Lesetipp: Das Geburtsbuch von Nora Imlau

21. Juni 2016
familieberlin
Geburt

Rezension

Die letzten Tage mit Bauch sind angebrochen. Selbst wenn es noch Wochen sein sollten, so ist es doch nicht mehr als eine halbe Hand voll. Die Geburt rückt näher und damit kommen mir immer mehr Gedanken, Sorgen, Fragen und auch Möglichkeiten in den Sinn. Wie wird es sein? Ist die zweite Geburt wirklich so viel schneller als die erste? Kann ich ambulant entbinden?

Ihr seht, die Gedanken kreisen. Nach und nach suche ich mir zwar keine Antworten auf die Fragen, denn wer kann mir das schon vorab sagen? Aber ich suche mir Rat, Beruhigung und Rückhalt. Ein wesentlicher Baustein dafür ist meine Hebamme, ohne die ich wohl schon verrückt geworden wäre. Doch in dieser Schwangerschaft kam etwas Neues hinzu: ich lese Bücher über die Geburt. Bei miniberlins Schwangerschaft undenkbar. Nun weiß ich, was ich will. Doch ist es das Richtige? Antworten dazu und zu vielem mehr fand ich in Nora Imlaus „Das Geburtsbuch“.*

3 Bausteine der Geburt: Vorbereiten, Erleben, Verarbeiten

Nora richtet sich mit ihrem Buch nicht nur an „Neu-Mamas“, sondern explizit auch an Mütter, die bereits eine oder mehrere Geburten hinter sich haben. Damit holt sie mich sofort ab, denn auch ich muss eine Geburt verarbeiten und die kommende vorbereiten – ohne mich dabei von der vergangenen zu verrückt machen zu lassen. Das ist nicht einfach.

Was mir sehr hilft, ist es, nochmals den Geburtsablauf zu verstehen. Mit weniger Pathologie und mehr aktiven Ratschlägen. So beschreibt Nora genau, wie eine Geburt in der Reihenfolge abläuft, zeigt aber trotzdem, was in den jeweiligen Phasen hilft, was die Frau tun kann und wie sie Unterstützung bekommen kann. Was dabei auffällt: Es wird immer wieder die positive Herangehensweise hervorgehoben, egal in welcher Phase man steht und welchen Verlauf die Geburt letztendlich nimmt.

Je klarer Frauen positive Erwartungen an ihre Geburtserfahrung formulieren, desto positiver erleben sie statistisch gesehen die Geburt. (Nora Imlau)

Ratschläge an die werdende Mutter ziehen sich durch das Buch. Sei es eine Liste der Dinge, wie Frauen sich selbst durch die Geburt helfen kann oder wie der Schmerz durch die eigene Wahrnehmung erträglich werden kann.

Schmerz – ein zentrales Thema

Machen wir uns nix vor: so’ne Geburt tut weh und das nicht zu knapp. Selbst wenn man mit PDA und anderen schmerzlindernden Mitteln eine schmerzarme Geburt wünscht…es tut trotzdem zu irgendeinem Zeitpunkt weh. Das ist es, was Frauen am meisten vorab Angst macht und wohl auch den Geburtsverlauf stark beeinflusst. Doch wenn man sich schon vorab andere Gedanken macht und den Fokus davon weg lenkt, so kann die Geburt positiv beeinflusst werden.

Ein Läufer, der auf einen Marathon trainiert, weiß natülich irgendwo im Hinterkopf, dass ihm währenddessen irgendwann garantiert die Beine wehtun werden. (Nora Imlau)

Was das mit einer Geburt zu tun hat? Ich kann euch ja nicht alles verraten. Aber eines noch dazu: theoretisch hat Nora Recht, ob es praktisch auch so sein wird, wird sich zeigen. Doch meine Einstellung hat sich geändert. Ich kann die Schmerzen nicht verhindern, die da kommen. Aber ich kann sie annehmen und nutzen. Und wenn ich sehe, wie mein mancher Mann schon bei einem Schnupfen leidet, dann bin ich mir sicher, dass ich das meistern werde. Zumindest die Einstellung dazu ist in mir in der Vorbereitung. Danke Nora!

Es gibt viele Wege auf die Welt – Geburten im Überblick

So sehr ich auch eine natürliche Geburt plane, so sehr ist es manchmal nicht zu beeinflussen. Bei miniberlin war ich keineswegs darauf vorbereitet, was während eines Kaiserschnitts passieren kann. Diesmal bin ich es und das beruhigt. Denn es scheint doch ganz anders zu sein als alles, was man im TV oder in Erzählungen hört. So werden die unterschliedlichen Möglichkeiten verschiedenster Geburten genau erklärt: Klinik, Hausgeburt, Kaiserschnitt (ob ungeplant oder geplant) und auch eine Geburt in einem Hebammengeleiteten Kreissaal. Alle scheinen auf den ersten Blick ähnlich und doch hat man bei jeder andere Möglichkeiten. Das Schöne: Nora beschreibt alle Situationen ohne Wertung. Sie verurteilt keine Klinikgeburt oder gar einen Kaiserschnitt. Sie hebt sogar hervor, dass es für manche Frauen gefühlsmäßig der bessere Weg ist oder manchmal auch einfach nicht anders geht. Die Abschnitte „Zehn gute Gründe für eine Geburt in…“, die jedem Geburtsort und -weg folgen, finde ich toll. Darin findet man sich wieder, wenn man hinter seiner Wahl des Geburtsortes steht. Man nickt, man macht Häkchen und man fühlt sich ein bisschen sicherer, für sich die richtige Wahl getroffen zu haben.

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Dank vielen Ratschlägen habe ich meinen Geburtsplan fertig.

Es gibt ebenso ein Kapitel zu besonderen Geburten. Dazu zählen Zwillingsgeburten, aber auch stille und Frühgeburten. Gerad zu den letzten beiden kann ich nichts sagen, denn ja, ich habe die Kapitel überblättert. Ich bin mir bewusst, dass es sowas gibt. Doch so kurz vor der Geburt möchte ich meine Gedanken nicht trüben. Ja, ich verkrafte die Infos dazu auch nicht! Doch trotzdem ist es gut, dass darüber geschrieben wird, da es sicherlich vielen Frauen hilft. Und sie gehören zum Thema „Geburt“ einfach dazu.

Ästhetik und Aufklärung in einem

Neben vielen Fakten, Informationen und Beispielen werden einzelne Abschnitte und Situationen mit wunderschönen Fotos bebildert. Wer nun denkt, er sieht die unverblümte Wahrheit einer Geburt, dem kann ich nur teilweise Recht geben. Die Fotos von Kerstin Pukall sind schön, ästhetisch aber nicht gestellt. Sie entstanden in den vorher beschriebenen Situationen – auch während eines Kaiserschnitts. Sie zeigen den Moment des Ankommens als Mutter und Baby, sie zeigen Glück und Erleichterung. Ich selbst musste beim Lesen gerad auf diesen Seiten innehalten, Erinnerung an das Ende von miniberlins Geburt kamen hoch und die Freude auf die kommende Geburt wuchs doch tatsächlich in mir. Denn dieses Gefühl, es geschafft zu haben, das Ziel in den Armen zu halten, überwiegt zumindest in mir der Angst, die auch etwas mitschwingt. Und so sind diese Bilder nicht nur schön, sondern auch hilfreich.

So, mehr Bücher werde ich wohl nicht mehr zum Thema Geburt schaffen. Ich glaube auch, dass das nicht nötig ist.

Liebe Grüße
eure Bella

*Hierbei handelt es sich um einen Affiliate-Link zu Amazon. 

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