Geschwister werden, Schwestern sein: ein Resümée

5. Juli 2017
familieberlin
Baby | Kleinkind

Das Baby ist nun ein Jahr, damit bin ich seit einem Jahr Zweifachmama und vor allem: seit einem Jahr sind das Baby und meine Große Schwestern. Sie konnten sich einander nicht aussuchen, sie durften nicht Ja oder Nein zueinander sagen und doch sind sie nun miteinander verwandt. Die erste Zeit des Miteinanders war nicht leicht. Und auch wenn ich das erste Treffen der beiden niemals vergessen werde, so ist die Freude und die grenzenlose Liebe zueinander nicht permanent präsent. Doch wer von euch Geschwister hat und in sich geht, der weiß: so muss das sein, oder?

Eine friedliche Koexistenz mit Kuschelbonus

Nach der anfänglichen Überraschung und der großen Freude über dieses kleine Bündel, was Mama und Papa da mit nach Hause gebracht haben, herrschte ein friedliches Nebeneinander. Das Baby war süß, ja. Aber mehr auch nicht. Die Große gab ihr ab und zu einen Kuss, kuschelte mit ihr oder wollte sie mal auf dem Schoß haben. Wenn ich an meine Sorgen zurück denke, die ich anfänglich hatte, war das wirklich ein friedlicher Start.

Auf einmal steht ihre kleine Welt, die sie über zwei Jahre genießen konnte, Kopf. Vorbei die Zeit auf dem Thron und vorbei die alleinige Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Ja, sie freut sich aktuell auf „ihr Baby“, aber ich glaube, wenn sie wüsste, was da wirklich auf sie zukommt, sie würde sich nicht freuen.

Es war friedlich, für beide. Denn die Große hätte das Baby auch kneifen, hauen oder sonst was mit ihr machen können. Tat sie nie. Ihre Enthronung kam, aber sie richtete sich gegen uns. Schließlich haben wir dieses Bündel angeschleppt. Das war nicht leicht für uns, aber lieber so als gegen das Baby. Ein Text, der mir in diesen Tagen und Wochen sehr half ist dieser hier über die Enthronung der Erstgeborenen.

Wir zwei gegen den Rest der Welt?

Ich merkte schnell, dass die Große mit dem Baby wenig anfangen wollte. Wir drängte sie auch nie dazu. Doch je mobiler und interaktiver die Kleine wurde, desto mehr stieg das Interesse von allein. Ich würde nicht behaupten, dass sie zusammen spielten. Aber die Große machte es sich zur Aufgabe, ihrem Baby die Welt zu zeigen. So holte sie ihr Spielzeug, las ihr Bücher vor oder sang und tanzte für sie. Gerade über Letzteres fanden beide immer mehr zusammen. Denn durch Musik haben sie etwas Gemeinsames. Dabei wird kein Spielzeug geklaut oder etwas weggenommen, wenn sie musizieren streiten sie nicht. Jeder nimmt sich ein Instrument und zusammen geht es los. Und selbst unterwegs, wenn kein Instrument dabei ist, klatschen sie im Auto oder singen und summen im Kinderwagen.

Sie wirken wie eine Einheit. Sie haben ihre Spielchen und ihre eigenen Lieder. Oft reicht auch ein Blick des einen und beide prusten los. Wäre das Baby nicht noch so klein, würde ich meinen, sie haben Geheimnisse und schmieden Pläne. Beide zusammen gegen den Rest der Welt. Meistens.

Du bist doof! Oder?

Sie beide können aber auch sehr gut gegen einander sein. Und wer jetzt denkt, dass das Baby es noch nicht kann, der irrt. Dieses willensstarke Wesen kann sehr wohl gegen ihre Schwester sein, wenn diese ihr was wegnimmt. Spielt das Baby seelenruhig mit einer Puppe und nimmt die Große diese einfach weg, so ist es laut. Sehr laut. Die eine weint, die andere brüllt laut „MEINS“ und schon sind beide gegeneinander statt gegen alle anderen. So geht es los mit dem Geschwisterstreit. Der Plüsch ist vergessen.

Eine schöne Eigenschaft von Kindern, eine der besten meiner Meinung nach, ist aber auch das schnelle Vergessen und Verzeihen. So reicht schon ein witziger Blick, ein „DA da“ des Babys und beide sitzen einvernehmlich nebeneinander und spielen. Ich glaube, hier kommt uns noch die Unvoreingenommenheit des Babys und die Rolle der Belehrenden der Großen zugute. Aber irgendwann möchte auch das Baby mal das Sagen haben. Wenn ich mir anschaue, wie laut und bestimmt sie das heute schon macht, wenn ich zu langsam mit dem Essen bin, schwant mir Böses.

Ist das Haus Geschwistersicher?

Wir müssen also umbauen. Sind unsere Türen stabil genug, um täglich geknallt zu werden? Und was ist mit den Möbeln, können die zwei keifende Kinder ab? Die Treppe ist gesichert, soviel steht fest. Aber nicht nur für die Kämpfe und Streitereien müssen wir gewappnet sein. Auch das Toben, das Lachen und die Spiele müssen wir aushalten. Wir? Meine Ohren, das Sofa, die Betten und die Wände. Wenn es laut wird vor Lachen und wild im Geschrei. Wenn gehüpft und getobt wird, muss das Bett es aushalten. Wenn man sich vor Lachen nicht leise hinter dem Vorhang verstecken kann und diesen fast abreisst, um nicht prustend nach hinten zu kippen. Nicht alles wird diese Zeit überstehen und im Eifer und Übermut wird aus Spiel auch mal Ernst…eine Beule, eine Schramme, eine kaputte Lippe. Wenn die Köpfe eigentlich zusammengesteckt werden wollten aber durch das Lachen doch zusammen rasselten. Wenn die eine schneller als die andere ist und doch keiner letzter sein will. Dann wird auch mal geschubst und gezogen, aber ist das nicht immer so? Doch egal wie doll es bisher knallte oder raufte, sie nahmen sich schnell wieder in den Arm. Das passiert oft, sehr oft. Wenn die Große die Arme um ihre kleine Schwester legt, streckt diese sich hoch zu ihr. Sie haben die Köpfe zusammen, schließen die Augen und sind ganz bei sich.

Ist diese Liebe nicht normal?

Neulich fragte ich mich, ob das nicht normal sei. Schließlich sind beide nur zwei Jahre auseinander und viel zusammen. Als ich ein Bild bein Instagram postete, wurde ich eines besseren belehrt. 

Viele kommentierten, dass sich ihre zwei Kinder nur streiten, nicht mögen oder nicht beachten. Anscheinend ist es nicht normal, dass sich Kinder so sehr mögen. Denn wie ich Eingangs schon sagte, man kann sich leider nicht aussuchen. Deswegen genieße ich diesen Plüsch hier umso mehr, sauge ihn auf und versuche, jeden Moment zu speichern. Denn was, wenn sie sich irgendwann nicht mehr so lieben? Zwei Jahre sind zwei Jahre. Da kann aus der weggenommenen Puppe auch mal ein Freund werden. Und diesen Streit hält unser Heim und unsere Türen sicherlich nicht aus…. also Mädels: reisst euch zusammen.

Wie steht es um eure Kinder und ihre Liebe zueinander?

1 Kommentar

  1. Ich hoffe das kommt hier noch. Es wird besser, von Tag zu Tag. Und ich glaube, wenn Lotte mit dem Baby etwas mehr anfangen kann, wird es noch besser. Zur Zeit hilft angeleitetes spielen zu dritt sehr gut. Verstecken spielen, Guck-Guck usw. Und dann gibt es auch plüschige Momente. Ich denke wir müssen da einfach noch rein wachsen. Hoffe ich.

    Ich wünsche dir fröhliches Miteinander und schnell verflogenes Gegeneinander

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