Mama kann heut nicht? Wer denn dann? #meintagohnemich

8. März 2017
familieberlin
Gedanken

Oft frage ich mich, wie es hier wohl ohne mich wäre. Was wäre, wenn ich eines morgens einfach mal liegen bliebe, an einem Tag wie jeder anderen in der Woche. Einen Tag, an dem der Mann arbeiten gehen muss und an dem, wie so oft, niemand außer mir hier wäre.

Mama kann heut nicht!

Wer würde sich nachts ums Baby kümmern und es wiegen und tragen, wenn es unruhig ist, auch jede Stunde?
Wer würde morgens die Kinder wecken und ewig mit ihnen im Bett kuscheln und scherzen?
Wer würde sich mit ihnen darum streiten, was sie anziehen können, wollen und auch dürfen?
Wer würde das Baby morgens umziehen und waschen, denn es ist als einzige der Meinung, dass es eine gute Idee ist, sich jeden Morgen vollzukacken?
Wer würde dem Kind seinen Wunsch nach Müsli mit Milch und mit ohne Joghurt erfüllen?
Wer würde alle Kinder anziehen und eines fertig für den Kindergarten machen?
Wer würde in der Zeit bis zum Abholen des Kindes versuchen, ein bis vier Waschmaschinen zu machen und diese aufzuhängen? Wer räumt sie weg?
Wer kümmert sich um das Chaos hier daheim und versucht es zu bekämpfen wie Harry Potter den Drachen nur ohne Zauberkräfte?
Wer würde Termine koordinieren, mit dem Baby zur Physiotherapie gehen und dem Kinderarzt die regelmäßigen Besuche abstatten?
Wer würde das Baby füttern, welches einfach nichts zu sich nehmen will außer Muttermilch? Wer trägt es herum, wenn es unruhig ist und wer merkt überhaupt, dass ein neuer Zahn kommt?
Wer würde das Kind ermutigen, mit beiden Beinen vom Baumstamm zu springen und beim Rollerfahren schneller zu werden?
Wer würde mit den Kindern Schuhe kaufen und zwar welche, die auch wirklich passen? Wer merkt überhaupt, dass die alten zu klein sind?
Wer würde versuchen, gesund zu kochen und das so zu verpacken, dass es trotzdem schmeckt?
Wer bastelt mit dem Kind eine Schatztruhe für den Kindergarten und einen Projekteordner in Lila?
Wer fängt das Kind auf, wenn es seine Gefühle übermannt und die Welt mal wieder zu viel für das kleine Herz ist?
Wer freut sich mit dem Baby, wenn es sich wenige Zentimeter bewegt hat?
Wer applaudiert dem Kind für das neue Lied, welches es heute gelernt hat?
Wer würde abends solange beim Baby bleiben, bis es seelig schläft? Wer weiß, dass es dabei gern den Kopf gekrault kriegt und leicht gewogen werden will wie ein Blatt im Wind?
Und wer würde schon abends wissen, dass es wieder eine miese Nacht wird und trotzdem voller Hoffnung ins Bett gehen, neben das leicht schnarchende Baby?

Wer würde all das machen, wenn es hieße: Mama kann heut nicht.

Ja, wer denn dann?

Das ist nur ein Ausschnitt aus meinem Tag, und die vielen Fragen, die ich hätte, wenn er ohne mich wäre. Es ist nur der Ausschnitt einer Mutter, die aktuell mit Baby und Kleinkind daheim ist. Doch es sind nicht nur die Aufgaben und die Organisation, die auf der Strecke bleiben. Sind es nicht auch Träume, Vorbilder und Rollen, die verloren gehen? Wer zeigt den Kindern, dass nicht nur Papa Geld verdienen kann und das Opa nicht der einzige ist, der Hammer und Bohrer bedient? Woher weiß meine Tochter, dass es ok ist, in Hosen rumzulaufen, mit Bausteinen zu spielen und Puppen doof zu finden? Wer zeigt, dass Frauen in die Wissenschaft, in die Politik und überall auf die Welt gehören? Sei es als Hausfrau, Mutter, Geschäftsfrau oder Angestellte. 

#meintagohnemich wurde vom Women’s March on Washington initiiert und fordert Frauen auf, am 8. März die Arbeit niederzulegen.

2 Kommentare

  1. Liebe Bella!
    Wir Mütter sind einfach stark. Zu deinen miesen Nächten nochmal eine kleine Aufmunterung: es wird wirklich besser. Unsere Puppe war auch so ein unruhiges Baby. Jetzt, mit 19 Monaten, klappt das Schlafen deutlich besser. Wir hatten letztens 9 Stunden am Stück! Und vor einem Jahr waren wir auch bei stündlich. Das ging laaaaaange.
    Also durchhalten und optimistisch bleiben ;)
    Liebe Grüße
    Mani

    Antworten
  2. Liebe Bella,

    deutlicher kann man es nicht sagen, einfach… Bravo! Ich frage mich oft wie ich meine Kinder zeigen werde, dass Frauen im Leben die gleichen Chancen wie Männer haben sollen und dass sich die traditionelle gesellschaftliche Rolle der Frau ändert muss. Dein Text hat mir wirklich gefallen!

    LG,
    Roseta

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige
Innonature