Irgendwie alleinerziehend? Absolut nicht.

2. November 2016
familieberlin
Familienleben

Heute beginnt mal wieder eine unschöne Zeit. herrberlin fährt für einige Tage auf eine Dienstreise und ich bin mit beiden Kindern allein daheim. Das ist nicht schön und mitunter sogar sehr schwer.

Auf einen Tweet darüber bei Twitter schrieb mir eine Freundin. Sie meinte, dass es ja schon sehr oft ist und ich ja irgendwie alleinerziehend sei. Ich habe das erstmal sacken lassen und musste darüber nachdenken. Nach einem langen Spaziergang und vielen Gedanken zu den kommenden Tagen kann ich sagen:

Absolut nicht.

Ja, ich bin oft allein mit den Kindern. Doch trotzdem kann ich mich noch nicht annähernd alleinerziehend nennen und mich niemals mit Alleinerziehenden vergleichen. Im Gegenteil! Ich habe jemanden, mit dem ich mich austauschen kann. Wir reden und beraten, wenn es nötig ist. Wir treffen Entscheidungen zusammen und das tut gut. Welche Schule sollte es werden, soll ich impfen und was mache ich, wenn ich nicht mehr weiter weiß? Allein bin ich ab und zu, aber nicht alleinerziehend.

Geld, Sorgen, Aufgaben: allein oder zusammen?

Wäre ich alleinerziehend, wäre ich auch alleinverdienend. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es wäre, wenn ich mich und die Kinder allein mit meinem Gehalt durchbringen müsste. Klar, irgendwie würde es gehen, aber nur mit sehr großen Abstrichen. Ich habe tiefsten Respekt vor allen, die das schaffen. Denn es wäre nicht nur das Geld. Es wären auch die Sorgen. Können wir neue Sachen kaufen, gibt es einen Urlaub, kann ich alle Wünsche erfüllen? Vielleicht. Aber die Falten in meinem Gesicht wären tiefer, denn es wäre schwer.

Ich habe jemanden, mit dem ich mich aufteilen kann. Immerhin habe ich ein Baby und eine Zweijährige. Wie meinte diese Woche jemand in der Krabbelgruppe: Der Altersabstand ist sportlich. OK, ich kenne Familien, die haben Kinder mit wesentlich kleinerem Abstand, Zwillingen oder oder oder. Aber trotzdem ist es anstrengend, das steht außer Frage. Und so kann einer von uns mal das Kind ins Bett bringen während der andere das Baby badet. Der eine räumt die Küche auf, der andere putzt das Bad. Klar, das geht nicht, wenn herrberlin nicht da ist. Aber das ist ja nicht immer so. Denn ich bin ja nicht alleinerziehend.

Jemand, der mich aufbaut!

Doch es sind nicht nur die organisatorischen Sachen, der Austausch und die Entscheidungen. Es sind auch die kleinen Dinge im Alltag. Ich habe jemanden, der sich Sonntagfrüh aus dem Schlafzimmer schleicht und dafür sorgt, dass ich einmal länger liegen bleiben kann. Der mit dem Kind meine Lieblingsbrötchen holt und Blumen kauft, die miniberlin dann als ihre Idee ausgibt. Ich habe jemanden, der mich daran erinnert, meinen Tee zu trinken, so lange er heiß ist und mir liebevoll über den Rücken streicht, wenn ich die halbe Nacht versuche das Baby zu beruhigen. Und wenn ich etwas liegen lasse, dann besteht zumindest der Hauch einer Chance, dass es jemand anderes als ich wegräumt. Denn es ist ja noch jemand da.

Also liebe Freundin, ich bin nicht mal irgendwie alleinerziehend und auch nicht allein. Und dafür bin ich sehr dankbar!

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Sind eure Partner auch viel arbeiten? Wie macht ihr das in solchen Situationen? Oder fühlt ihr euch wirklich allein?

Liebe Grüße
eure Bella

40 Kommentare

  1. Es gibt Phasen, in denen muss der Mann auch weg. Manchmal nur für 1-2 Tage, manchmal eine ganze Woche. Das Gefühl den Tag auf einmal alleine bewältigen zu müssen und nicht darauf zu warten, dass der Held am Abend zu uns nach Hause kommt…schon seltsam. Aber das waren dann auch die Tage, die ich mit den Kindern total anders nutze. Wir besuchen mal Freunde, die wir ewig nicht gesehen haben, oder machen einen Ausflug. Ansonsten bin ich nämlich immer bemüht, dass die Kinder zu Hause sind, wenn der Held kommt, damit sie auch noch was zusammen vom Tag haben. Und wenn er dann am Ende widerkommt, ist die Freude riesig.
    Wir telefonieren auch abends immer noch und sagen uns gute Nacht und der Miniheld erzählt dem Papa am Telefon,was er so gemacht hat. So viel ändert sich also gar nicht

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  2. Hallo Bella,

    mein Mann ist auch sehr häufig auf Dienstreisen unterwegs und ich mit den Kindern zu Hause. Es kommt schon vor, dass ich nicht alle Entscheidungen mit ihm absprechen kann, weil einfach keine Zeit da ist. Dann entscheide ich alleine. Nicht immer schön, aber leider manchmal unabänderlich.
    In manchen Situationen fühle ich mich schon „allein“ und dann merke ich: er kann nicht sofort da sein und ich bin auf mich allein gestellt. Zum Glück habe ich ein gutes soziales Netzwerk, dass mich auffangen kann. Das gibt mir Sicherheit.

    Liebe Grüße
    Mother Birth

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  3. Hallo liebe Bella,
    ich lese hier schon etwas länger und ich kann nur sagen ja, durch diese Situation bist du noch nicht alleinerziehend. Und ich finde es bewundernswert das du das selbst auch so siehst. Ich denke mir das es da Einige geben würde, die das anders sehen.
    Zu mir persönlich, ich bin 34 Jahre alt und habe 4 Kinder. 9,8,4 und 2 Jahre alt. Ich arbeite 40 Std die Woche und bin alleinerziehend. Das ist vielleicht kein Zuckerschlecken, aber Organisation ist wirklich alles in der Hinsicht. Manchmal mache ich mir Sorgen ob ich meinen Kindern gerecht werde mit dem was ich tue und wie ich es tue, aber dann merke ich wie gut es Ihnen dabei geht und wie viel Spaß wir miteinander haben.
    Sehr großen Respekt an dich, denn ich keine es sehr gut nachvollziehen.
    Liebe Grüße aus BaWü
    Frauke :)

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    • Liebe Frauke, wow – ich ziehe den Hut vor dir. Allein mit vier Kindern ist bei weitem was anderes. Und egal ob manchmal oder immer: allein mit Kindern ist es nunmal anstrengend. Klar, schön auch, aber eben Arbeit. Du machst das sicher toll, denn wie du sagst: sie sind glücklich! <3 LG Bella

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  4. Guten Morgen, das hast du super geschrieben. Mein Mann ist auch morgens schon aus dem Haus, wenn die Kinder (2,5 und 1) aufwachen und meist abends noch nicht da, wenn die Jungs ins Bett gehen. Das ist nicht immer leicht, aber ich bin dankbar, dass ich meinen Mann und die Kids ihren Papa haben. Den Rest schaffe ich schon. Ich hoffe auch demnächst beim Wiedereinstieg in der Arbeit. ;-)
    Manchmal muss man halt mal fünfe gerade sein lassen im Haushalt und sich lieber Zeit für seine Kinder oder für sich nehmen. Die Familienzeit ist bei uns immer kostbar.
    Ich wünsche euch einen schönen Tag!

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  5. Ich finde gut, dass Du das so aufschreibst. Wirklich alleinerziehend zu sein ist eine ganz andere Nummer, als z.B. „nur“ ein paar Tage allein zu sein in der Woche (auch wenn das natürlich auch anstrengend ist). Ich hatte alle drei Modelle in meinem Leben (mit Partner, mit Wochenend-Pendler-Papa und allein). Was es heißt, alleinerziehend zu sein, ist wirklich erst ganz spürbar, wenn man es ist. So sehe ich das heute. Und ich habe es immer noch gut, weil die Oma nebenan ist und wir räumlich, organisatorisch und finanziell von der Familie unterstützt werden. Dafür bin ich sehr dankbar.

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  6. Manchmal fühle ich mich mit Partner schon ziemlich alleine, wenn auch nicht alleinerziehend. Wir haben nur ein Gehalt und meinen kleinen Nebenverdienst neben dem Studium. Das soziale Netzwerk ist bescheiden und als „normale“ Familie bekommt man hier aufm Land immer als letztes einen Platz in Betreuung, Kita, Hort.
    Mit drei Kindern nicht immer einfach. Der Mann beruflich eingespannt, wenn auch nicht übermäßig und auch mit Dienstreise.
    Entscheiden muss meistens ich allein und auch die Terminjonglage hängt an mir genau wie die Aufgabe zu überlegen, was wie geldtechnisch ausgegeben werden kann.

    Vermutlich kommt es immer auf die Gesamtsituation an.
    Ich denke vor allen Dingen auch an Monteure, die wochenlange irgendwo weit weg sind. Für die Zeit ist es fast wie alleinerziehend zu sein, denn eine Bekannte ist genau dann das – gefühlt. Kurze Heimatbesuche alle zwei drei Monate für ein paar wenige Tage.

    Mein Respekt gilt allen Alleinerziehenden, doch ist es in einer Partnerschaft nicht grundsätzlich besser, auch wenn sich die Partner untereinander gut verstehen.

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    • Ich schließe mich Deinem Kommentar an. Man kann es leider nicht so pauschal sagen. Mein Respekt gilt auch allen Alleinerziehenden, die tatsächlich komplett allein alles stemmen müssen, vielleicht sogar noch mit mehreren Kindern, wie „Mama Arbeitet“ zum Beispiel. Diese Leistung ist übermenschlich. Aber: viele Alleinerziehende, die einen guten Kontakt zum anderen Elternteil haben, haben feste kinderfreie Tage in der Woche und freie Wochenenden, wo das Kind beim anderen Elternteil ist. Das ist wiederum etwas, was man in einer Familie mit zwei anwesenen Elternteilen nie hat. Übrigens hat „Mama arbeitet“ das selbst mal bei Twitter geschrieben, dass sie damals mit Mann (wie auch in den letzten Jahren als Alleinerziehende) nie kinderfrei hatte. Man ist nämlich immer ansprechbar und in Bereitschaft, auch wenn gerade der Partner sich kümmert. Das macht mir zum Beispiel sehr zu schaffen und ich würde alles dafür geben, mal ein kinderfreies Wochenende zu haben. Ich bin da echt manchmal neidisch auf Alleinerziehende.

      Das ist das Eine. Ein anderer Aspekt ist die Verantwortung. Wie „Sockenbergen“ schreibt, ist es ein Trugschluss anzunehmen, in einer Beziehung wäre man nicht allein mit der Verantwortung. Wenn ich mir unsere Entscheidungen in Bezug auf die Kinder aus den letzten Jahre anschaue, habe immer ICH diese getroffen. Ich sorge für die Alltagsorganisation und überhaupt generell dafür, dass der Laden läuft. Und dass die Kinder emotional aufgefangen werden. Obwohl mein Mann anwesend ist. Ich finde sogar, es ist eher schwieriger mit Partner, da man sich viel mehr abstimmen und rechtfertigen muss (für den Erziehungsstil, bestimmte Geldausgaben oder was auch immer). Auch dies wird „Mama arbeitet“, wie auch andere Alleinerziehende, sicherlich aus ihrer Beziehungszeit bestätigen können. Sie war damals auch allein mit der Verantwortung, trotz Partner. Es ist also nicht so einfach, und wie „Sockenbergen“ schreibt, es kommt immer auf die Gesamtsituation an. Ich jedenfalls wünsche mir manchmal, alleinerziehend mit einem sich kümmernden Vater (!) zu sein, dann wäre vieles einfacher.

      Und an Dich, Bella, habe ich eine Frage: bist Du zufrieden mit eurem Modell? Also dass Du rund um die Uhr, oft allein, für die Kinder zuständig bist und Dein Mann das Geld „ranschafft“? Ist es das, was Du wolltest, als ihr euch für ein Kind entschieden habt? Habt ihr euch wirklich bewusst für solch ein, in meinen Augen altmodisches, Modell entschieden? Ich finde es immer traurig, dass sich solche modernen, mitten im Leben stehenden Frauen wie Du plötzlich in so einer Situation wiederfinden. Warum gehen die Männer immer automatisch davon aus, dass wir das schon irgendwie stemmen werden, mit 2 so kleinen Kindern und allein zuhause? Wo steht das, dass wir dafür nervlich besser geeignet wären (das Stillen mal außen vor gelassen)? Ich finde es einfach ungerecht…
      Liebe Grüße!

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      • Liebe Luisa, danke für deine Worte. In der Tat könnte man denken, dass es ein relativ altmodisches Modell ist, was wir haben. Und trotzdem ist es nicht so. Abgesehen davon, dass ich in Elternzeit bin, habe ich das Glück, von daheim arbeiten zu können. So wie mein Mann in 30 Prozent seiner restlichen Arbeitszeit, die er nicht unterwegs ist. Und ja, für uns funktioniert das Modell so. Ich sehe mich nicht als Heimchen am Herd und ihn nicht als den Ernährer. Das hat aber sehr viel mit der gegenseitigen Wertschätzung zu tun, die wir dem anderen und dessen „Rollen“ zukommen lassen. Ich bin gerad mehr daheim, aber genauso ist er es, der mir den Rücken frei hält und mich unterstützt, wenn ich es beruflich brauche. Und das ist toll und absolut gleichbereichtig. In unseren Augen. Ich möchte nicht ohne ihn sein, um mal Kinderfrei zu haben. Liebe Grüße :)

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        • Toll Bella wie ihr es macht. Nein als Heimchen am Herd würde ich mich ebenso wenig bezeichnen. Und unsere Situation auch keineswegs mit der von Alleinerziehenden vergleichen. Und doch empfinde ich es komplexer. Kenne Geschiedene, die sich trotzdem gemeinschaftlich um ihre Kinder und deren Belange kümmern. Aber auch das Gegenteil, diejenigen ohne Unterstützung durch Ex-Partner.
          Aber ich merke schon, dass ich mit meiner Auffassung ziemlich allein bin. So what.

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          • Das glaube ich. Es ist auch schwer, es so umfassend darzustellen, wie es nun mal ist. Ob in einem Kommentar oder in einem Artikel. Jeder hat für eine gewisse Zeit bestimmte Rollen und Aufgaben, das finde ich ok. Zumal ich gern für meine kleinen Kinder da bin, solang ich kann und sie es wollen. Bald sind sie groß und wollen mich nicht mehr so um sich haben. Aber genauso ist mein Mann da. Das ist ja auch Sinn des Textes. :) Du stehst nicht allein da und ich glaube, es steht und fällt viel mit dem sozialen Netz, was du schreibst, einen auffangen und unterstützen sollte. Es ist nicht einfach. LG

        • Bin noch kinderlos, daher sage ich zum Rest nichts, da kann ich nicht mitreden. Allerdings finde ich es extrem schade, dass Frauen – sobald sie sich für vermeintlich „traditionelle“ Modelle entscheiden – sofort abgesprochen wird, diese Entscheidung mitzutragen, vielleicht sogar angeregt zu haben und dennoch eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen. Wir Frauen sind durchaus in der Lage, die Tragweite ihrer Entscheidungen abwägen zu können (siehe den Umstand, dass Frauen öfter soziale Berufe ergreifen, obwohl sie um die niedrigere Bezahlung wissen).

          Liebe Bella, wie gesagt, wir haben (noch) keinen Nachwuchs, Dein Artikel hat mich dennoch sehr berührt und mich dankbar gemacht für den zukünftigen Papa meiner Kinder.

          Liebe Grüße
          Andrea

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      • Sorry, aber offensichtlich bist du nicht glücklich in deiner Situation und Beziehung! Aber rumjammern und neidisch sein auf die tolle Situation anderer ist ja wohl keine Lösung? Andere was! Jede Frau und mama kann in ihrer ganz individuellen Situation glücklich sein. Alleinerziehende oder nicht. Du hast es in deiner Hand. Es gibt heutzutage auch neben einem sozialen Netzwerk, das man sich aufbauen kann, viele Möglichkeiten für Unterstützung, wie leihomas, Känguru etc, man muss nur ein bisschen recherchieren. Alleinerziehende sein oder nicht, hat beides vor und Nachteile, aber sei dir dessen bewusst, die tolle Möglichkeit regelmäßig frei zu haben kann einen ganz schön einsam machen. Und ständig kindertermine absprechen zu müssen ist lästig und extra Zeit.
        Es ist in erster Linie deine eigene Einstellung zur Situation, die dich glücklich macht als Frau und als Mama!

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        • Wen meinst du damit? Luisa, Sockenbergen, Andrea oder mich?

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          • Ich glaube, Khanye meint mich;-) Um Dir zu antworten: nein, ich bin nicht glücklich in meiner Situation, absolut nicht. Gejammert hab ich hoffentlich nicht zu sehr und neidisch bin ich auf manch andere Situation, das hab ich ja auch geschrieben. Neid ist nichts per se Schlechtes, sondern Missgunst. Das ist was anderes. Neidisch war sogar „Mama arbeitet“ auf „Mutterseelesonnig“ wegen genau eines kinderfreien Wochenendes! Das ist doch eine ganz normale, nachvollziehbare Reaktion. Warum darf ich als nicht Alleinerziehende nicht neidisch auf die kinderfreien Wochen, Wochenenden und Urlaube mancher (!) Alleinerziehender sein? Ist das ein Tabu? Tabus finde ich immer unschön.
            Meine Situation kann ich nicht ändern. Die Großeltern wohnen 300 km weit weg, das andere Großelternpaar ist tot. Sonstige Verwandte in der Nähe gibt es keine. Babysitter haben wir mehrfach über längere Zeiträume gesucht, das war haarsträubend, was da für Mädels ankamen. Unzuverlässig, unerfahren, unempathisch etc. Meine Kinder sind sehr trennungsängstlich und brauchen feste Bezugspersonen, d.h. ich kann sie nicht einfach jemandem Fremden an die Hand geben und weggehen. Ich weiß nicht, ob Du, Khanye, selbst Kinder hast, aber solche Kinder gibt es und das kannst Du kaum beeinflussen. Bei der Babysitterin, die wir einige Zeit mal hatten, haben sie sich geweigert mitzugehen, als sie raus wollte. Das dazu.
            Befreundete Familien als soziales Netzwerk sind sehr unzuverlässig und selten einsetzbar. Es findet kein regelmäßiger Austausch statt und man wird zum Teil ausgenutzt. 3x ein anderes Kind bei uns zuhause gehabt, keinerlei „Gegenleistung“ bekommen. 8h ein anderes Kind betreut, keine Gegenleistung usw. Wir können es uns schlichtweg kräftemäßig nicht leisten, ständig in Vorleistung zu gehen und dann zu hoffen, dass irgendwann mal was zurückkommt.
            Recherchiert habe ich rauf und runter, glaube mir, mich in sämtlichen Betreuungsportalen angemeldet, Aushänge und Anzeigen geschaltet. Leider ohne dauerhaften Erfolg. Also bitte nicht pauschal urteilen. Es ist nicht alles einfach und man hat eben nicht alles in der Hand. Das ist naiv.
            Dass alles Vor- und Nachteile hat, ist klar. Ich habe ja gerade die andere Seite mal beleuchten wollen und habe eindeutig meinen Respekt vor Alleinerziehenden ohne Unterstützung geäußert. Aber es gibt eben auch sehr komfortable Modelle (siehe anderer Kommentar weiter unten, ähnliches lese ich immer wieder auf Twitter), deren Leben aus meiner Situation heraus paradiesisch klingt. Dass es da auch Differenzen gibt und Absprachen mühsam sind, bestreite ich nicht. Aber genau das habe ich ja auch in der Familie, nur halt ohne den Effekt, dann frei zu haben. Verstehst Du?
            Einsam bin ich übrigens lieber als seit vielen Jahren unter Dauerstrom zu stehen. Aber auch dies ist individuell verschieden.

    • Aber finanziell ist die Situation doch eine ganz Andere, wenn man einen Partner hat, der viel unterwegs ist. Man teilt sich Versicherungen, Auto, Rechnungen. Und man weiß, da ist noch jemand an meiner Seite.

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      • Liebe Kultmama, wenn man die Möglichkeit hat arbeiten zu gehen, dann kann man sich Kosten teilen. Keine Frage. Wenn aber wie bei uns lange Zeit einfach kaum eine Möglichkeit bestand arbeiten zu gehen, dann wird es einfach schwierig und die Kosten können nicht geteilt werden, sondern werden ebenso von nur einem getragen (und wenn man es böse sagen will: man ist ja sogar eine Person mehr, auch wenn es hart klingt). Ich lebe in einer Kleinstadt, da gab es lange keine Betreuung für kleine Kinder, Leihomas und Co auch nicht und wenn, dann gehen halt die Alleinerziehenden vor, egal ob sie Familie und Freunde vor Ort haben (so wie ich es lange nicht hatte). Und in eben dieser ländlichen Umgebung gibt es auch nicht überall Arbeitsplätze, ganz im Gegenteil und dann musst du Fahren und noch mehr Zeit einplanen. Eventuell ein zweites Auto, weil der öffentliche Nahverkehr eher total bescheiden ist.
        Es ist einfach zu komplex als das man pauschal urteilen könnte, dass es Alleinerziehende per se schlechter haben als Familien. Es kommt doch immer auf das Umfeld und soziale Situation an. Und nur weil ein Partner viel unterwegs ist, heißt das auch noch nicht, dass er gut verdient.

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        • Und nein, deshalb habe ich dennoch tiefen Respekt vor allen Alleinerziehenden.
          Aber eben auch vor allen anderen Müttern und Vätern, die die tägliche Jonglage zwischen Arbeit, Terminen und Familie hinbekommen. Total egal, ob sie nun Elternzeit haben, Arbeiten gehen oder alleinerziehend sind.

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  7. das ist eine sehr schöne liebeserklärung an deinen partner.
    ich wünsch euch allen alles, alles gute, immer genug kraft und jede menge sonne im herzen.

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  8. Danke, danke, danke für den Beitrag!!!! Wann immer ich von Müttern, deren Partner viel arbeitet, höre, sie seinen „auch irgendwie“ allein erziehend, kommt in mir eine große Wut hoch. Denn er zeigt, dass bei diesen Frauen keine Vorstellung besteht, was es wirklich heißt.
    Leider kommen noch andere sher große Belastungen hinzu, die Du in dem Beitrag nicht erwähnt hast, die die ganze Situation aber noch viel schwerer machen:
    Neben den von Dir beschriebenen Situationen hat man die Trauer und die Wut zu verarbeiten, dass man ggf. verlassen wurde und dass die Kinder nicht in einer kompletten Familie aufwachsen. Nebenbei muss mann die Kinder permanent darüner hinweg trösten, dass der Vater nicht mehr anwesend ist und sich dann auch noch vor den Kindern zurück zieht Nebenbei hat man auch noch die Wohnungssuche und einen Auszug gewuppt, kümmert sich um Anwaltschreiben zum Thema Unterhalt und Umgang und „darf“ dann auch noch vor Gericht, wenn man Pech hat. Dass dadurch zusätzliche Kosten auf einen zukommen, das hat auch keiner auf dem Schirm.
    Was passiert, wenn die Kinder krank sind, davon will ich gar nicht anfangen.
    So, das musste ich nun einfach mal los werden.
    Liebe Grüße!
    Bianca

    Antworten
    • Liebe Bianca (Namensvetterin ;) ) da führst du noch einiges mehr auf, danke. Ich glaube, da gibt es so viele Dinge, die man noch dazu nehmen kann, an die ich nicht mal denken kann. Denn ich weiß es nicht und ehrlich: ich bin dankbar dafür! Danke für deine Offenheit! LG Bella aka Bianca

      Antworten
  9. Mein Mann ist nur im Schichtdienst tätig und dadurch recht viel am Nachmittag bis Morgens weg. Ich höre auch oft das seines fast wie alleinerziehend. Stimme da aber 0,0% zu denn immerhin ist er ja da. Egal zu welcher Uhrzeit. Die Verantwortung liegt auf zwei paar Schultern und nicht nur auf meinen.

    Antworten
  10. Hier auch ☺️ – Mann viel unterwegs, habe den Spruch auch schon oft gehört und denke immer wie gedankenlos dass den Helden und Heldinnen gegenüber ist, die das WIRKLICH ganz alleine wuppen.

    Mein Mann ist vielleicht physisch oft nicht da, aber er ist ja immer präsent – dies wohlige Gefühl, dass wir zu zweit sind in all diesem Chaos (unsere sind auch nur 22 Monate auseinander ), das ist wie ein warmer Mantel in dem ich mich geborgen fühle. Was sind da ein paar Tage, in denen ich den Alltag allein schaukel?

    Und: Wenn es mal irgendwie gar nicht geht, wenn ich krank bin, total erschöpft, wenn mein Akku im roten Drehzahlbereich ist – dann hilft allein der Gedanke dass da jemand ist, der im Zweifel im Nullkommanix alles stehen und liegen lässt und da ist. Meine allertiefsten Respekt vor all den Mamas und Papas, die sich allein durchboxen. Ich verneige mich!

    Antworten
  11. Mein Mann war im Oktober ganz 5 Tage nicht auf Dienstreise. Es ist wirklich ätzend, aber genau wie du, denke ich dann immer daran, wie gut und einfach ich es noch habe im Vergleich zu anderen. Und wie gut wir es heutzutage überhaupt haben. Wir können abends mit Papa skypen und zwischendurch sms schreiben. Mein Dad war manchmal 3 Monate auf See, als ich klein war. Da gabs dann einen Brief in der Zeit.
    Toller Beitrag! Spricht mir echt aus der Seele!

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  12. Hallo,
    Danke für diesen wunderbaren und ehrlichen Beitrag. Mein Mann ist leider beruflich auch sehr oft unterwegs. Von September bis Januar ist er nur an den Wochenenden zu Hause oder manchmal auch mehrere Wochen komplett unterwegs… Mit drei Kindern (7, 5 und 2,5) und einer 30 Stundenwoche, ist das manchmal schon ein bisschen wie alleinerziehend, zumal wir das schon seit 5 Jahren so machen. Aber es ist eben nur ein bisschen so, es stimmt, dass man ganz viele Sorgen nicht hat und die, die man hat, kann man jemandem mitteilen und sei es auch nur per Skype…. ich fühle mich oft alleine und komme noch öfter an meine Grenzen, aber ich fühle mich nicht einsam und ich weiß, dass das Ende absehbar ist.

    LG

    Antworten
  13. Liebe Bella, danke für die tolle Wertschätzung!
    Der Vater meines Sohnes war 3
    Monate komplett weg und dann aber auch drei Monate da.
    In der Zeit als er weg war hab ich mich auch als Alleinerziehend bezeichnet. Seit gut einem Jahr bin ich nur wirklich Alleinerziehend und weiß jetzt erst wie falsch ich lag.
    Freundinnen die auch mal den Alltag oder ein paar Tage alleine bewältigen müssen und dann gleich sich als auch Alleinerziehend bezeichnen nerven nur.
    Deine Worte sprechen mir so aus der Seele. Ich mag mein Leben jetzt, wünsche es aber niemanden!
    Danke für die aufbauenden Worte!

    Antworten
  14. Danke für diesen tollen Artikel.
    Wir sind eine typische Pentlerfamilie, das eine Wochenende kommt unser Held zu uns das andere fahren wir zu ihm und den Großeltern.
    Das ich ja sowas wie Alleinerziehend wäre habe ich auch schon oft gehört und meine Antwort lautet immer, nein ich bin nicht Alleinerziehend sondern Alleinbetreuend und das fühlt sich genauso an wie du es geschrieben hast, anstrengenden aber dennoch ein stetiges Gefühl von Familie.

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  15. Ich bin alleinerziehend, habe 2 kleine Kinder im Alter von 3 und 5 Jahren und arbeite Vollzeit, anders würde es auch gar nicht gehen. Leider habe ich keine Unterstützung, da meine Mutter seit einigen Jahren sehr krank ist. Zum Glück habe ich eine sehr liebe Babysitterin,wenn ich doch mal etwas alleine machen will oder muss. Doch es muss genau abgewogen werden, wenn ich sie brauche, denn sehr viel Geld habe ich nicht übrig. Belastend ist für mich der Gedanke, dass ich für alles alleine verantwortlich bin, dass ich Schuld bin, wenn es meinen Kindern nicht gut geht, dass ich die falsche Schule aussuchen, dass ich nicht genug Zeit habe, dass ich ihre Zukunft vielleicht ruinieren…mir fallen noch viele andere Dinge ein. Die Angst, dass ein Kind krank wird, vor allem wenn man keinen Pflegeurlaub mehr seit Februar hat, weil beide Kinder natürlich hintereinander Feuchtblattern hatten. Und doch ist es wirklich so, dass auch genau das die Gründe sind, dass ich nicht aufgebe, weil die Kinder eben nur mich haben und alle von mir abhängt. Schwerwiegendes Versagen kann ich mir nicht leisten, genauso wie selber krank werden. Doch um nichts in der Welt würde ich die Beiden hergeben wollen, ein Leben ohne sie wäre einfach undenkbar. Und deshalb mache ich weiter, jeden einzelnen Tag.

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  16. Liebe Bella,
    der Mann arbeiter im Schichtdienst und so bin ich alle zwei Wochen mit dem Sohn 5 Tage alleine. Diese Tage sind dann zwar immer anstrengender, aber an schlechten Tagen gibt es dann vllt. mal 30 Min. mehr TV-Programm oder es bleibt mal der Haushalt liegen. Aber ich finde auch nicht, das ich „Teilzeit-alleinerziehend“ bin. Wie du schon geschrieben hast, ist trotzdem immer jmd. da, auch wenn es nur per WhatsApp oder Telefon ist, mit dem man sich austauschen kann, der den Sohn so kennt wie ich.

    Alle Alleinerziehenden verdienen meinen größten Respekt vor ihrer Leistung Kinder/Job/Haushalt/Geld/Entscheidungen/sich selbst unter einen Hut zu bekommen und gerecht zu werden

    Antworten
  17. Vielen Dank für diesen Text! Als Alleinerziehende tut es gut, so einen Text auch mal von einer Frau zu lesen, die in einer Beziehung lebt: als Wertschätzung, was sie alles hat. Halt es fest, bewahrt es Euch!

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    • Hallo mutterseelesonnig,
      stimme Dir da zu. Bin auch allleinerziehend. Mütter mit Karriere-Ehemännern halten sich leider oft für alleinerziehend. Nur, dass sie finanziell ganz anders dastehen. Große Wohnung oder Haus, schickes Auto, 3x im Jahr in Urlaub: das können sich Singlemums nicht leisten.

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      • Ich kenne Karrieretypen, die sagen „meine Frau ist ja auch fast alleinerziehend“, während sie noch versucht, den Porsche-Cayenne vor der Kita einzuparken…

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  18. Bei mir ist es ganz anders: getrennt erziehend, also vom Vater des Kindes getrennt, aber im Wechselmodell lebend. Die Kleene ist also nur 50% der Zeit bei mir, und ich habe auch noch einen Partner, der extrem engagiert ist. Beide Männer und ich arbeiten aktuell um die 30 Stunden pro Woche. Obwohl ich also offiziell eher in die Alleinerziehenden-Schublade passen würde, ist die Situation noch einmal sehr viel komfortabler als bei den meisten Zwei-Eltern-Haushalten.

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    • Danke dafür! Genau meine Rede… Der Einzelfall ist entscheidend, nicht die Schublade.

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  19. Hallo Bella,

    ich bin unter der Woche von Mo – Fr alleine mit meinem Sohn, er ist 2,5 Jahre alt. Ich arbeite 30 Wochenstunden und hole ihn meist zwischen 15:00 – 15:30 Uhr aus der Kita. Klar ist es manchmal anstrengend alleine, gerade wenn der Kleine oder man selbst plötzlich krank wird aber dafür haben wir den Papa am Wochenende ganz für uns und können da etwas schönes unternehmen. Ich finde, dass ist besser, als wenn er z. B. jeden Tag von morgens bis abends arbeiten müsste und dann erschöpft nach Hause kommen würde und somit hätten wir dann auch nichts von ihm.

    Ich wünsche dir noch eine tolle Woche. :)

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  20. Danke für den Artikel – er bringt so gut auf den Punkt, was das ‚echte‘ Alleinerziehend ausmacht.
    Und alleinerziehend heißt nicht automatisch, den Luxus zu haben, jedes zweite Wochenende frei zu haben. Wenn der Papa in Schichten auch übers Wochenende arbeitet oder auf Dienstreisen ist und man darauf Rücksicht nehmen muss. Und es macht nicht immer Spaß, ihn an Unterhalts/Sonderzahlungen zu erinnern, weil man sich wie die geldgierige Mutter vorkommt, obwohl man sich um die Rechte des Kindes kümmert.
    Und es gibt genug Entscheidungen, die man mit (dem üblichen) geteilten Sorgerecht nicht allein fürs Kind treffen darf und dann Diskussionen mit dem Papa führt, was einfach viel schwieriger ist, weil man eben nicht den kompletten Alltag gemeinsam mit den Kindern erlebt.

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  21. Als ich schwanger wurde, freute der Vater sich mit. Für die Schwangerschaft, die Geburt und das Kind interessierte er sich nie wirklich. Sorgen Ängste teilen, Unterstützung, Austausch oder ähnliches er ich Fehlanzeige. Lange konnte ich mir das nicht eingestehen. Beim pekip lernte ich eine alleinerziehende kennen, der Vergleich mit ihr öffnete mir die Augen… Auch wenn es sehr lange gedauert hat. Nach der Trennung vom Vater meiner Kindes kann ich rückblickend sagen, ich war alleinerziehend, mehr noch als jetzt, wo es offiziell ist. Ich war vor der Trennung alleinerziehende mit 2 Kindern. Ein Kind richte viel Schaden an und ich hatte keine handhabe. Jetzt bin ich alleinerziehend mit einen Kind. Uns geht es für, besser als vorher, auch finanziell. Denn jetzt kann er das Geld vom Kind nicht mehr in Alkohol und zocken stecken und für sich verleben

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