Mit und Ohne: Ohne Kind ins Hotel bedarf kein Verbot

4. März 2016
familieberlin
Kleinkind | Reisen

Gemeinsam mit meiner Freundin Eni vom Blog Thirty Ehrlich habe ich eine kleine Serie: Mit und Ohne. Eni lebt ein Leben ohne Kind, ich- wie ihr wisst- ein Leben mit Kind. Ich frage mich öfter, wie das so ist, ohne Kind, z.B. in Urlauben oder bei Freundschaften. Und genau darum geht es hier. Denn Eni hat diesselben Fragen- nur andersrum. Wir schreiben einmal im Monat gemeinsam über ein Thema- die eine mit, die andere ohne Kind. Diese Woche polarisiert uns unser Thema selbst sehr, denn es geht um ein Kinderverbot in Hotels. Ich habe dazu meine spezielle Meinung und ich vermute, Eni hat eine ganz andere.

Seit einiger Zeit wird es online und offline heiß diskutiert: das offene Kinderverbot in einem Brandenburger Wellnesshotel. Stimmen werden laut und rufen „Juhu, endlich“ oder auch „Das ist diskriminierend“. Meine gehört zu keiner der beiden Aussagen. Oder doch? Ich finde es per se falsch, Menschen (denn ja, Kinder gehören zur Gattung Mensch) von etwas auszuschließen. Ich finde es auch falsch, wenn Frauen, stillende Frauen, Männer mit und ohne Haare, Dicke, Dünne, egal wer von etwas ausgeschlossen werden.

Mit Kindern habe ich andere Reiseziele

Gesunder Menschenverstand reicht doch aus! Denn ich würde mit meinen Kindern gar nicht erst in ein schickes Wellness-Hotel fahren. Denn wie der Begriff „Wellness“ schon vermuten lässt, möchte ich mich entspannen und Ruhe genießen und das geht nun am besten allein bzw. mit meinem Mann. Ich möchte nicht aufpassen, dass mein Kind am Pool langsam läuft, nicht ins Wasser „kackat“, sich am Buffet halbwegs benimmt und auf den Gängen leise ist. Wenn es heißt, dass wir mit unseren Kindern in den Urlaub wollen, wäre diese Hotelkategorie nicht primär auf unserer Liste. Dafür braucht es keine Verbote und auch keine Mitmenschen, die uns darauf aufmerksam machen.

Auch ich suche Ruhe im Wellnesshotel

Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit vor miniberlin. Als wir unsere Hotels danach auswählten, wo definitiv kein Kinderbereich oder -pool angeboten wurde, wo auf der Speisekarte kein Räuberteller zur Auswahl stand oder mit einem Buggy-Verleih geworben wurde. Doch nach einem expliziten Kinderverbot suchten wir nicht. Wir suchten diese ruhigen entspannenden Hotels, in der die Chance einfach gering war, Kinder zu treffen. Denn sind wir nun mal ehrlich: Kinder sind laut, benehmen sich oft anders als ein Großteil der Gesellschaft es für richtig hält und finden Pupsgeräusche im Whirpool witzig. Das musste ich damals nicht haben- aber heut auch nicht.

Sonnenaufgang, Urlaub mit Kleinkind, Baby, Ferienwohnung

Mit Kind suche ich andere Ziele…und andere Wege der Entspannung

Ich weiß, dass ich kleine Kinder habe und ich weiß, wie sich ein Großteil der Gäste in einem Wellness-Hotel benimmt. Dass das nicht zusammen passt, sollte jedem klar sein. Ich gehe in keine Fleischerei, wenn ich kein Fleisch esse. Ein Schild „Vegetarier verboten“ ist dazu nicht nötig. Ich gehe auch in kein Kindercafé, wenn ich in Ruhe lesen will. Das bedarf auch keinem Hinweis „Ohne Kinder Zutritt verboten“. Jeder kann sich ungefähr vorstellen, was einen erwartet. In der Fleischerei, im Kindercafé und auch im Wellness-Hotel.

Menschen machen Verbote- warum?

Doch genauso wenig wie ich ein offenes Verbot gegenüber Kindern oder anderen mag, mag ich diese Menschen, die laut „Juchu“ schreien und mich darauf hinweisen müssen, dass kinderfreie Bereiche dringend nötig sind, da sie sich von Kindern diskriminiert fühlen. Denn mal ehrlich: sind Kinder so schlimm, dass man öffentliche Räume schaffen muss, wo sie keinen Zutritt haben? Wie sollen sie dann lernen, sich in der Gesellschaft zu bewegen und auch zu benehmen? Nicht alle Kinder sind gleichzeitig frech, laut, haben eine gelbe Rotznase und schmeißen mit Spaghetti. Nur manche und ich glaube, auch die machen das nicht permanent. Und ich wage zu bezweifeln, dass sich diese Befürworter von Kinderverboten in ihren jungen Jahren anders verhalten haben. Es ist wie immer eine Frage des Maßes- beiderseits. Ich möchte nicht mit rollenden Augen angeschaut werden, wenn mein Kind im Restaurant oder Café ohne Spielbereich einen Wutanfall bekommt. Genauso wenig erwarte ich, dass sich jemand freut, wenn ihm in der Sauna ein kleiner Popo vor die Füße rennt und laut ruft „Guck mal Mama, der hat nen Pullermann!“.

Auch wenn die Debatte um kinderfreie Hotels ein anderes Ausmaß hat als die ums öffentliche Stillen, der Ursprung ist doch derselbe: Kinder sind nicht mehr Gang und Gebe. Sie gehören nicht mehr für alle zur Gesellschaft dazu und damit auch nicht die Eltern, sofern sie sich denn als solche zu erkennen geben.

Eni ist selbst gerade in diesem besagten Hotel. Sie genießt die Ruhe eines kinderfreien Hotels. Doch ist dafür wirklich ein Verbotschild nötig?

2 Kommentare

  1. Eine sehr gesunde Einstellung, liebe Bella! Darin sind wir uns ja einig ;-)

    Und warum Menschen Verbote machen? Hmmm, weil sie ihre Ruhe haben wollen? Weil es Regeln gibt und geben muss? Nachdem ich gestern mit dem Hoteldirektor des Esplanades gesprochen habe, habe ich verstanden, dass es eben nicht um ein Verbot geht, sondern eher um eine Spezialisierung. Die einen spezialisieren sich eben auf kinderlos, die anderen auf Fitness, andere Hotels wiederum auf Senioren oder auf Engländer. Schön finde ich, dass es hier auch kein Schild gibt „Kinder verboten“. Denn das fänd ich persönlich auch nicht schön.

    Also liebe Bella, so weit auseinander liegen wir mit unserer Meinung gar nicht. Nur dass ich es tatsächlich großartig finde, dass es Hotels mit der Spezialisierung „Keine Kinder“ gibt ;-)

    Deine Eni

    Antworten
  2. „Gesunder Menschenverstand reicht doch aus! Denn ich würde mit meinen Kindern gar nicht erst in ein schickes Wellness-Hotel fahren. Denn wie der Begriff „Wellness“ schon vermuten lässt, möchte ich mich entspannen und Ruhe genießen und das geht nun am besten allein bzw. mit meinem Mann. Ich möchte nicht aufpassen, dass mein Kind am Pool langsam läuft, nicht ins Wasser „kackat“, sich am Buffet halbwegs benimmt und auf den Gängen leise ist.“

    An sich denke ich das auch – am Urlaub als Familie im Wellnesshotel haben doch weder Kinder noch Eltern Freude… aber offenbar sehen das nicht alle so.
    Ich erinnere mich an ein langes Wellnesswochenende in einem sehr netten Wellnesshotel. Am Samstag kamen plötzlich die Familien an und dann wars vorbei mit den Entspannung. Die Eltern entspannten sich und waren froh, sich mal nicht um die Kinder kümmern zu müssen, die derweil laut quietschend mit Anlauf in den Pool sprangen. Am Pool liegen und lesen – damit wars dann vorbei. Stille, Ruhe? Pustekuchen.
    Und leider brauchts dafür nur eine Familie, der das völlig schnuppe ist, ob sich andere Leute entspannen wollen. einem Erwachsenen kann ich sagen: Bitte, seien Sie ruhig, sie sind nicht allein hier.
    Einem Kind? Erstens werd ich dann in den meisten Fällen böse angemacht, dass das halt noch Kinder seien und die seien nun mal lauter. Und zweitens … naja, Kinder toben sich naturgemäß gerne aus.
    Und genau für solche Fälle gibt es dann Hotels, in die Kinder nicht DÜRFEN, damit man dort auch ab Samstag am Pool liegen und lesen kann.

    (Und ja, Eltern sagen in dem FAll gerne, sie könnten das ausblenden. ICH kann es nicht. Erstens habe ich keine Übung darin, weil das nicht Teil meines Alltags ist und zum anderen wüsste ich auch nicht, WARUM ich das tun sollte, wenn ich es könnte. Niemand würde erwarten, dass ich die Baustelle vorm Hotel einfach ausblende, wenn mich der Lärm stört. Außerdem ist meine Lärmempfindlichkeit durchaus ein Grund, warum ich mich nicht allzu oft mit Kindern umgebe…)

    LG, Ilona

    Antworten

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