Mama mit zwei Gesichtern: Diese andere Frau in mir

15. November 2014
familieberlin
Baby | Mamasein

Kürzlich habe ich eine Frau kennengelernt. Ich habe sie schon ab und an gesehen, aber nie wirklich wahrgenommen. Ich weiß, dass sie einmal flüchtig genickt hatte, das war mein erster Kontakt mit ihr. Trotzdem war sie stets ruhig. Ich kann auch nicht sagen, dass ich sie wirklich kenne, aber dennoch hatte ich kürzlich eine intensive Begegnung mit ihr.

Letzte Woche brachte ich miniberlin abends ins Bett, wir hatten einen langen Tag. Ich freute mich auf einen entspannten Abend auf dem Sofa, auf ein ruhiges Abendessen. Den ganzen Tag hatte ich einen kleinen Schatten, auf dem Schoß, auf dem Arm. Nicht einmal ins Bad konnte ich allein ohne Tränen und Gebrüll. 4 Zähne gleichzeitig, sagte ich mir immer wieder…die ersten Krabbelversuche…das ist nur eine Phase. Als ich miniberlin endlich ins Bett brachte, hatte ich Hunger und war müde. Doch sie dachte nicht ans schlafen. Hinsetzen, hochziehen, hin und her wälzen, weinen…alles hielt sie vom Schlafen ab. Nicht mal gemeinsames Kuscheln half. Der Abend wurde länger und länger, es verging eine halbe Stunde, ein Ganze. Mein Magen knurrte immer lauter, mein Rücken tat weh vom Tragen und Wiegen. Auf ihr heißgeliebtes Schlaflied reagierte sie nicht mehr, gemeinsames Träumeplanen war umsonst. miniberlin brüllte und meckerte.

Und dann traf ich diese Frau. Sie kniete an miniberlins Bett. Erst flüsterte sie kaum hörbar „Bitte bitte, schlaf doch endlich!“, dann wurde sie bestimmter…aber stets nur ein Flüstern. „Bitte bitte, du musst Mama doch auch mal Ruhe gönnen…ich habe Hunger und brauche eine Pause… ich komme doch nachher zu dir und schlafe neben dir.“ Nichts half, die Stimme dieser Frau brach langsam und ich hörte ein Schluchzen. Tränen liefen über ihr Gesicht, der Magen knurrte und langsam zitterten die Beine von dieser Haltung über dem Bett.

Tja, was soll ich sagen. Ich fühlte mich in dem Moment wirklich so, als hätte ich von oben auf mich herab geschaut, als wäre ich eine Beobachterin. Diese Situation, die bis dato noch nie da war, fand ich so befremdlich. Und ich weiß nicht, soll ich mich dafür schämen? Ich habe mich vor mir selbst erschrocken, denn da merkte ich, wie fertig ich war. miniberlin ist absolut kein anstrengendes Kind, im Gegenteil. Aber wenn man 24 Stunden mit diesem kleinen Wesen zusammen ist und keinerlei Ausgleich hat außer wenige Stunden am Abend und diese dann auch noch langsam flöten gehen….ja dann seht ihr ja, wie ich mich fühle. Und all diese guten Ratschläge, die man dann von Fremden, Nicht-Mamas und Ungefragten bekommt, sind einfach weg. Ich weiß selbst, dass es nur eine Phase ist, dass es wieder vorbei geht und dass miniberlin mich doch nur bei sich haben wollte. Das wusste ich in dem Moment sehr gut und auch jetzt. Trotzdem ist irgendwann auch mal Schicht im Schacht. Was macht ihr in solchen Momenten? herrberlin bezeichnete es freundlich als Lagerkoller (er war an diesem Abend nicht zu Hause) und irgendwie hat er auch Recht. Den ganzen Tag bin ich mit meiner miniberlin beschäftigt, mit unserem Heim, mit unserem Haushalt. Und gerade an Tagen, wo ich keinen Ausgleich durch Arbeit oder Freunde habe, sucht mich der Lagerkoller heim. Er packt mich und ich wäre am liebsten woanders. Nicht lang, vielleicht zwei Stündchen, aber dennoch: woanders.

Am Ende ist miniberlin nach knapp drei Stunden eingeschlafen, in meinem Arm. Und so konnte ich um 22 Uhr doch endlich etwas essen, um danach ganz schnell ins Bett zu gehen und mich an sie zu kuscheln. Denn eigentlich wollte sie mich ja nur bei sich haben.

Eure, manchmal müde
Bella

1 Kommentar

  1. Oh man, das könnte ich sein.
    Unser zweites Kind war ein Schreikind. Diese Szene hatten wir täglich.

    Mamapower!

    Viele Grüße
    Anja

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige
Innonature