Kinder wachsen nicht schneller, wenn man zieht.

5. Mai 2017
familieberlin
Baby

Ich habe schon öfter geschrieben, dass mein Baby nicht zu den schnellsten gehört. Spätes Drehen, spätes Robben und freies Sitzen ist noch lang nicht in Sicht. Da ich es von meiner Großen anders gewohnt war, habe ich mich anfänglich Sorgen gemacht. Ist alles ok mit meinem Baby? Kann ich es besser unterstützen?

Nicht ziehen, wachsen lassen

Nun ist es mit den Kindern in diesem Fall wie mit dem Gras: sie wachsen nicht schneller, wenn man zieht. Und das ist auch gut so, denn sonst würde ein Kind aus der Nachbarschaft wohl schon seit einigen Monaten stehen, weil seine Mutter es schon früh  hinstellte. Hat es was gebracht? Ich meine nicht. Auch wenn ich mein Baby in einen Hochstuhl setze, wo es während der Mahlzeiten kurz gestützt sitzt, so setze ich es nicht frei auf den Boden. Weil es selbst noch nicht so weit ist. In den Hochstuhl kommt es auch nur, weil es mit seinen mittlerweile zehn Monaten sonst nicht allein essen kann, wenn es denn mal was essen möchte. Auch so eine Sache, die das Baby nicht nach Lehrbuch macht. Frechheit.

Entwicklung ist Einstellungssache

Beim Sitzen von Babys gibt es unterschiedliche Meinungen und unterschiedliche Eltern. Auf dem Blog vom gewünschtesten Wundschkind gibt es einen tollen Text zum freien Sitzen von Kindern. Manche Eltern setzen ihr Kind hin, weil es das doch eigentlich schon können müsse. Muss es das? Meine Kinderärztin sieht das anders. Sie trug wesentlich zu meinem neuen Mantra bei:

Wichtig ist, dass überhaupt was passiert. Wie viel und wie schnell, dass überlassen wir doch bitte dem Kind. 

Ob etwas passiert, liegt auch ein bisschen an der Einstellung. Wenn ich „Sitzen“ oder „Krabbeln“ als das ansehe, was passieren muss, übersehe ich vielleicht das Hochstützen auf den Händen, das lange Balancieren im Vierfüssler oder die schon weit entwickelte Feinmotorik. Was ich damit sagen will ist, dass Eltern auch auf kleine Schritte achten müssen. Auf die Entwicklungen sprachlicher Fähigkeiten, auf die Verbesserung der Haltung oder auch auf die kognitive Entwicklung. Winkt euer Baby schon oder spielt „Kuckuck“? Brabbelt es vor sich hin und ruft laut „Mama“, wenn es euch sieht?

Schaut genau hin!

Es sind nicht immer die offensichtlichen Meilensteine, die ein Kind in der Geschwindigkeit seiner Entwicklung ausmachen. Klar, dieses ewige Vergleichen der Kinder im gleichen Alter trägt vielleicht auch dazu bei. Denn in diesen Begegnungen sind es die offensichtlichen Dinge wie Krabbeln, Sitzen, Laufen, die schnell erfasst und verglichen werden. Denn woher weiss ich denn, ob der Peter den Pinzettengriff beim Essen schon sehr gut kann oder ob Sarah beim abendlichen Gute-Nacht-Lied freudig klatscht und den Kopf im Takt wippt?

Ich schweife ab, komme wieder zum Thema über das Vergleichen von Kindern. Da war ich schon mal, wie ihr wisst.

Mein Tempo ist nicht das des Babys

Mein Baby ist also nicht langsam, weil es noch nicht sitzt oder krabbelt. Aber es kann so viele andere schöne Dinge, die ich hier nicht aufzählen muss. Ich sehe sie, tagtäglich. Die kleinen Details und auch das große Ganze. Ich unterstütze mein Baby, wenn ich merke, sie möchte gern robben. Stütze ihre Füße oder animiere sie durch ein spannendes Spielzeug. Aber ich stelle sie nicht hin, weil ich glaube, dass es nun an der Zeit ist.

Klar, ich wünsche mir sehr, dass meine kleine Tochter sitzt. Dass ich sie einfach mal absetzen kann, wenn ich die Hände für die Große brauche. Es wäre so viel einfacher, wenn sie beim Spielen sitzt und alles besser sieht. Ich glaube sogar, sie könnte es, dieses freie Sitzen. Sie könnte sicher auch schon viel mehr. Aber es ist nicht ihr Tempo, wenn ich es ihr abnehme. Es ist meines. Denn wichtig ist doch, dass überhaupt was passiert, oder? Wie schnell, ist mir mittlerweile egal.

Liebe Grüße
eure Bella

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