Life is live?

25. Juli 2017
familieberlin
Gedanken

Man könnte meinen, dass ich viel von mir und uns Preis gebe. Man könnte meinen, ich ziehe blank in diesem großen weiten Internet. Man könnte auch meinen, dass es falsch ist, hier zu schreiben oder Bilder zu zeigen. Und erst Recht könnte man meinen, dass es ja nichts mehr zu reden gibt, denn mein Leben ist ja live, ne?

Life is live?

Ich habe einige Freunde und Bekannte, die beginnen Gespräche und auch Nachrichten mit Sätzen wie: „Wie es dir geht, brauche ich ja nicht zu fragen, ich lese es ja.“ Einige meinen, sie wissen, wie es mir geht, was wir machen und welche Dinge mir durch den Kopf gehen.

Life is live? Jain.

Ja, ich schreibe viele meiner Gedanken auf. Ja, ich zeige euch viele tolle Dinge, die wir haben, kaufen, testen, mögen. Ja, ich schreibe auch auf, was meine Kinder so machen, wie sie sich entwickeln und wenn ich Sorgen oder Ängste um sie habe. Ja, ich lasse mich über Freundschaften aus oder über Menschen, die mich vor den Kopf stießen. Ja, ich hinterfrage Begegnungen und frage mich hier nachvollziehbar, wie es beruflich für mich weiter geht. All das und noch viel mehr steht hier, auf diesem Blog und es wird nicht gelöscht.

Doch was hier nicht steht, ist auch wichtig. Für mich. Ich schreibe hier nicht über meine Beziehung, meine Ehe oder konkrete Menschen. Denn das gehört hier für uns nicht hin. Wenn ich über meine Kinder schreibe und die Gedanken, die mir dazu durch den Kopf gehen, dann wähle ich die Worte mit Bedacht. Ich wälze sie hin und her und überdenke sie, denn ich möchte meine Kinder nicht ins falsche Licht stellen. Dennoch möchte ich niemandem erzählen, dass hier alles voller Sonnenschein ist. Nein, denn der wirft bekanntlich auch Schatten. Den haben wir hier auch, bei familieberlin. Inszenieren möchte ich uns nämlich nicht.

Life is live? Nein!

Der Nachwuchs schon an der Kamera? Nein!

Ich schriebe viel und gerne. In manchen Situationen überkommen mich die Worte und ich schreibe und tippe sie irgendwohin. Sie sollen raus, aus meinem Kopf, aus meinem Herzen – wenn sie mich belasten. Sie sollen raus, für ewig aufgeschrieben und konserviert – wenn sie mich vor Glück platzen lassen. Worte sind meine Art, mit allem umzugehen. Doch sie sind nicht immer live. Mein Leben ist nicht live und für alle nachvollziehbar. Manche Texte habe ich tage- oder monatelang gespeichert, ohne dass sie jemand sieht. Wie diesen hier.

Hätte ich immer alles gleich veröffentlicht, was ich geschrieben und damit gedacht habe, hättet ihr euch vielleicht manchmal Sorgen gemacht. In Zeiten, in denen mich der Schlafmangel und das fordernde Baby um den Verstand brachten. Hätte ich alle Texte nacheinander veröffentlicht, die ich so schrieb, dann hätte vielleicht jemand den falschen Eindruck bekommen. Genauso will doch niemand lesen, wenn es mir permanent gut geht. Wenn es beruflich läuft, die Kinder schlafen, essen und nur lachen und ich zusätzlich noch die neusten Trends verblogge. Oder? Ich bezweifle es, denn so ist es auch nicht. Sonnenschein und Schatten, ihr erinnert euch.

Life is live? Naja, fast.

Es gibt eben auch Grenzen, die ich nicht übertrete. Eigene, von anderen gewünschte und logische. Ich werde weiterhin meine Kinder nicht zeigen oder beim Namen nennen. Ja, ich wäre sicherlich erfolgreicher, würde ich euch diese wunderschönen und liebevollen Wesen zeigen.  Meine Followerzahlen würden explodieren und vielleicht würden sie zum Werbegesicht? Vielleicht aber auch nicht. Ich möchte es nicht testen, denn das ist eine meiner Grenzen, die ich ziehe.

Ich schreibe hier einfach weiter vor mich hin, mal live, mal zeitversetzt, aber immer offen und ehrlich. Denn nur, weil etwas vor einiger Zeit geschah oder mich beschäftigte, ist es nicht weniger wichtig und wahr. Aber inszeniert ist hier nichts, nur weil es nicht immer live ist.

3 Kommentare

  1. Hallo Bella!
    Ein wirklich toller Text. Ich bin eher stille Leserin deines Blogs und seit ich deinen Newsletter bekomme lese ich jeden deiner Texte. Ich finde dein Blog ist so ehrlich und vor allem empfinde ich ihn als sehr erwachsen. Genau wie diesen Beitrag. Ich finde deine Einstellung wirklich gut. Man muss nicht alles zeigen, um trotzdem interessant zu sein. Ich finde dich und euer Leben sehr interessant.
    Mach weiter so! Ich freu mich über jeden deiner Texte…ob live oder nicht.

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  2. Danke!!! Genau SO und nicht anders!!! ❤

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  3. Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum ich immer davor zurück geschreckt bin, zu bloggen, obwohl ich auch gerne schreibe und viele Gedanken rund um die Kinder gerne teilen würde.

    Aber ich wollte (gerade wenn es um kritische Gedanken geht) nicht, dass mein Umfeld dann denkt, alles über mich zu wissen, ohne dass ich weiß, was sie darüber denken.

    Deswegen habe ich mich entschieden, anonym zu bloggen. Damit werde ich ganz sicher nie riesige Follower-Zahlen erreichen. Aber was solls: wenn ich ein paar Menschen erreiche, mit denen ich meine Gedanken teilen und diskutieren kann, dann reicht mir das.

    Danke für diesen Text!

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