Wenn Kinder spielen

13. Oktober 2015
familieberlin
Kleinkind

Miniberlin hat ein neues Hobby: sie liebt es, zu telefonieren. Natürlich präferiert sie es, in den Hörer zu winken oder sogar auf dem Bildschirm meines Smartphones mit Oma und Opa zu reden. Geht das aber nicht, telefoniert sie auch mit einer alten Fernbedienung oder einem Stück Pappe. Wenn sie dann fertig ist und alle Anweisungen ins „Telefon“ gebrabbelt, gebrüllt und gelacht hat, legt sie auf- und drückt auf den Knopf. Egal, ob da einer ist oder nicht. Denn das gehört zu ihrem Spiel. Genauso, wie es beim Zähneputzen dazu gehört, ihrem Äffchen etwas Zahnpasta zu geben oder wie sie Ihre Bücher gern falsch herum liest. In miniberlins Spiel ist alles erlaubt, denn in ihrer Welt gibt es noch keine Grenzen.

Kindersorgen sind anders

Ich bewundere diese Unbeschwertheit und diese pure Neugier jeden Tag. Sie kann zu ein und demselben Lied wochenlang tanzen und freut sich immer wieder aufs Neue, wenn ich ihr meine Zunge rausstrecke und Grimassen schneide. Sie legt größten Wert darauf, dass sie ihr Bett jeden Morgen aufs neue leer räumt und so erwartet sie uns immer schon mit ihren drei bis sechs Nuckeln, ihrer Wasserflasche und ihrem Äffchen in den Händen. Und passt alles nicht in ihre kleinen Hände, dann probiert sie solange, bis es geht. Oder sie weint. Denn das ist ihre Welt, das sind ihre Sorgen.

Ja, ich bin neidisch auf mein Kind

Jeden Tag aus Neue bin ich neidisch auf diese Sicht. Ich wünschte mir manchmal, dass ich auch so unbeschwert sein kann. Keine Gedanken an eine Deadline, keine Sorgenfalte wegen aktueller Nachrichten. Wie lange bleibt ein Kind noch so unbekümmert und frei? Irgendwann wird sie merken, das nur ein Smartphone das einzig wahre zum Telefonieren ist und Pappe in den Müll gehört. Dass es echt peinlich wird, wenn Mama zum Spaß die Zunge rausstreckt. Dass der Bach mit den Enten, über die sie sich aktuell JEDEN Tag freut, nicht so spektakulär ist und die vielen Bäume um uns rum selbstverständlich. Es gibt einen Satz, den ich schon sehr früh in miniberlins Babytagebuch geschrieben habe: Bewahre es dir, jeden Morgen mit einem Lachen aufzuwachen, bewahre dir das Staunen über die Bäume und Natur und sehe niemals etwas als selbstverständlich an.

Meine Falten lassen ahnen, dass niemand für immer sorglos bleibt

Wenn ich mir mein kleines Wunderwerk so ansehe, kann ich mir kaum vorstellen, dass sie jemals anders sein wird. Wenn ich mir aber meine mittlerweile tiefe Furche zwischen den Augen ansehe und merke, wie ich morgens noch im Halbschlaf den Kiefer aufeinander presse, weiß ich, dass es auch mal anders sein wird für sie. Deswegen werde ich wohl einen weiteren Satz in miniberlins Tagebuch schreiben: Behalte es dir bei, dich ab und zu auf die kleinen Dinge des Lebens zu besinnen- sei es eine Blume oder die Sonne am Morgen. Lass dir einfach ein Lächeln aufs Gesicht zaubern- auch wenn niemand da ist. Und das wichtigste: Telefoniere auch mal wieder mit einem Stück Pappe und brabbel dich frei.

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  1. Lesestunde #9 | papaquatsch…t - […] Wenn Kinder spielen: Mit Pappe kann man auch telefonieren (familieberlin) – Auch hier wird fleißig telefoniert :-) […]

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