer Herr, der Kinder gern hat.
    Neulich haben wir auch einen kleinen Ball geschenkt bekommen, von einem Kind aus der Nachbarschaft. Einfach so. Ich finde das sind ganz tolle Gesten und kleine Nettigkeiten.

    Klar, mein Sohn ist erst ein Jahr alt. Ich (oder mein Mann) bestimmen, was er bekommt und was nicht. Später möchte ich ihm beibringen, dass er von Fremden nichts ALLEINE annehmen sollte, sondern nur im Beisein von jemanden den er kennt. Ich möchte nämlich nicht, dass er jeden Fremden argwöhnisch betrachtet und jedem immer gleich böses zutraut.

    Es ist sicherlich ein Balanceakt. Wem traut man? Wem nicht? Das kann weder ein Kind, noch ein Erwachsener einschätzen. Ist eine schwere Kiste!

    Sonnige Grüße,
    Shy

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    • Aber ist der Balkon-Opi wirklich noch fremd? Der gehört doch schon zu den Nachbarn, das ist sicher was anderes. Finde ich. Ich glaube, in der Thematik gibt es kein Richtig oder Falsch- leider manchmal. Aber ich bleibe beim offenen Umgang mit den Menschen, auch wenn man ihre Geschenke ablehnt.

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      • Da hast du natürlich nicht ganz unrecht. Der Herr ist sicherlich kein richtiger Fremder. Auch die Leute, die uns den Ball geschenkt haben, gehören ja irgendwo dazu.

        Hmm. Aber dass einfach so, zB in der Stadt, jemand auf uns zu kommt und dem Kleinen was anbietet, habe ich noch nicht erlebt. Ich weiß gar nicht wie ich da reagieren würde. Vermutlich auch eher mit Ablehnung.

        Heiße es auch nicht gut, wenn jemand Fremdes meinem Hund Leckerchen anbietet.

        Wie ich schon schrieb; Das ist echt ne schwere Kiste.

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      • Hallo,

        darf ich kurz anmerken, dass die Kinder bei den meisten Entführungen/Straftaten ihre Täter mehr oder weniger kennen und deshalb mitgegangen sind.
        Von daher sehe ich solche „Süßigkeiten-Opis“ oder nette Dorfnachbarn (wie weiter unten in den Kommentaren genannt) kritischer (ohne die hier genannten beschuldigen zu wollen) als Wildfremde auf der Straße…

        Viel wichtiger sehe ich daher, dass man seinen Kids beibringt, dass sie uns Eltern immer erst informieren sollen, wenn sie woanders hingehen/mitgehen. Dann kann man notfalls noch intervenieren. Und im Endeffekt ist es doch egal, ob man seinen Kids beibringt: Nimm nichts von Fremden, geh nicht mit Fremden mit oder halt: Sag uns erst Bescheid, wenn du mit jemanden mitgehen willst…

        Alles Liebe,
        Nadine

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  2. Dein Beitrag hat mich zum nachdenken gebracht.
    Bisher haben wir immer so gehandhabt dass, wenn man uns fragte ob unser kleiner ein Tütchen Gummibärchen haben darf wir ja gesagt haben. Wenn nicht gefragt wurde, haben wir das auch kund getan das man vorher die Eltern fragen muss! Aber das haben wir bis jetzt auch nur im Kaufhaus, der Drogerie oder mal in der Bank gemacht. Auf der Strasse nehmen wir auch von niemandem etwas an und sagen unserem Sohn immer wieder das er das auch nicht darf.
    Aber es stimmt schon das dieses mal so mal so die kleine durcheinander bringt :-\

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    • Ich habe bewusst keine „offiziellen“ Sachen angesprochen wie die Wurst beim Fleischer oder der Lolli im Restaurant. Das ist in meinen Augen auch eine andere Kiste. Aber eben auf der offenen Straße, die Omas, die immer was in der Tasche haben, da bin ich dagegen.

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  3. Ich finde es auch sehr schwierig. Wir wohnen sehr dörflich, die Großeltern sogar mitten im Dorf und da ist es einfach normal, dass die Jungs ständig was zugesteckt bekommen. Ich habe damit auch kein Problem, allerdings dürfen sie Sachen nur dann annehmen, wenn auch die Großeltern dabei sind.

    Ansonsten ist es grundsätzlich so, dass sie in unserem Beisein von Fremden nichts annehmen dürfen und wir das freundlich, aber bestimmt ablehnen. Unsere Jungs wissen darüber auch Bescheid und machen dann kein Theater. Ausnahmen gibt es natürlich, wenn sie etwas von einem Gewinnspiel oder einem Verkäufer geschenkt bekommen.

    Sehr empfehlen kann ich euch einen Selbstbehauptungskurs, wenn Mini alt genug ist. Bei uns wurde er im Kindergarten für Vorschulkinder angeboten. Dort wurden verschiedene Situationen auf kindliche Art geübt, ohne dabei Angst oder ähnliches zu vermitteln. Hauptsächliches Thema: „Nein“ zu Fremden zu sagen.

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    • Das mit dem Kurs ist eine gute Idee. Ich habe schon öfter davon gelesen, werde das dann mal angehen. Aber bis dahin haben wir noch etwas Zeit. ;) LG

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  4. Ich kam noch nie in die Situation , dass jemand Fremder meinen Kindern Süßigkeiten schenken wollte. Meine Kinder wissen aber, dass sie manche Sachen nur in meinem Beisein dürfen. Das gilt für gewisse Kletterbäume genauso wie für Süßigkeiten von Fremden. Aber es ist ein schwieriges Thema und ich finde es Schade, dass es nicht mehr möglich ist sich einfach über Geschenke von Fremden zu freuen, sondern man als Mutter immer auch skeptisch sein muss.

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  5. Von Fremden würde ich es unserer Tochter nicht erlauben.

    Ich werde ihr auch sagen, dass sie von Fremden nichts annehmen darf.

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  6. Also ich würde auch immer nein sagen. Abgesehen davon, dass unser Sohn keine Süßigkeiten bekommt, finde ich es aber richtig keine Sachen von Fremden anzunehmen. Wie will man das später alles auseinander halten?

    Bei uns auf dem Dorf in einer kleinen Sackgasse ist es aber zum Beispiel so, dass die Kinder auch mal hier und da an der Haustür klingeln und nach Süßigkeiten fragen. Und das finde ich okay. Weil wir auf dem Dorf sind. Und weil sich unsere Nachbarschaft sehr gut kennt. Immerhin haben wir auch in jeder Jahreszeit irgendeinen Grund zu feiern. Und irgendwie ist nebenbei jedes Jahr was los. Der eine Heiratet hier. Die anderen kriegen ein Kind da. Und dann ist dort eine Goldene Hochzeit. Wir besuchen uns auch bei Geburtstagen. Und im Sommer wird auch mindestens alle zwei Wochen ein Bierchen auf der Straße getrunken. Oder gegrillt. Und da finde ich es völlig normal, dass die Kinder kommen und nach Naschen fragen.

    Aber von fremden? Niemals. Da wäre ich strickt dagegen.

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  7. Oh Mann :) Es wird also nicht anders als mit einem Hund? :D Mein Baby ist erst 7 Monate alt und somit musste ich mich mit diesem Thema noch nicht auseinander setzen. Aber von meinem Hund kenne ich das nur zu gut, dass Fremde – zu 90% ungefragt – ihm Leckerlis geben. Was ich ehrlich gesagt unmöglich finde. Der Hund reagiert hochallergisch auf alles mögliche und es ist einfach blöd. Nach so einer Situation dachte ich bisher immer „Einem Kind würde man auch nichts geben“. Zu lesen dass dem wohl nicht so ist finde ich gerade total ernüchternd :)
    Ich möchte nicht, dass mein Kind etwas von Fremden annimmt und finde es ehrlich gesagt lästig wenn Fremde mit Süßigkeiten um die Ecke kommen. Verstehe ich immer nicht, dass Leute das Bedürfnis danach haben.
    Ein total spannendes Diskussionsthema finde ich!

    Liebe Grüße
    Daniela

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