Mamarollen: Ich bin…geduldig.

11. März 2016
familieberlin
Mamarollen

Seit einiger Zeit mache ich mir Gedanken darum, was Mütter so alles sind. Wir vereinen so viele Rollen, wachsen oft über uns hinaus und sind auch einfach mal am Ende unserer Kräfte. Ihr kennt diese Werbespots, Texte und Satiren, in denen es darum geht, dass Mütter Manager, Putzfrau, Geliebte und vieles mehr sein sollen. Darin geht es immer um die meist positive Vielfalt der Rollen…an der Oberfläche. Ich möchte mehr in die Tiefe gehen und einzelne Rollen oder Eigenschaften beleuchten. In einer kleinen Kolumne erzähle ich aus meinem Leben, Gedanken, Fragen und auch Probleme, die vielleicht viele Mamas unter uns haben. Mal sind diese Inhalte nachdenklich, lustig oder provozierend, aber sie sind immer ehrlich. Denn ich möchte etwas mehr Ehrlichkeit unter uns und auch im Blog. Vieles sieht schön aus, im richtigen Moment festgehalten oder auch einfach verschwiegen. Doch das Mama- oder auch ELTERNleben hat Höhen und Tiefen, nichts ist perfekt, aber trotzdem ist es schön. Darum geht es von nun an in Mamarollen: Ich bin…

geduldig.

Vor einigen Tagen schrieb ich mit einer Freundin. Sie ist vor wenigen Wochen Mama geworden. Sie schrieb, dass ihre Tochter abends oft unruhig ist und schlecht in den Schlaf findet…und im nächsten Satz stellte sie schon in Frage, ob sie eine gute Mutter sei. Der Satz erschütterte mich und zum anderen kenne ich ihn so gut. Denn wie oft habe ich in den ersten Wochen oder Monaten überlegt, ob ich eine gute Mutter sei. Auch heute frage ich mich das, wenn miniberlin wieder schreiend an meinem Bein hängt, sich nicht anziehen will oder abends nicht einschläft.

Geduld, die Tugend einer Mama

Ich erzählte meiner Freundin, wie wir diese ersten Wochen überstanden haben, was uns half und wie wir in diesen unruhigen Momenten reagierten- auch von unserem langen Weg und vielen Rückschlägen. Ihre Antwort: Wow, da muss Geduld wohl zu meiner neuen Tugend werden. Denke ich an die ersten Wochen und unruhigen Momente mit miniberlin zurück, dann hat sie es sehr gut in ein Wort gefasst: Geduld.

Bis zu miniberlins Geburt kannte ich sie kaum, denn wenn ich etwas wollte, dann sofort. Alles musste ich sofort haben, umsetzen oder anstoßen. Nichts durfte warten! Miniberlin lehrte mich etwas anderes…in kurzer Zeit.

Ich bin geduldig, weil ich Mama bin.

  • miniberlin möchte gern Spaghetti mit den Händen essen. Ich warte, bis sie fertig ist… Und mache den Mist dann weg.
  • Es ist 20.17, der Tatort läuft und ich sitze immer noch an miniberlins Bett und halte sie fest. Ein Glück gibt es Streaming und Mediatheken.
  • Der linke Schuh ist zum dritten Mal auf dem rechten Fuß gelandet, aber helfen darf ich nicht? Ich schreibe den Kollegen, dass ich 10 Minuten später komme.
  • Zwischen Kindergarten und Zuhause warten gefühlte 10.000 Pfützen, die rufen „Spring in mich rein“. Dann wartet der Haushalt eben auf den Abend und der neue Blogbeitrag auf den nächsten Tag. Wir müssen Pfützenhüpfen!

 

Nicht immer ist sie da

Denn diese „Tugend“ zieht sich seitdem durch mein Leben, doch nicht freiwillig. Ich bin nach wie vor ein ungeduldiger Mensch. Doch trotzdem habe ich gelernt, dass es diese Ungeduld zusammen mit Kindern noch schlimmer macht. Dem Kind die Schuhe wegnehmen und sie ihr anziehen? Ganz großes Drama, das definitiv länger dauert als 10 Minuten. Miniberlin ins Bett bringen mit der Uhrzeit im Nacken? Keine guten Voraussetzungen, denn ich bin der Meinung, Kinder riechen diese Ungeduld… und nutzen sie. Wie oft stand ich abends an ihrem Bett und wollte, dass sie schläft? Und wie oft lag ich dann Stunden bei ihr, in denen ich am Ende innerlich flehte, dass nun endlich Ruhe sei.

Ist es wirklich Geduld, die hilft?

Was sich bis hierher so easy anhört, ist aber nicht immer präsent. Auch dir liebe Freundin, muss ich sagen: Geduld ist zwar gut und schön, aber sie wird dich auch oft verlassen. Denn nicht immer habe ich eine Stunde Zeit für den Heimweg, möchte im Supermarkt jede Paprika einzeln bestaunen oder warte darauf, dass Hose, Pulli und Co endlich am Kind sind und nicht vor ihr liegen. In diesen Momenten, in denen ich nicht geduldig bin, wünsche ich sie mir so sehr zurück. Oder aber ein Psychologie-Studium, mit deren Wissen ich miniberlin indirekt erfolgreich überzeugen könnte, jetzt so zu handeln, wie Mama es will. Auch das habe ich nicht. Doch eines beruhigte mich vor kurzer Zeit. Ich traf eine Kleinkindpädagogin, deren Sohn vor ihr brüllend auf dem Boden lag und genau alles allein machen wollte. Ganz gleich, dass sie gleich einen Arzttermin hatten und die Zeit drängte. Sie hatte kein Patentrezept, keine Geheimnisse ihres Studiums, die sie mir preisgab, denn auch sie konnte nichts dagegen tun. Keine umgekehrte Psychologie, keine leeren Versprechungen, keine heimlichen Tricks. Ihr Sohn brüllte. Punkt. Doch da fiel mir auf, dass es nicht unbedingt Geduld sein muss, die in diesen Momenten hilft. Es war das falsche Wort, was mir im Kopf war. Ich kann noch so geduldig auf mein Kind einreden, selbst wenn ich drei Stunden Zeit für den Heimweg hätte. Den Unterschied macht etwas anderes: Ruhe. Ich bleibe ruhig.

Was macht ihr in diesen Momenten, in denen es eigentlich schnell gehen muss?

Liebe Grüße
eure Bella

3 Kommentare

  1. Ein wunderbarer Artikel und ich kann diese Ungeduld so sehr nachvollziehen. Ich bin auch die Ungeduld in Person, das macht mich so oft auch einfach unruhig. Und genau das liegt der Knackpunkt – wir müssen nicht allein geduldiger werden, wir brauchen mehr Ruhe in uns. …

    Arbeiten wir einfach daran, denn keine Mutter wurde als Mutter geboren, es ist einfach ein Weg den wir gemeinsam gehen – gemeinsam mit unseren Kindern. Mit unseren Liebsten. Ein Weg der uns zur Familie formt!

    Ich wünsche Dir Ruhe – ich wünsche Dir innere Ruhe.

    Drück Dich
    JesSi Ca

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  2. Ruhe und Humor helfen immens. Und sich das Wort MUSS aus den Gedanken streichen. Das ist allerdings nicht einfach, aber das einzig wahre.

    In den ersten Monaten, als abendlich Einschlafprobleme und Schreiatakken anstanden, habe ich den Sohn ins Tagebuch genommen und habe IMMER das gleiche Lied gesummt und mich hin und her gewogen. Der Kölner würde sagen: geschunkelt. Dabei habe ich mich natürlich gelangweilt. So auf Dauer. Man ist müde und schunkelt da so vor sich hin, das Kind wird ruhig, aber braucht noch eine Weile bis es richtig eingeschlafen ist….Da hab ich einfach ein Buch gelesen oder mir den Laptop mit Kopfhörer in ein Regal auf Augenhöhe gestellt und mir ne Seifenoper angesehen. Das kann man auch summend und schunkelnd und ist abgelenkt. Und schwups ist das Kind eingeschlafen und man hat es nicht gemerkt.

    Was lesen, während das Kind im heimischen Flur bockt wirkt auch. Man ist da und ist so langweilig anders beschäftigt. Dann geht´s plötzlich schnell.

    Aber das kann man ja auch nicht immer. Es gibt im Grunde kein Rezept. Ein bisschen erschreckend.

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  3. Hey, ein sehr schönes Thema. Und wie gut, dass du das ansprichst: wir müssen ganz viel sein als Mutter, und können es einfach nicht immer erfüllen. Deshalb sind wir längst keine „schlechten Mütter“. Unsere Ansprüche an uns selbst sind es, die falsch sind! Daher: ich versuche, in genannten Fällen ruhig zu bleiben. Und stimmt, Humor ist echt immer hilfreich. Außerdem ist es in vielen Fällen gar nicht so schlimm, wenn es ein bisschen später wird. Aber hin und wieder muss Endspurt sein. Und wenn ich dann mal ausflippe, weil die Kinder einfach nicht wollen, entschuldige ich mich zwar hinterher bei ihnen, aber habe kein schlechtes Gewissen. Denn ich bin auch nur ein Mensch, der sein bestes geben möchte. Also Mamas, cool down. Laura von http://www.heuteistmusik.de

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