Von viel Nähe zu vielen Worten: unser Einschlafritual

16. Oktober 2015
familieberlin
Familienleben | Kleinkind

Schon vor der Geburt haben wir von vielen Seiten gehört: Kinder brauchen einen festen Rhythmus- gerad, wenn es ums Schlafen geht. Ein stetiges Einschlafritual am Abend soll dafür sorgen, dass Babys und Kleinkinder sich an den Tag- und Nachtrhythmus gewöhnen und so langsam runterkommen und ruhiger werden. Das haben wir beherzigt. Seitdem miniberlin 6 Wochen alt war, ist sie nicht mehr spät mit uns ins Bett, Wir haben sie schon früher ins Familienbett gelegt, dass sie sich ans Bettgehen und Einschlafen gewöhnt.

Unser Weg zum Durchschlafen

Seitdem miniberlin 3 Monate alt ist, haben wir ein festes Lied, welches ich ihr vorsinge, herrberlin ist eher der, der es nur summt. Egal wer es sang oder summte, sie lag dabei in unserem Arm, wir kuschelten und blieben so lange zusammen, bis sie einschlief. Nähe prägte ihr Einschlafen und ich gebe offen zu: nicht nur mein Kind brauchte diese Nähe zum Runterkommen und Einschlafen, auch ich genoss es, mit ihr zu kuscheln und bei ihr zu sein. Gerad als miniberlin in den Kindergarten kam, brauchte sie diese enge Bindung umso mehr, teilweise dauerte so unser Einschlafritual über eine Stunde und das Einschlaflied wurde mehrmals gesungen. Ein bisschen erinnerte mich das an eine springende Schallplatte von früher. Doch es half meiner Tochter, sie schlief sanft ein und schon bald durch. Es mag jeder eine andere Meinung zu dieser Ein- und Durchschlafproblematik haben, doch ich bin fest der Meinung, dass diese stetige Nähe zwischen uns und unserem Kind dafür sorgte, dass miniberlin bald durchschlief. Sie wusste: Mama und Papa sind da, wenn was ist, sind sie sofort zur Stelle.

Genau diesen Satz sagen wir heute noch zu ihr, jeden Abend und  immer, wenn sie wach wird, aufschreckt oder schlecht schläft. Dann steht einer von uns an ihrem Bett und zeigt ihr: wir sind da. Auch wenn sie nicht mehr bei uns im Zimmer schläft. Doch nicht nur das hat sich geändert, nach und nach hat sich auch unser Einschlafritual verändert. Schleichend und vom Kind gewollt. Wo früher viel Nähe war, sind heute viele Worte.

Worte bestimmen unser Einschlafritual

Während ich miniberlin sonst immer im Arm hatte, ihr etwas vorsang und sie ihren Kopf an meine Schulter legte und sich ganz fest hielt, zeigt sie heut schon vorher, bevor der erste Ton erklingen kann, auf ihr Bett. Ok, nun habe ich ja schon gestanden, dass ich nicht singen kann. Vielleicht hat sie es nun auch durchschaut. Und statt langer Lieder möchte sie nun lieber eine Geschichte hören. Mittlerweile läuft mein kleines Baby schon vor dem Zubettgehen zum Regal, zieht ein Buch ihrer Wahl heraus und legt es neben ihr Bett oder auf den Sessel. Das soll es heut sein, das möchte sie hören. Und wo sie früher beim Einschlafen und Vorlesen noch meine Hand hielt- ganz fest, so dass ich sie nicht los bekam eh sie fest schlief- zieht sie heut ihre kleinen Finger weg von mir und umklammert ihr Plüschäffchen. Und so sehr ich es auch versuche, sie möchte es nicht. Sie braucht ihren Platz, ihre Ruhe und ihr Äffchen.

Manchmal macht es mich traurig, dass sie schon so groß zu sein scheint, dass sie mich immer weniger braucht. Dabei ist sie erst 20 Monate. Doch wenn sie dann vor dem Schlafengehen im Wohnzimmer auf dem Sofa turnt und immer wieder zwischen Springen, Klatschen und Singen ihren Kopf auf meinen Schoß legt und mir einen feuchten Babykuss aufdrückt, dann weiß ich: sie braucht mich doch, nur anders. Sie weiß, dass ich da bin und ich gebe mein Bestes, dass immer zu sein. Sie braucht abends nicht noch mehr Mensch und Nähe um sich, um den Tag voller Kinder, Lärm und Aktivitäten zu verarbeiten. Offensichtlich benötigt sie Ruhe, und das ohne Nähe. Auch wenn es mir schwer fällt, muss ich das akzeptieren.

4 Kommentare

  1. Awweewww was für ein toller berührenden Artikel. Oh wie schön schön schön und iCh sage DIR genau so war es bei der Motte auch und heute liebe ich die Abende an diesem sie mich mit großen Kulleraugen anschaut, meine Hand nimmt und fragt ob ich noch bleiben kann….Dann lege ich mich zu ihr (Vorteil wenn das Bett groß ist) und bleibe neben ihr liegen bis ihr Athem ganz flach wird – und noch ein bisschen länger…. Und im Grunde brauche ich diese Abende genau so sehr wie sie – manchmal sogar ein Bisschen mehr…..

    Ich drücke und knutsche Dich
    JesSi

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    • Ja. ich habe auch gerad den Eindruck, dass ich diese Zeit mehr brauche als sie. Aber auch durch andere Gegebenheiten im Umfeld, die mich merken lassen: es kann nicht immer alles so sein, genieße so viel du kannst. Diese Gedanken haben Kinder noch nicht, beneidenswert eigentlich. ;)

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  2. Liebe Bella,
    danke für die tollen Worte. Sie bestärken uns sehr was das Einschlafen betrifft. Unsere Kleene ist jetzt 12 Wochen alt. Andere Mamas erzählen immer, dass sie das Kind ins Bettchen legen und es alleine einschläft. Das macht unsere nicht. Wir waren schon zur Schlafberatung bei einer Hebamme, weil wir dachten es sei nicht normal. Aber außer Schnuller und Pucken (haben wir vorher schon probiert) hatte sie auch keine weiteren Tipps. Oh doch: das Buch „jedes Kind kann schlafen lernen“. Nun weiß man ja, dass das nicht ohne Tränen ablaufen wird und die Babys aus Frust resignieren. Das wollen wir auf keinen Fall. Zumal ich so schon manchmal mit weine, wenn wir sie absolut nicht trösten können :(
    Kurzum: Sie braucht uns zum Einschlafen. Das sagt meine Mama auch immer wieder. Also bleibt sie so lange auf unserem Arm bis sie schnubbelt. Wenn wir sie ablegen können, ist das gut. Und wenn nicht, kommt sie eben schlafend mit auf die Couch bis wir ins Bett gehen (Couching heißt bei uns aber nicht unbedingt fernsehen, sondern eher lesen, reden, telefonieren).
    Ich genieße das kuscheln sehr, weil es auch so schnell vorbei ist, wie man bei euch sieht ;)
    LG Mani

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    • Liebe Mani, ich finde es toll, dass ihr euch der Meinung der Hebamme nicht annehmt und auf euer Herz und den Bauch hört- denn das ist wichtig. Das baby ist mit 12 Wochen noch lang nicht „in der Welt“ angekommen, will Nähe und Wärme wie in Mamas Bauch. Ich habe mein Kind getragen, geschleppt (das mache ich heute noch…), sie auf mir und neben mir schlafen lassen. Nächte lang. Klar, es gibt auch Kinder, die das brauchen und das für Jahre, die trotz Nähe nicht allein schlafen. Das ist doch aber auch nicht schlimm, denn es ist das wichtigste fürs Kind, zu merken, dass Mama und Papa da sind. Genieße das Kuscheln, etwas beneide ich dich. ;) LG bella

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